Sonne satt am Wochenende. Der Herbst zeigt sich von seiner goldenen Seite. Abendblatt.de verrät drei Tipps für die gestresste Seele.

Der Herbst zeigt sich am Wochenende von seiner sonnigen Seite. In Hamburg sind Temperaturen von 21 Grad Celsius angesagt. Da heißt es: Nichts wie hinaus aus der Wohnung und hinein in die Natur. Wohin es gehen könnte, zeigen drei Tipps aus den „Kleinen Fluchten”.

Frieslands schönste Seiten entdecken

Der stattliche Gutshof bietet idyllische Ruhe und friesisch feines Ambiente.

Eine Insel der Seligen sei das "Landhaus Steinfeld", bekannte unlängst ein prominenter Gast. Er kommt seit Jahren nach Greetsiel, um so richtig auszuspannen und "nichts außer Himmel, Wasser und grünen Wiesen zu sehen". Der langgestreckte, vor 160 Jahren gegründete Gutshof mit der Klinkerfassade und dem leuchtend roten Schieferdach liegt inmitten einer parkähnlichen Landschaft, gerahmt von altem Baumbestand, an der Stirnseite begrenzt von einem Kanal. Am Bootsanleger dümpelt ein kleiner Kahn, der zu einer gemütlichen Partie auf dem Wasser einlädt. Fenster und Türen sind frisch gestrichen, der Rasen so gepflegt, als wäre er mit der Nageschere geschnitten.

Dies war nicht immer so. Als Peter Werner, ein Betriebswirt aus Frankfurt am Main, das Anwesen übernahm, war es in einem desolaten Zustand. Gemeinsam mit seiner Partnerin Christa Ludscheidt verwandelte er es in eines der schönsten Hotels Ostfrieslands. Die ehemalige Dortmunder Unternehmerin brachte ihr Know-how und ihre Kontakte mit ein. 1990 war es endlich so weit, das Landhaus Steinfeld öffnete seine Pforten. Zu den ersten Bewunderern des neuen Hotels zählte Verleger und Kunstmäzen Henri Nannen, der sich als Erster im Gästebuch verewigte. Die Verbindung zu "Old Henri" reicht über seinen Tod hinaus. Schöne Drucke von Originalen aus der Emder Kunsthalle schmücken seitdem die Wände.

Die Zimmer mit den hohen Sprossenfenstern sind rustikal eingerichtet, wie es sich für ein Landhaus gehört. Hier dominiert helles Holz mit dezenten Schnitzelementen. Besonders schön: die großzügig geschnittenen Badezimmer mit ihrer angenehmen Beleuchtung. Ein Schmuckstück ist das "Gutsherrenzimmer", eine riesige Suite, die mit bemalten Bauernmöbeln ausgestattet ist. Selbstverständlich ist auch für Wellness gesorgt. Das ganz in Blau-Weiß gehaltene Hallenbad liegt unter einem blitzenden Sternenhimmel und lässt bei den Urlaubern selbst bei Stürmen keine schlechte Laune aufkommen.

Das Restaurant ist die gute Stube des Hauses. Friesischer geht's nicht. Blau gestrichene Wände, die Bezüge der Stühle blau gemustert. Blütenweiße Spitzengardinen hinter geblümten Vorhängen und Kugellampen auf schlanken Pfosten. In dieses Ambiente passt die gehobene gutbürgerliche Küche; die Spezialität ist Greetsieler Krabbensuppe, nach der man sich noch später an der urigen, gut sortierten Bar nebenan die Lippen leckt.

In seinem etwa zwanzigjährigen Bestehen hat das Landhaus Steinfeld manche Berühmtheit gesehen. Viele sind inzwischen Wiederholungstäter. Ein weltbekannter Dirigent schaut immer gern vorbei und verlangt stets dasselbe Zimmer im Erdgeschoss, von dem aus er einen direkten Zugang zum japanischen Garten des Parks hat. Umgeben von verstreuten Felsen, Steinlaternen und exotischen Sträuchern schimmert ein Teich mit kostbaren Koikarpfen. Otto, das Urbild aller Ostfriesen, war natürlich auch schon hier. Er hinterließ eine launige Zeichnung mit lachendem Ottifanten und schrieb kurz und bündig: "Einmal Landhaus Steinfeld immer Landhaus Steinfeld."

Von Uta Buhr

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Thalasso und Goldbroiler

Das Neptun-Hotel in Warnemünde wird 40 - einige der Mitarbeiter sind schon seit 1971 dabei.

Für die Brüder Michael und Jörg-Peter Sellmann war es so etwas wie ein Hauptgewinn, als sie 1971 beide einen Lehrvertrag vom Warnemünder Neptun-Hotel in Händen hielten. Der monumentale Bau, der 64 Meter hoch zwischen den Dünen des Ostseebads emporragt, war gerade erst eröffnet worden und galt damals als das Prestige-Objekt der DDR. 40 Jahre sind inzwischen vergangen, und die Sellmanns sind noch immer dort. Michael ist zum Küchenchef aufgestiegen, Jörg-Peter zum Oberkellner.

Es ist eine wechselvolle, manchmal widersprüchliche Geschichte, für die das Neptun steht. Dass es ein Kind seiner Zeit ist, sieht man der Fassade des Betonriesen an, und das spiegelt sich noch heute im gediegenen Luxus seiner Einrichtung. Längst hat es sich zu einem von Legenden umrankten Wahrzeichen für den Ort entwickelt, weithin sichtbar, vor allem für jene, die von See aus anreisen. Im Volksmund hieß der Bau, der als Unterkunft für sogenannte "Devisenausländer" geplant war und dann doch zu 80 Prozent vom Feriendienst des DDR-Gewerkschaftsbundes FDGB genutzt wurde, schon früh das "Hotel der Spione".

Die Staatssicherheit gehörte zu den Stammgästen, und Devisen-Beschaffer Alexander Schalck-Golodkowski hatte lange Zeit eine eigene Suite in der 16. Etage. Trotzdem galten dem Haus viele Sympathien. Im Keller nämlich lockte vor der Wende das "Daddeldu", laut Hotelleitung die erste Diskothek der DDR. Im Erdgeschoss duften heute wie einst die "Goldbroiler", die Brathähnchen, und ganz oben lockt die Sky-Bar, in der sich bei schönem Wetter das Dach zum Himmel öffnen lässt. Zimmer mit extra großem Schreibtisch, Damenzimmer mit Spiegelschränkchen, selbst eine eigene Haustieretage gibt es in der Edel-Herberge. Sie leistet sich nach wie vor ihre eigene Patisserie, und die einstige Kurmittelabteilung ist heute eine vielfach preisgekrönte Wellnessoase samt originalem Thalasso-Zentrum.

Eine Reihe prominenter Gäste reisten im Laufe der Jahre an. Schauspieler wie Armin Mueller-Stahl oder Hanna Schygulla, die Kronprinzessin Mary von Dänemark und Kosmonaut Sigmund Jähn waren darunter, ebenso Politiker aller Couleur wie Willy Brandt, Helmut Kohl und Angela Merkel, Fidel Castro, Walter Ulbricht und seine Lotte. Jörg-Peter Sellmann hat ihnen allen schon das Wasser oder auch mal den Champagner gereicht. Doch er winkt gelassen ab: "Man lernt solche Leute ja nicht kennen. Mit denen hält man ein bisschen Small Talk - bitte, danke, das war's." Viele seien darauf bedacht, möglichst unauffällig bedient zu werden. Jörg-Peter Sellmann schmunzelt, wenn er an einen Besuch Fidel Castros zurückdenkt: "Der wollte gar nicht bemerkt werden. Einmal hat er es wirklich geschafft, zu verschwinden. Alle haben ihn gesucht, es herrschte große Hektik, bis man ihn im Wellenbad fand, wo er zufrieden allein umherschwamm."

Die Brüder kommen ins Erzählen. Von dem amerikanischen Box-Promoter Don King, der ganz und gar nicht zurückhaltend gewesen sei, sondern laut polternd in die Küche kam, um Eisbein zu fordern. Oder von dem Durcheinander, als 1975 einmal ein Scheich zu Gast war und eine ganze Etage für sich und sein Gefolge in Anspruch nahm. "Da standen überall welche von der Security, ließen niemanden durch und kontrollierten die Essenslieferung."

Beinahe gerät bei den Erzählungen in Vergessenheit, dass es zu DDR-Zeiten einen Vertrag mit dem FDGB gab, der festlegte, dass im 14-tägigen Wechsel mindestens 560 Plätze im Haus an Werktätige der DDR vergeben werden sollten. 310 Mark zahlten diese Urlauber inklusive Vollpension. Dass das Neptun trotzdem mit "S+200" in die höchste Preiskategorie der Republik fiel, lag daran, dass es auch gastronomische Einrichtungen im Hause gab, die im Rahmen der Vollpension nicht verfügbar waren. Michael Sellmann: "20 Prozent der Betten durften wir ja privat verkaufen. Da kamen dann zum Beispiel Bäcker oder Fleischer, alle, die etwas mehr Geld hatten. Von 1971 bis 1989 war das immer der gleiche Gästekreis. Danach veränderte er sich komplett."

Jetzt waren es fast nur noch Dienstreisende, die ins Neptun kamen. Sellmann: "Normale Bürger haben sich erst mal 'nen Videorekorder gekauft, eine Hi-Fi-Anlage oder ein Auto. Reisen innerhalb Deutschlands waren in der Zeit kaum gefragt." Diejenigen aber, die in den neuen Bundesländern Unternehmen gründeten oder als Vertreter unterwegs waren, mieteten in dem Warnemünder Hotel häufig dauerhaft Zimmer, die sie als Büros nutzten. Ein Luxus, den sich heute kaum jemand mehr leisten könnte. Die Übernachtungspreise in dem Fünf-Sterne-Haus liegen zwischen 100 und 510 Euro. Was die Gastronomie angeht, so hat man nur in der Broiler-Bar noch das Gefühl, dass die Zeit stehen geblieben ist. Ansonsten gibt es anstelle von Toast Hawaii und Currycremesuppe eher Kreationen wie das "Tatar vom Weidenrind mit Forellenkaviar und Räucheraalfilet" oder den "Ostsee-Steinbutt an rotem Kaviarrahm und Algensalat".

Wenn Gäste heute etwas über die Zeiten wissen wollen, als das Haus in der Hand der Stasi war, winkt Michael Sellmann lachend ab: "Mich hat nie jemand gefragt, ob ich da mitmachen will. Und aufgedrängt hab ich mich nicht." Eine Frage, die er nicht mehr hören mag, ist die, ob es denn vor oder nach der Wende schöner war. Er versichert: "Jede Zeit hat ihre Vor- und Nachteile. Wir haben damals herrliche Partys hier gefeiert, und das tun wir heute auch."

Von Katja Bülow

Mit königlichen Privilegien gesegnet

Seit fast 500 Jahren sind Gäste hier willkommen - ein idealer Ort, um zur Ruhe zu kommen.

Dänemark hat 112 königlich privilegierte Kros. Eigentlich ist es einer mehr, aber der 113. steht einige Kilometer südlich der heutigen Grenze in Schleswig-Holstein. Es ist der "Historische Krug" in der Ortschaft Oeversee, und dieses behagliche Haus hat tatsächlich eine lange Geschichte. 1519 als Krug urkundlich erwähnt, war es 1864 bei der Schlacht von Oeversee zwischen Österreichern und Dänen das erste Feldlazarett des gerade ein Jahr zuvor eingerichteten Roten Kreuzes, und noch einmal gut 100 Jahre später gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der "Romantik Hotels". 1983 schließlich wurde hier die erste Ayurveda-Beauty-Farm in Norddeutschland eröffnet - mit einem 890 Quadratmeter großen Bade- und Thermenbereich, Sauna, Solarium, Hammam, Schwimmbad und Whirlpool.

Wie ein kleines Dorf im Dorf liegt das Gelände des "Historischen Krugs" am Ufer der Treene, mit Gästehäusern, dem Badehaus, dem historischen Haupthaus mit den Restaurants sowie einem Kräutergarten, einer Liegewiese, einem Wintergarten. Es ist hier schon ein weiter Weg zurückgelegt worden von dem schlichten Krug mit den vier Betten, die einst vom König vorgeschrieben waren, um Reisende aufzunehmen. Das "königliche Privileg" wurde dem Kro 1624 zum ersten Mal verliehen, kam jedoch mit strikten Vorschriften daher: Den Reisenden waren zu jeder Mahlzeit drei Gerichte vorzusetzen, dazu Bier umsonst. Der Krüger durfte andererseits aber auch steuerfrei Brot backen, Schnaps brennen und Bier brauen und das auch außerhalb des Krugs verkaufen. Schließlich hatte er darauf zu achten, dass seine Gäste nicht "in unmäßiges Saufen und Prassen" verfielen.

Ob das auch heute noch strikt eingehalten wird, haben wir nicht ausprobiert. Obwohl der Genussfaktor im heutigen "Historischen Krug" besonders hoch ist, mit exquisiter Küche und edlen Weinen. Diese Küche ist kreativ, abwechslungsreich und immer saisonabhängig, denn den größeren Teil seiner Waren wird von Biohöfen und ausgesuchten Lieferanten der Umgebung bezogen: Lamm von der Halbinsel Eiderstedt, Ochsen von holsteinischen Weiden, Gänse und Enten von einem Aufzuchtbetrieb in der Nähe, wo die Tiere frei laufend auf großen Weiden und Wiesen aufwachsen, Fisch aus Dänemark, Wild von einem befreundeten Jäger.

Seit 1815 befindet sich der Krug im Besitz der Familie Hansen-Mörck. Hans Hansen-Mörck übernahm ihn 1959 in der fünften Generation, und er war es, der den Betrieb mit viel Stil und Gespür zu dem heutigen "Romantik Hotel" ausbaute - gemeinsam mit seiner charmanten Frau Lenka, die in Asien die Ayurveda-Heilkunst kennen und schätzen gelernt hatte. In Indien entstand Ayurveda vor mehr als 3000 Jahren. In Norddeutschland hatte noch so gut wie niemand etwas davon gehört, als sie vor merh als 25 Jahren ihren Ayurveda-Bereich im Hotel eröffnete. "Die Leute dachten am Anfang, dass wir hier unmoralische Dinge anböten", sagt sie lachend: "Vierhändige Massagen zum Beispiel, das hat bei einigen offenbar die Fantasie in falscher Richtung angeregt!" Derartige Missverständnisse gehören längst der Vergangenheit an, und der Krug wird mit seinem speziellen Angebot zum idealen Ort für stressgeplagte Zeitgenossen: einmal zur Ruhe zu kommen und auf höchst angenehme Weise regenerieren. Verschiedene Angebote, vom "Verwöhn- Wochenende" bis hin zur zehntägigen Reinigungskur machen es dem Gast leicht, sich für eine Ayurveda-Behandlung zu entscheiden.

Hans Hansen-Mörck verstarb 1994, seither wird das traditionsreiche und doch auch so zeitgemäße Haus von seiner Frau Lenka Hansen-Mörck weitergeführt. Ein Geheimnis des Erfolgs: Der Service ist nicht nur professionell und perfekt, sondern auch eine Spur freundlicher und familiärer als in anderen Häusern.

Von Detlef Jens