Das Loev Hotel ist nicht nur für Gäste eine der ersten Adressen in Binz, auch Rügener gehen hier gerne abends einen Cocktail trinken.

Zeigt sich die Wintersonne, gibt es unter den Gästen kein Halten mehr. Mit einem guten Frühstück im Bauch, schnell noch einmal auf das Zimmer, Sonnenbrille auf und los geht's. Nach und nach füllt sich die Hauptstraße in Binz, die Flaniermeile des traditionsreichen Ostseebads auf der Insel Rügen. Nach dem Spaziergang gibt es in der Brasserie des Hotels Loev Quark-Kirsch-Mohn-Torte und dazu eine große Tasse Milchkaffee. Die Ostsee ist in Sichtweite, schließlich ist das Loev nur rund 50 Meter von der Seebrücke entfernt. Wer eines der oberen Zimmer ergattert, kann auch vom Balkon den Seeblick genießen.

Dass sich das Eckhaus in klassischer weißer Bäderhausarchitektur in dieser Lage besonders für ein Hotel eignet, erkannten die früheren Besitzer bereits vor über 100 Jahren. In dem um 1900 erbauten Wohnhaus namens Villa Vineta eröffneten wenige Jahre später eine Gaststätte und 1925 ein Hotel. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden im Obergeschoss Wohnungen eingerichtet, der Gaststättenbetrieb im Erdgeschoss lief weiter. Zu DDR-Zeiten fiel das Haus in den Besitz des Kreisbetriebes der Handelsorganisation (HO). Zwei Jahre nach der Wende kaufte es die Rügener Familie Kurowski und führte zunächst das Restaurant weiter. Sie ließ es 1993 wegen schlechter Bausubstanz komplett abreißen, im Bäderstil neu bauen und eröffnete ein Jahr später das Hotel Vineta mit 38 Zimmern, einem Pub im irischen Stil, Restaurant und der Tanzbar Atlantis. "Bei dieser Lage wollten wir uns einfach weiterentwickeln", sagt der 52-jährige Arne Kurowski. Als der Tourismus in Binz wieder auflebte, lag es für ihn nahe, an die Geschichte des Hauses anzuknüpfen und Hotelier zu werden.

Das Schicksal des Hotels Vineta wiederholte sich gleich nebenan, ein Haus weiter in Richtung Seebrücke. Das frühere Haus namens Goldener Löwe wurde zur gleichen Zeit erbaut, war ebenfalls erst ein Hotel mit Restaurant, nach dem Krieg Flüchtlingsherberge und später HO-Gaststätte mit Pension. Andreas Wilhelm, der ursprünglich aus der Diskothekenszene kam, kaufte das Haus nach der Wende und führte es als Bistro und Disco weiter. Auch dieses Haus wurde abgerissen und 1997 im Bäderstil als Hotel eröffnet.

Vier Jahre später riefen Kurowski und Wilhelm eine Kooperation und damit das Hotel Loev ins Leben. Nach rund zehn Jahren fühlte sich Wilhelm zu anderen Aufgaben hingezogen. Arne Kurowski zögerte nicht lange und tauschte mit seinem Nachbarn Wirtshaus gegen Hotel. Seit 2009 führt die Familie das Haus.

Und wieder wurde es Zeit für Veränderungen. Die Kurowskis ließen die Brasserie mit regionaler und internationaler Küche einrichten, vergrößerten die Bar, richteten die 77 Zimmer im klassischen Stil mit großzügigen Bädern ein, machten den Tanzraum dicht und schafften Platz für einen neuen Fitness- und Spa-Bereich. Im vergangenen Jahr schlossen sie außerdem die legendäre Disco und beherbergen seitdem die staatliche Spielbank.

"Ein Kaminzimmer mit Bibliothek richten wir auch noch ein", sagt Tochter Ina Kurowski, die sich um das Marketing kümmert. Ihre Schwester Tina ist für den Wellnessbereich zuständig, Mutter Ute für die Zimmer und Vater Arno für die Finanzen. So geht es im Loev familiär zu. "Viele Gäste kennen uns, da setzen wir uns schon mal dazu, um zu klönen", berichtet Ina Kurowski.

Das Haus lebe von den Leuten, die hier arbeiten, untereinander und mit den Gästen werde ein herzlicher Umgang gepflegt. Dass viele das zu schätzen wissen, bestätigt auch Barkeeper Jörg Kiauk, der seit 2007 zur Familie gehört, gerne besondere Drinks empfiehlt, neue Cocktails kreiert, Tanznächte und Blueskonzerte plant.

Die ersten Gäste kommen vom Strandspaziergang zurück. Während die einen in der Brasserie Platz nehmen und sich auf ein Sanddornmenü mit Zanderfilet, Wirsing und Sanddorn-Crème-brulée freuen, schlüpfen andere in den Bademantel, um einen Saunagang oder eine Massage zu genießen. Spezialität des Hauses ist die von Masseur Eric Clasen entwickelte Entspannungsmassage "Loev Senses", die verschiedene Techniken vereint.

Die familiäre Atmosphäre dürfte dem Loev noch lange erhalten bleiben, Nachwuchs gibt es schon: Ina Kurowski ist seit einem halben Jahr Mutter der Zwillinge Greta und Max.