Das Hotel Corps de Garde im quirligen Groningen liegt an der alten Stadtmauer und diente einst als Unterkunft für Militär und Wächter.

Schon mal in Groningen gewesen? Die Stadt ist lebendig, quirlig und die jüngste in den Niederlanden. Mehr als die Hälfte der 190 000 Einwohner sind nicht älter als 35 Jahre, rund 50 000 studieren an der altehrwürdigen Universität. Weil man nur knapp drei Stunden von Hamburg aus mit dem Auto braucht, lohnt es sich, einfach mal einen Abstecher hierhin zu wagen.

Unser Ziel ist das Hotel Corps de Garde im Herzen der Stadt. Schon bei der Anfahrt fällt auf, dass Radfahrer in Groningen den Ton angeben. Das Auto wirkt hier eher als Störenfried, einen Parkplatz finden wir nur im Parkhaus.

Neben prächtigen Museen und noblen Mode- und Design-Geschäften wird das Stadtbild durch eine besondere Kombination aus typisch holländischen Altbauten und moderner Architektur geprägt. Überall laden Restaurants, Bars und Cafés zum Verweilen ein. Die Südseite des Grote Markt soll mit mehr als 20 Gaststätten sogar das größte zusammenhängende Kneipenviertel der Niederlande sein - und das auch noch ohne Sperrstunde.

Vom Grote Markt sind es nur ein paar Hundert Meter zum Stadthotel Corps de Garde, wo die Eigentümer Bernadette Rickal und Ton Banus uns freundlich in Empfang nehmen. Das an einer Gracht gelegene Hotel ist sehr geschichtsträchtig, es gehört zum alten Stadtkern von Groningen.

Erbaut im Jahr 1634, diente das Haus als Unterkunft für das Militär und für Stadtwächter - denn hier an der Oude Boteringestraat lag eines der Stadttore. Im Souterrain des Hotels sind noch Teile der alten Stadtmauer sichtbar, und abends erinnert eine in die Straße und am Hotel eingelassene Lichtleiste an den ehemaligen Standort des Stadttores, dort, "waar Groningen begint" (wo Groningen beginnt).

Nachdem die Stadtmauer gefallen war, beherbergte das Gebäude in seiner langen Geschichte viele Gäste. Mitte des 19. Jahrhunderts war es Teil der Universität, unter anderem residierte hier ein studentischer Frauenverein.

Seit 1993 ist das Haus ein Hotel, zunächst mit nur acht Zimmern, bis es Bernadette Rickal und Ton Banus im Jahr 2009 übernahmen und das Gebäude grundlegend sanierten. Während Ton Banus sich mehr um die geschäftlichen Belange kümmert, nimmt Bernadette Rickal die gestalterischen Aufgaben in die Hand. Alle 19 Zimmer des Hotels wurden von dem Groninger Innenarchitekt Bart Vos neu und aufwendig gestaltet. Dabei war der Fokus immer auf die Historie des Hauses gerichtet. Die Zimmer sind alle unterschiedlich eingerichtet, klassische Elemente wurden stilvoll mit modernen kombiniert. Es wurde bewusst auf überflüssige Accessoires verzichtet. Der optische Reiz der Zimmer besteht aus den eher sparsam und geschickt als Blickfang eingesetzten Gegenständen wie zum Beispiel einer modernen knallroten Leuchte auf dem alten Holzschreibtisch oder der wertvollen, dekorativen Tapeten, die meist nur eine Wand der Zimmer zieren.

Selbst die Bäder sind geschickt designt und vermitteln dem Gast den Touch des Besonderen. Hier legte man erkennbar Wert auf Stil und Qualität. Einige der Interieurs sind auch themenbezogen, wie das rote Zimmer in Anspielung auf den kleinen Rotlichtdistrikt in Groningen.

Unter der Woche quartieren sich überwiegend Geschäftsleute in dem Hotel ein, am Wochenende sind es dagegen meistens Touristen, die neben den Sehenswürdigkeiten der Stadt auch die erstklassigen Einkaufsmöglichkeiten in Anspruch nehmen. Die Zuiderdiep ist zum Beispiel ein Muss für Liebhaber und Sammler von Antiquitäten und Kunst. Auch der große Wochenmarkt, immer freitags und sonnabends bis 17 Uhr, zieht viele Besucher an. Neben Trödel gibt es Blumen und holländische Klassiker wie Gouda in allen Variationen oder den bekannten holländischen Doppelmatjes - eingepackt oder direkt zum Verzehr am Stand.

Zentraler Punkt des Hotels ist der große Empfangsbereich, der gleichermaßen auch der Frühstücksraum, die Bar und die Bibliothek ist. Der Raum vermittelt eine Atmosphäre stilvoller Behaglichkeit mit persönlichem Charme: Alle Bücher der Bibliothek stammen zum Beispiel aus dem privaten Besitz der beiden Hoteliers. "So können wir unseren Gästen gleich eine gute Buchempfehlung geben", sagt Bernadette Rickal.

Wer Hunger bekommt, kann im Hotel zu Mittag essen. Dass es keinen Restaurantbetrieb mit Abendkarte gibt, lässt sich aufgrund des vielseitigen Angebots in der näheren Umgebung verschmerzen - es sind ja nur ein paar Minuten bis zum Grote Markt. Ausgestattet mit Tipps von der Hotelchefin lassen wir uns durch die Groninger Gastronomie-Szenerie treiben - und werden dabei nicht enttäuscht.