Das Hotel Wilder Schwan in Neuhof auf Rügen liegt etwas versteckt und bietet die richtige Mischung aus Ruhe und Aktivitäten. Langweilig wird es hier nicht.

Rügen. Eigentlich nichts Ungewöhnliches: Wilde Schwäne, die sich in den Boddengewässern an der Ostseeküste tummeln und allzu neugierige Touristen auch schon mal unfreundlich anfauchen. Doch unser Schwan ist ein anderer, fliegt und faucht nicht und hat seinen Platz - wenn auch versteckt - an Land, genauer gesagt: auf der Insel Rügen.

Wer von Bergen kommt, ist vielleicht sogar schon an ihm vorbeigerauscht. Meistens geht die Route ja zum Nationalpark Jasmund, zum Kap Arkona oder direkt an die schönen Strände bei Glowe. Hat man das Kleinstädtchen Sagard hinter sich gelassen, ist man schon vorbei. Direkt bei Sagard schlängelt sich linkerhand eine kleine Straße abwärts Richtung Neuhof. Unser kleiner Weg, gesäumt von Feldern, endet schließlich nach zwei Kilometern am großen Jasmunder Bodden. Und vor dem glitzernden Bodden liegt unser Hotel, der Wilde Schwan.

Ort und Hotel strahlen eine Ruhe aus, an die sich ein umtriebiger Großstädter erst gewöhnen muss. Das vermittelt uns auch Paula, die Hofkatze, die sich gemütlich neben dem Hoteleingang rekelt. Versorgt mit Kaffee und Kuchen, unterhalten wir uns auf der schönen sonnigen Terrasse mit Linda Neisener, der Leiterin des Hauses. Natürlich wollen wir sofort wissen, woher dieser für ein Hotel nicht ganz gewöhnliche Name stammt, ein "weißer Schwan" wäre da schon geläufiger.

Frau Neisener blickt zurück in die Geschichte der damaligen DDR, denn bis zur Wende 1990 war das Haus ein Kinderferienlager einer Bekleidungsfabrik in Wernigerode. Der Name "Wilder Schwan" wurde dann von den Betreuern eingeführt, um aufgedrehte Kinder etwas zu bändigen und ihnen Respekt einzuflößen: Der wilde Schwan sieht alles und dann kommt er gleich ... So hat sich aus der alten DDR bis heute etwas überlebt, was die Namensgebung angeht. Das Haus allerdings hat sich verändert. Früher war das Hauptgebäude einfacher gehalten, eine anliegende Scheune wurde noch genutzt. Nach der Wende folgten zehn Jahre Leerstand. 2010 erweckte man das Haus wieder zum Leben: Es fanden sich Investoren, die es modernisierten, einen Wintergarten anbauten und zwei Appartementhäuser mit 17 Zimmern und Suiten errichteten.

Diese sind kinderfreundlich, sagt Linda Neisener, darum würden viele Familien hier im Sommer ihre Ferien verbringen. Besonders die Maisonette-Suite mit Terrasse und Zugang zum Garten ist sehr familiengeeignet oder für befreundete Paare, da sie über zwei Bäder und Schlafzimmer verfügt. Die Suite zieht sich über zwei Ebenen hin und eignet sich auch für Selbstversorger, da sie eine kleine Küche hat. Vor der Terrasse erstreckt sich die riesige idyllische Gartenanlage und lädt im Strandkorb auch bei herbstlichen Temperaturen noch mit einer Decke zum Sonnenbad ein.

Freunde des Reitsports finden im Wilden Schwan einen besonderen Service: Kostenfrei können sie die drei hoteleigenen Pferde nutzen. Gegen einen Obolus kann bei der Reitlehrern Maria Vogel auch Unterricht genommen werden - oder man unternimmt mit ihr einen Ausritt in die wunderbare Landschaft rund um den Jasmunder Bodden. Ein besonderes Highlight ist eine Fahrt in der Pferdekutsche - äußerst beliebt bei Hochzeitspaaren, die hier auch mit ihren Gästen immer herzlich willkommen sind.

Es erschließen sich darüber hinaus noch weitere Aktivitäten. Es können Fahrräder gemietet werden, und die Lage des Hotels ist geradezu prädestiniert für eine Rundfahrt um den Jasmunder Bodden. Bei 60 Kilometern sollte dafür aber etwas Zeit eingeplant werden. Da der Nationalpark Jasmund fast vor der Haustür liegt, bieten sich auch kürzere Routen an.

Und am Abend? Hausgäste können den Wellnessbereich mit Sauna, Regendusche und Wannenbad für sich buchen - man hat hier die Sauna den ganzen Abend für sich allein. Wer es weniger heiß mag, kann sich auf der hoteleigenen Kegelbahn austoben und auch so ins Schwitzen kommen. Sicherlich bietet sich auch ein kleiner Spaziergang entlang des Boddens an, zum Beispiel um Schwäne zu beobachten.

Beim Abendessen treffen wir auf Herrn Neisener, gebürtiger Rügener und Küchenchef des Hotels seit 2011. Er lernte seine Frau hier kennen, die nach der Hotelfachschule in Dresden über mehrere Hotelstationen in Österreich und Rügen schließlich 2009 im Wilden Schwan landete.

Die Empfehlungen des Küchenchefs sind regionale wie saisonale Produkte. Im Frühjahr ist Spargelzeit, der Herbst ist durch die Wildkarte geprägt. Und im Sommer ist immer freitags Grillen im großen Garten ein zusätzliches Angebot auf dem Speiseplan.

Wir genießen beim Blick über den Bodden den mediterran zubereiteten Steinbeißer, begleitet von einem guten Wein und der langsam glutrot am Horizont versinkenden Sonne. Und auch Paula lässt es sich gut gehen: Sie rekelt sich in den letzten Sonnenstrahlen.