Malaria in Griechenland und Denguefieber auf Madeira: Infizierte Mücken breiten sich aus. Mittlerweile 18 nachgewiesene Fälle auf Madeira.

Auf der Insel Madeira sind erstmals 18 nachgewiesene Fälle von Denguefieber aufgetreten. Bei weiteren 191 Personen besteht akuter Verdacht. Dr. Jonas Schmidt-Chanasit, Leiter der Virusdiagnostik vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg, sagt: „Reisende, die von einem Madeira-Aufenthalt zurückkehren, sollten bei Fieber dringend einen Tropenmediziner aufsuchen.“ Es handelt sich um den größten Ausbruch von Denguefieber in Europa seit 1927. Damals kam es zu einer Epidemie in Griechenland mit mehr als einer Million Infizierten.

Zwar wurden die mutmaßlich über Schiffe oder Flugzeuge aus den USA eingeschleppten Mücken bereits 2005 auf der portugiesischen Atlantikinsel entdeckt, doch bisher war es noch zu keiner Infektion gekommen. „Problematisch ist“, sagt Tropenmediziner Dr. Schmidt-Chanasit, „dass die infizierten Gelbfieber-Mücken, wenn sie erst einmal da sind, sich nicht mehr ausrotten lassen. Sie übertragen das Denguevirus über die Eier von Generation zu Generation“. Und: Sie sind tagaktiv.

Das Denguefieber, wegen der starken Gelenkschmerzen auch Knochenbrecherkrankheit genannt, kommt in mehr als 100 Ländern vor, vor allem in Südostasien, der Karibik und Mittel- und Südamerika. Das Virus verursacht Muskel- und Gliederschmerzen, bei wiederholter Infektion auch innere Blutungen. Bisher gibt es weder eine Impfung noch eine Therapie. Urlauber sollten sich sorgfältig mit Antimückensprays schützen. Gerade im Herbst und Winter ist die Insel aufgrund ihrer milden Temperaturen als Reiseziel sehr beliebt.

Immerhin gibt es Hoffnung im Kampf gegen diese tückische Infektion aus den Tropen: Forscher haben erstmals einen Impfstoff entwickelt, der teilweise gegen die Tropenkrankheit immun macht. Bei Versuchen mit 4000 thailändischen Kindern war der Impfstoff in 30,2 Prozent der Fälle wirksam.

Auch in der Karibik, beliebtes Reiseziel für sonnenhungrige Urlauber, breitet sich das Denguefieber in diesem Jahr überproportional stark aus. Auf Puerto Rico und in der Dominikanischen Republik haben die Behörden bereits eine Dengue-Epidemie ausgerufen. Mit mehr als 4000 Erkrankungen sollen sich die Fälle in der Dominikanischen Republik gegenüber 2011 fast vervierfacht haben. Bislang wurden zwölf Todesopfer bekannt, unter ihnen mehrere Kinder.

Mehrere Malariafälle sorgen jetzt auch in Griechenland für Schlagzeilen. Die ansonsten eher in tropischen Regionen verbreitete Krankheit wird von Stechmücken übertragen, die besonders zwischen Abend- und Morgendämmerung aktiv sind. Nach Angaben des Tropeninstituts meldeten die Behörden in Abdera (Xanthi, Ostmakedonien und Thrakien) einen neuen Malariafall. Damit sind seit Jahresbeginn 51 Malaria-Infizierte landesweit registriert. Die Krankheitsfälle wurden im Evrotas-Tal (Lakonien) sowie in Markopoulo und Marathon (Attica) gemeldet.

Immerhin: Die infizierten Mücken können den Parasiten nicht an ihre Nachkommen übertragen, wie das bei Viren der Fall wäre. Deshalb gilt es als wahrscheinlich, dass die gehäuften Malariafälle nur eine Saison andauern.

Einen besorgniserregenden Anstieg von Malariafällen gibt es unterdessen in Indien, und zwar im Bundesstaat Goa, dessen Strände bei Urlaubern sehr beliebt sind. Mit mehr als 900 Malariafällen in Goa seit Jahresbeginn sind die Zahlen bereits jetzt höher als im gesamten Vorjahr. Nach Einschätzung der Gesundheitsbehörden muss mit einem weiteren, monsunbedingten Anstieg in den kommenden Wochen gerechnet werden.

Malaria kommt vor allem in Afrika, Mittel- und Südamerika sowie Südost-Asien vor. Erreger ist ein Parasit, der rote Blutzellen befällt und durch Moskitos übertragen wird. Jedes Jahr infizieren sich etwa 300 Millionen Menschen damit. Die Symptome zeigen sich mit hohem Fieber, Kopfschmerzen, Schüttelfrost. Malaria kann unbehandelt zum Tod führen. Es gibt zwar keine Impfung, aber geeignete Prophylaxemittel.

In Tunesien warnen die Behörden vor West-Nil-Fieber. Im Oktober sind acht neue Erkrankungen bestätigt worden. Damit sind im Jahresverlauf landesweit 15 Fälle (davon zwei in Monastir, fünf in Kebili und acht in Gabes) bekannt geworden. Ein 69-jähriger Mann ist bereits an der Krankheit gestorben. Auch in Serbien, im Kosovo, in Griechenland, Kroatien und in Italien wurden im Sommer mehrere West-Nil-Fieber-Fälle gemeldet. Auch deutsche Urlauber hatten sich nach Angaben des Bernhard-Nocht-Instituts in Montenegro und auf Korfu mit dem Virus infiziert.

Das West-Nil-Virus wurde erstmals 1937 bei einer erkrankten Frau im West-Nil-Distrikt von Uganda identifiziert. Bei 80 Prozent bleibt die Infektion ohne erkennbare Symptome. Kinder und ältere Menschen mit angegriffenem Immunsystem können ernsthaft erkranken. Kopfschmerzen, starke Übelkeit, Gliederschmerzen, Hautausschlag und geschwollene Lymphdrüsen gehören zu den häufigsten Anzeichen. Die Infektion erinnert an eine Sommergrippe. In manchen Fällen kommt es jedoch zu einer Hirnhautentzündung.

Überträger ist die Hausmücke. Durch den sehr warmen Sommer 2012 in Südeuropa konnte sich das Insekt stark vermehren – und damit den Krankheitserreger schneller ausbreiten. Auch das West-Nil-Virus überträgt sich über viele Mückengenerationen und ist deshalb besonders gefährlich. Die infizierten Mücken lassen sich in den neuen Gebieten nicht mehr ausrotten.

Seit 1999 ist das West-Nil-Virus auch in den USA heimisch. Allein in diesem Jahr wurden 3545 Krankheitsfälle mit 147 Todesfällen beim Center for Disease Control and Prevention (CDC) registriert. Der Bundesstaat Texas – vor allem rund um die Metropole Dallas – ist besonders betroffen, aber auch Louisiana und Mississippi. Mit 400 neuen West-Nil-Fieber-Fällen innerhalb einer Woche steigen die Erkrankungen in diesen Tagen weiter an.

Die Asiatische Tigermücke hat längst Mittelmeerländer wie Italien und Kroatien erreicht, auch in der Schweiz und in Baden-Württemberg wurde sie bereits gefunden. Die schwarz-weiß gestreiften, aggressiven Insekten sind in ihrer tropischen Heimat als Überträger von mehr als 20 Viren bekannt – darunter Denguefieber, West-Nil- und Gelbfieber. 2007 war die Asiatische Tigermücke in der norditalienischen Region Emilia-Romagna verantwortlich für eine Epidemie des Chikungunyafiebers, eine Krankheit, die starke Gliederschmerzen hervorruft. Normalerweise kommt die Krankheit nur in Afrika und in subtropischen Ländern vor. Es gibt bisher weder eine Impfung noch eine Therapie.

Und wie kann man sich gegen Mückenstiche schützen? Tropenmediziner raten in den gefährdeten Gebieten zu Anti-Mücken-Spray, das auch tagsüber angewendet werden sollte, und zwar alle drei bis vier Stunden. Nachts ist es besser, in klimatisierten Räumen oder unter Moskitonetzen zu schlafen. Hilfreich ist Anti-Mücken-Kleidung, die mit sogenannten Pyrethroiden imprägniert ist.

Bei Malaria gibt es zwar geeignete Prophylaxemittel, doch viele Urlauber verzichten noch immer aus Sorglosigkeit darauf, um es nach der Reise zu bereuen: Nach Studien des Münchener Instituts für Tropenmedizin und des Berliner Robert-Koch-Instituts hatte die Hälfte der an Malaria erkrankten Deutschen keine Mittel zur Vorsorge im Gepäck.

Tipps: Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, www.dtg.org, Bernhard-Nocht-Institut, www.bni-hamburg.