Das Hotel Exempel Schlafstuben erzählt die Geschichte von Tangermünde. Alte romantische Möbel sorgen für historisches Flair.

Es war einmal eine Familie, die suchte Mitte der 1990er-Jahre ein Haus, um dort ihre vielen alten Schulmöbel unterzustellen. In Tangermünde in der Altmark wurde sie fündig, direkt im Zentrum der mittelalterlichen Backstein- und Fachwerkstadt. "Da die Zeiten nach der Wende beruflich unsicher waren, kamen wir eines Tages auf die Idee, ein Restaurant zu betreiben. Ausreichend ausgefallenes Mobiliar hatten wir ja", erzählt "Oma" Erika Schönwald.

Im Dezember 1997 eröffnete die pensionierte Lehrerin dann die Exempel-Gaststuben in einer ehemaligen Schule. Im Erdgeschoss des Fachwerkhauses werden nun auf den Tischen keine Klassenarbeiten mehr geschrieben, sondern Gerichte namens Pflastersteine, Pferdeäpfel oder Hansesack mit Kuhschwanzbier serviert. Wer lieber im Bett oder in der Wäschekammer am Bügelbrett speisen möchte, der geht in die ehemalige Lehrerwohnung im ersten Stock.

Da Tangermünde günstig am Elberadweg liegt und immer mehr Besucher kamen, eröffnete Familie Schönwald gegenüber der Gaststätte im November 2010 das Hotel Exempel Schlafstuben. An ein altes Gebäude mit schiefen Wänden und knarrenden Dielen wurde ein neuer Trakt im Fachwerkstil und in traditioneller Lehmbauweise angefügt. Die Leitung haben Sohn Tiemo und Enkelin Stine übernommen. 50 Mitarbeiter verwöhnen die Gäste. "Jedes der 18 Themenzimmer hat mit Tangermündes Stadtgeschichte zu tun", erzählt Erika Schönwald. In "Wallensteins Lager" bettet man sein Haupt auf weiche Matratzen, die auf Feldbetten aus Weidenholz liegen und das Lagerleben des 17. Jahrhunderts widerspiegeln. Auch die "Räuberhöhle derer von Quitzow" ist rustikal mit zwei Doppelstockbetten ausgestattet. Am Kleiderhaken an der Wand hängt eine Ritterrüstung. Nach Kaiser Karl IV. ist ein Gemach mit Holzzuber benannt. Er regierte im 14. Jahrhundert große Teile Europas von Prag aus und ließ die Tangermünder Burg zu seiner Nebenresidenz ausbauen.

+++Zur Übersichtskarte Kleine Fluchten+++

Aber es geht auch romantischer: zum Beispiel in der "Zuckermeyersuite", die an den ehemaligen Schokoladenproduzenten und Mäzen der Stadt erinnert. Ein Milch- oder Schaumbad sollte man sich auf jeden Fall in der frei stehenden Badewanne im "Prinzessin Feodora Chambré" oder im "Königin Luise Salon" gönnen.

"Abgebrannt" ist man hingegen im "Grete Minde Zimmer". Das Schicksal der zündelnden Tangermünderin nahm Theodor Fontane als Vorlage für seine 1879 erschienene Novelle "Grete Minde". Im September 1617 fielen 486 Wohnhäuser und 52 Scheunen einer Brandstiftung zum Opfer. Erst zum 390. Todestag wurde ihr vor dem Tangermünder Rathaus ein Denkmal gesetzt. Im Zimmer "Fontanes Bibliothek" findet sicherlich jeder die passende Einschlaflektüre.

Auch die Wände der modernen Badezimmer sind dem Thema des jeweiligen Schlafraums angepasst. Mal sind sie unverputzt, mal zeichnen sie sich durch weiche, warme Farben aus. Nur Flachbildschirm und Telefon sind die eher "neuzeitlichen Elemente" in Tangermündes Stadtgeschichte-Zimmern.

Wer nicht am Büfett im Hotel teilnehmen oder im Klassenraum speisen möchte, dem steht die ehemalige Nikolaikirche offen. Seit 2000 gehört sie als mittelalterliche Zecherei St. Nikolai ebenfalls zur Familie Schönwald.