Sportlich unterwegs: Pater Matthäus führt Gruppen von Fahrradpilgern quer durch Schleswig-Holstein - von Bad Oldesloe bis Puttgarden.

Mitte Juni saß Pater Matthäus Buß wieder im Sattel. Gemeinsam mit einer Gruppe von zehn Radfahrern machte sich der Benediktiner aus dem Kloster Nütschau bei Bad Oldesloe auf dem Mönchsweg auf zu neuen Erfahrungen - eine Woche lang von Ostholstein nach Puttgarden. Das im wahrsten Sinn des Wortes erfahrbare Pilgererlebnis ist bereits die fünfte Pilgertour, die der 70 Jahre alte Mönch auf dem 2007 eröffneten Radfernweg - der über insgesamt 340 Kilometer von Glückstadt im Westen bis Fehmarn im Nordosten durch Schleswig-Holstein führt - begleitet hat. "Etwas Kondition müssen die Teilnehmer natürlich mitbringen", sagt der fitte Pilger, der 30 Jahre lang das klösterliche Bildungs- und Tagungshaus St. Ansgar in Nütschau geleitet hat. "In Ostholstein geht es ganz schön auf und ab - und das ahnen die wenigsten."

Seine Leidenschaft fürs Pilgern hat der aus dem münsterländischen Bocholt stammende Pater, der seit 40 Jahren mit derzeit 17 Benediktinern in Nütschau nach der Regel "ora et labora" - bete und arbeite - lebt, schon früh entdeckt. Bereits 1989 ist Matthäus Buß den heute so populären Jakobsweg nach Santiago de Compostela gewandert - 600 Kilometer in rund vier Wochen. Die intensive Stimmung, die Pilger auf dem großen Vorbild erleben können, überträgt der Benediktiner auch auf den vergleichsweise unbekannten norddeutschen Mönchsweg. Getreu dem Motto des Wegs besuchen Pater Matthäus und seine Begleiter unterwegs einige der sehenswerten Kirchen und Klöster am Weg. Nicht zuletzt genießen sie die wechselnde Landschaft.

+++Pilgern+++

+++Neuer Radfernweg verbindet Deutschland und Dänemark +++

Wichtig seien ihm drei Punkte, sagt der Geistliche: "Der sportliche, der kulturelle und der religiöse Aspekt - ganz so, wie Pilger es auf dem Jakobsweg nach Santiago erleben." Ein religiöser Aspekt spiele auch, aber keine entscheidende Rolle, sagt Buß - katholische Radurlauber könnten ebenso dabei sein wie evangelische oder konfessionell nicht gebundene. Entscheidend sei die gemeinsame Erfahrung beim Unterwegssein: "Beim Pilgern kommt vieles heraus, das im Alltag vergessen oder unterdrückt wird. Wie bei den Etappenlängen, die pro Tag 30 bis 40 Kilometer betragen, gilt aber auch für menschliche Erfahrungen: Wir übertreiben oder provozieren nicht. Alles soll menschlich bleiben, denn der Erholungswert steht auf dem Mönchsweg im Mittelpunkt."

Der im Grunde ganz touristische Mönchsweg ist dem engagierten Pater Matthäus so sehr ans Herz gewachsen, dass er seit Kurzem dessen weitere Entwicklung aktiv im Vorstand des Vereins Mönchsweg mitgestaltet. Und im März war der studierte Theologe sogar auf der Pilger-Messe in der Hamburger Hauptkirche St. Jacobi als Aussteller mit dabei, um über das Angebot auf dem und um den Mönchsweg zu informieren. Pilgern liegt dem Benediktiner im Blut, auch wenn es "nur" auf kurzen Wegen rund um sein Heimatkloster Nütschau ist wie bei der alljährlichen Themenwoche "Pilgern rund ums Kloster". Dann geht es in kleinen Gruppen durch die Nütschauer Schweiz zu Kirchen und Kapellen in der Umgebung, beispielsweise in Süllfeld oder Leezen.

Doch Pater Matthäus denkt auch weiter. Im kommenden Jahr könnte er sich vorstellen, den Mönchsweg über die Landesgrenzen hinaus weiterzufahren. Denn der mit blau-weißen Hinweisschildern markierte Mönchsweg führt seit Sommer 2011 von Puttgarden aus via Fähren der Vogelfluglinie weiter nach Dänemark. Über 420 Kilometer verläuft der "Munkevejen" vom Ausgangspunkt Rødbyhavn über die ostdänischen Inseln Lolland, Falster, Møn und Seeland bis in die historische Stadt Roskilde. "Das wäre doch ein schönes Ziel", sinniert der Mönch.

Informationen: www.moenchsweg.de