Wohin und wie fahren die Deutschen am liebsten in den Urlaub? Zu den wichtigsten Trends gehören Städte und Kultur sowie Nord- und Ostsee

Die Urlaubspropheten geben sich optimistisch: "Die Deutschen sind wieder reisefreudiger, der Reiseweltmeister meldet sich zurück", sagt Prof. Dr. Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der B.A.T. Stiftung für Zukunftsfragen in Hamburg. Auch Petra Cruz Deyerling, Präsidentin des Corps Touristique (CT), das ausländische Tourismusorganisationen vertritt, ist zuversichtlich: "Die Umsatzzahlen der Tourismusbranche werden weit über dem allgemeinen Wirtschaftswachstum liegen." Eins steht fest: Am Urlaub wird nicht gespart!

Für Ulrich Reinhardt liegen die Gründe auf der Hand: "Die Unsicherheitsphase nach der zweijährigen Krise ist beendet, außerdem schlägt die demografische Entwicklung durch, immer mehr ältere Bürger sind unterwegs. Und zwar hauptsächlich in Deutschland", sagt der Urlaubsforscher. Zwei Fünftel aller Reisen finden hier statt. Auch die mittlere Generation entdeckt das eigene Land wieder, weil die Destinationen viel getan haben. "Jetzt fahren viele Urlauber statt ans Mittelmeer wieder an Nord- und Ostsee - einfach klasse!" Dabei geht der Kampf um Bayern und Ostsee in die nächste Runde, "beide liefern sich bislang ein Patt", sagt Reinhardt. "Von Januar bis November 2012 zählte das Statistische Bundesamt rund 400 Millionen Übernachtungen in Deutschland - vier Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum", sagt Claudia Gilles, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Tourismusverbandes (DTV). Das sei vor allem der hervorragenden Infrastruktur und dem guten Preis-Leistungs-Verhältnis geschuldet.

Einen weiteren Trend sieht Claudia Gilles im Kurz- und Spontanurlaub in kleineren und größeren Städten. Ihre Prognose: "Der Städtetourismus wird sich dynamisch entwickeln." Dabei liegt Hamburg mit mehr als zehn Millionen Übernachtungen weit über dem Bundesdurchschnitt. Was jedoch die Hitparade der internationalen Reiseausgaben anbelangt, so haben die Chinesen die Deutschen 2012 erstmals überholt. (China ca. 68 Mrd. Euro; Deutschland 65,5 Mrd. Euro). "Es ist keine Schande, von der aufstrebenden Nation mit einer 16-fach größeren Bevölkerung überholt zu werden", sagt Petra Cruz-Deyerling.

Im Ländervergleich sind die Hamburger Reiseweltmeister, geben sie doch mit 150 Euro pro Tag deutlich mehr Geld für den Urlaub aus als der Bundesdurchschnitt, der für den gesamten Haupturlaub insgesamt nur 1093 Euro investiert, hat Ulrich Reinhardt ermittelt. Der Hamburger reist zwar seltener, dafür weiter und mit 14,7 Tagen um zwei Tage länger als der durchschnittliche Bundesbürger.

Schon jetzt ist es bei 36 Prozent der Bevölkerung (Vorjahr: 35 %) so gut wie sicher, dass 2013 eine Urlaubsreise unternommen wird, so die Ergebnisse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR). Übereinstimmend sehen die Tourismusexperten neben Deutschland und Österreich auch die Mittelmeerdestinationen ganz vorn. "Den Dreiklang Sonne, Sand und Meer sucht der Urlauber vor allem in der Türkei. Das Land profitiert von der politischen Unsicherheit in Griechenland und Nordafrika."

Allerdings könnten die teils drastisch gesenkten Preise in diesen Destinationen trotzdem manchen Sparfuchs überzeugen. Aber auch Spanien und Italien werden weiterhin deutsche Urlauber in den Süden locken. Als Top-Fernreiseziele 2013 freuen sich nach wie vor Nordamerika mit Kanada sowie die Karibik über deutsche Urlauber. Auch Asien verzeichnet Zuwachsraten, vor allem China, Thailand und die Malediven. Obwohl man sich im Urlaub am liebsten erholt, ist "mit der Strandliege allein" laut Corps Touristique heute nur noch eine Minderheit zufriedenzustellen. Lieber erholt man sich bei Aktivitäten wie Wandern und Radfahren; gern wird eine neue Sportart ausprobiert. "Auch Kultur im Urlaub boomt", sagt Ulrich Reinhardt. Dazu zählt neben der Kirchenbesichtigung gern auch mal ein Straßenfest.

Wachstum ist ebenso in bislang kleineren Segmenten wie Kreuzfahrt, Radreisen, Wellness und Bauernhofurlaub zu erwarten. Überdurchschnittlich viele Hamburger gönnen sich eine Winterreise als Zweiturlaub: Mit 15 Prozent belegen die hanseatischen Skifahrer einen Spitzenplatz. Kein Wunder, dass die Frühjahrsferien in den ersten beiden Märzwochen in Hamburg auch gern Skiferien genannt werden.

Ein weiterer Tourismus-Trend: Urlauber setzen verstärkt auf Qualität. Reisen müssen gut organisiert, aber trotzdem individuell sein. Urlaub von der Stange - nein danke. Auf diesen Anspruch stellen sich neben zahlreichen Spezialanbietern zunehmend auch große Pauschalreiseveranstalter ein. Für eine Reiseplanung über einen Veranstalter spricht das "Alles-aus-einer-Hand-Prinzip" mit Ansprechpartnern in Deutschland, die bei Beschwerden oder Krisen im Zielgebiet helfen.

Als Transportmittel wählen deutsche Urlauber hauptsächlich das Auto und das Flugzeug. Mit Ausnahme von Österreich und Italien wird innerhalb Europas meistens der schnelle Weg mit dem Flieger gewählt. Der Hamburg Airport präsentiert auf der "Reisen Hamburg" eine Vielzahl attraktiver Flugverbindungen. Niemand möchte in den kostbarsten Wochen des Jahres Zeit verlieren. "Denn Urlaub kommt dem Paradies am nächsten", sagt Ulrich Reinhardt.