Kleine Fluchten: Das Hotel Njord am Kranichsee in Hahnenklee punktet mit dänischer Lockerheit und einer sportlichen Note.

Wer lange nicht im Harz war und trotzdem noch immer dem Vorurteil anhängt, dass dort die Hotellerie allerorten verstaubt sei und die meisten Gäste mit dem Rollator unterwegs seien, sollte mal wieder in dieses vielfältige Mittelgebirge fahren: Es hat sich dort viel getan in den vergangenen Jahren, neuerdings auch auf der Westseite. Zum Beispiel in Hahnenklee, einem Ortsteil von Goslar, durch 16 Kilometer Serpentinenstraße von der idyllischen Mittelalterstadt getrennt.

Ein paar Schritte entfernt von der berühmten Stabkirche, dem Hahnenkleer Wahrzeichen, hat eine dänische Investorengruppe um Jørgen Henriksen, den früheren National-Torwarttrainer, vor knapp vier Jahren ein entsprechendes Zeichen gesetzt und ein 70er-Jahre-Haus in ein frisch-fröhliches Hotel für Gäste aller Altersklassen verwandelt. Hyggeliges Ambiente, also dänisch-gemütlich mit hellem Holz und Designer-Sitzmöbeln von Arne Jacobsen oder Charles Eames, gibt dem Haus einen zeitgemäßen Charakter. Moderate Preise für Übernachtung, Essen und Trinken sowie eine Atmosphäre, wie sie sportlich-aktive und unkomplizierte Gäste der jüngeren und mittleren Jahrgänge schätzen, haben dem Njord schnell deutliches Lob im Gästebuch und in Bewertungsportalen sowie viele Stammgäste eingebracht. Dänen, Holländer und Hamburger sind darunter stark vertreten.

Dieser Erfolg ist nicht zuletzt ein Verdienst von Markus Brandenburg und seiner Mannschaft. Der 40 Jahre alte Direktor aus Hamburg hat Erfahrungen in der Schweiz, auf dem sogenannten Traumschiff "Deutschland" und im Hamburger Radisson gesammelt, bevor er 2008 das Hotel Njord in der Umbauphase übernahm. Der Ton im Team ist locker, man duzt sich, wie es in Dänemark üblich ist. An der Rezeption erfährt der Gast schon beim Einchecken auf einer Bildtafel das Wichtigste über die Mitarbeiter. Da ist "Nergiz, die nette Frohnatur", die wir genau so am Abend im Restaurant Madhus erleben. "Dibke, die Kräuterkralle" heißt eigentlich Christoffer Dibke, ist Azubi in der Küche und ein Kenner der Gewürze, die im Hotelgarten wachsen. Und "Carmen, der Sonnenschein" ist Frau Ambrosi, die Assistentin der Hausdame Gabi, die aus Hahnenklee stammt und deshalb die besten Tipps für die Umgebung verraten kann.

Gerade mal 25 Zimmer geben dem Haus einen fast familiären Charakter. Aus neun Junior-Suiten, Maisonette-Wohnungen und Appartements können die Gäste auf den Kranichsee schauen. Er gehört zum Gewässersystem der Oberharzer Wasserwirtschaft, einem Weltkulturerbe.

Romantiker werden zu zweit den Liebesbankweg einschlagen, Kulturfreunde ein Konzert in der Stabkirche besuchen und die Wintersportler in den nächsten Wochen sich der Herausforderung auf den Pisten und Loipen stellen - alles fast vor der Haustür.

Danach mag man es sich nett machen, etwa in der Sauna oder in den Whirlpools, im Kaminzimmer oder am Abend im Restaurant. Thomas Wahnschaffe, "der Herr der Töpfe", serviert neben Spezialitäten aus der Region, zum Beispiel Fleisch und Bio-Käse vom Harzer Höhenrind, gern und oft nordische Leckereien: mal Rentierfleisch, mal Kanapees vom Polarbröd, am liebsten gleich ein großes, vielfältiges skandinavisches Büfett.

Die kleine Truppe um Markus Brandenburg bemüht sich um freundliche Nähe zum Gast, ohne sich ihm auch nur entfernt als eine Art Animateur aufzudrängen. Man arrangiert zuweilen gemeinsame Ausflüge, stapft schon bald wieder auf Schneeschuhen durch die Landschaft oder lässt sich von Schlittenhunden aus einer nahen Huskyfarm durch den Winterwald ziehen. Anschließend, beim Glögg am offenen Feuer oder ein, zwei Wodkas aus Brandenburgs Sammlung, immerhin 50 verschiedene Sorten aus aller Welt, tauen rot gefrorene Nasen rasch auf.