Das Hotel Viktoria Luise im Harz liegt in exponierter Südlage über Blankenburg in Sachsen-Anhalt. Nach zehn Jahren Leerstand wurde es restauriert.

Blankenburg. Die Zufahrt ist leicht zu übersehen. Nur im Außenspiegel kann man sich orientieren, ob einem auf diesem steilen Weg zum Hotel Viktoria Luise gerade ein Fahrzeug von oben entgegenkommt. "Das kann natürlich vorkommen, aber wer zu uns will, der schafft das auch", sagt Andrea Heres. Die sympathische Inhaberin hat das Haus 1998 gekauft und es nach einer umfassenden Sanierung mit stilgerechtem Anbau zu einem Kleinod der Hotellerie von Blankenburg in Sachsen-Anhalt gemacht.

Eigentlich ist Andrea Heres Quereinsteigerin: Anfangs hatte sie keine Ahnung vom Hotel- und Gastgewerbe. Doch die ausgebildete Krankenschwester verlor nach der Wende ihre Arbeitsstelle und stürzte sich so nach mehreren anderen Tätigkeiten in das Abenteuer als Hotel-Inhaberin.

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"Ich kannte das Haus. Zehn Jahre nach dem Ende der DDR stand es immer noch leer und war dementsprechend heruntergekommen. Aber ich war verliebt in den Bau mit seinen roten Ziegeln und den dekorativen Sandsteinelementen", sagt Heres. Gerade diese schönen Natursteinelemente sind heute noch ein Zeugnis der Baukunst von 1893, als sich die beiden Steinmetze, die Brüder Schönfeld, das Haus in exponierter Südlage über Blankenburg bauen ließen.

Nach dem langen Leerstand war das Gebäude sehr marode, alle elektrischen und sanitären Leitungen kaputt, auf der großen Terrasse wuchsen wilde Birken. Gerade in dieser Situation kam Andrea Heres die Aufbruchstimmung Mitte der 1990er-Jahre zugute, die Fördergelder des Landes - und auch der sich langsam entwickelnde Tourismus entdeckte den Nordrand des Harzes.

+++Exklusive Residenz inmitten der sieben Türme+++

Heute strahlt das Haus mit seinen 15 individuell eingerichteten Zimmern - alle mit modernen und geräumigen Bädern - in seiner alten Pracht. Von der mit Kies bedeckten Terrasse hat man einen einmaligen Blick auf den Ort und das gegenüberliegende Schloss Blankenburg. Dort wohnte auch zeitweise die Namensgeberin des Hotels, Viktoria Luise Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg, eine Tochter des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II.

Bei schönem Wetter kann man den Sonnenuntergang auf der Terrasse genießen, das Haus bietet dazu eine einfache, aber feine Küche, und auch die Chefin kocht gut und gerne, wenn ihr Koch frei hat. Das reichhaltige Frühstück kann individuell zusammengestellt werden und wird am Tisch serviert - selbst Langschläfer müssen auf nichts verzichten. "Die Gäste sollen sich hier wohlfühlen, und dazu gehört einfach ein aufmerksamer und guter Service. Wenn der Gast zufrieden ist, spüren das auch meine fünf Mitarbeiter", sagt Heres, die sich auch persönlich um ihre Gäste kümmert.

+++Ein Schlösschen mit hohem Fitnessfaktor+++

Das Hotel Viktoria Luise bietet einen guten Ausgangspunkt für Ausflüge in die nähere Umgebung, zum Beispiel zur Unesco-Welterbestadt Quedlinburg (Stiftskirche St. Servatius) oder nach Wernigerode (mittelalterliche Fachwerkbaukunst). Beide Orte sind leicht zu erreichen über die Bundesstraße 6. Oder man wandert auf den vielen ausgeschriebenen Routen, die besonders im Herbst sehr beliebt sind. Einmalig ist auch der Blick ins Land von der Teufelsmauer, einer Sandsteinerhebung, die vor etwa 85 Millionen Jahren als Ablagerung in den Meeren der Oberkreide (Santon) entstand. Wer jedoch nicht so gut zu Fuß ist, kann sich auch in der Sauna des Hauses entspannen, die täglich zwischen 16 und 22 Uhr eingeschaltet wird. Auf Wunsch wird diese finnische Trockensauna auch als Sanarium (niedrigere Temperatur und höhere Luftfeuchte) betrieben. Ebenso kann nach vorheriger Terminabsprache eine Massage bestellt werden.

Nicht nur die Umgebung, auch Blankenburg selbst ist sehenswert und zeugt von alter Geschichte, feiert doch die Stadt in diesem Jahr ihr 800-jähriges Bestehen. Sehr viel jünger, aber nicht weniger sehenswert ist zum Beispiel das Ensemble der barocken Schlossgärten, eines der größten und ältesten in Sachsen-Anhalt, unterhalb der massiven Burg. Blankenburg selbst bietet mit seinen liebevoll sanierten Häusern, den kleinen Gassen und Straßen ein beschauliches Stadtbild, und auch die vielen kleinen Geschäfte bieten in ihrer Art Abwechslung.