Das Sir F.K. Savigny Hotel in Berlin kommt ohne Rezeptionstresen aus

Die Lage ist das große Plus dieses Hotels. Man tritt aus dem Haus, geht 50 Schritte nach rechts und steht am Savignyplatz, dem Epizentrum des West-Berliner Kulturlebens, mit Cafés, Restaurants und Bars. Auch zum Ku'damm sind es nur 200 Meter, zum Bahnhof Zoo fünf Gehminuten. Das Sir F.K. Savigny Hotel (F.K. für Friedrich Karl), im März eröffnet, ist eine Herberge für urbane Zeitgenossen, die flanieren, shoppen und noch ein bisschen Business betreiben wollen. Hier, an der Kantstraße, ist man mittendrin. "Unsere Gäste sind um die 45, gut situiert und ausgehfreudig", erklärt Resident Manager Martin Emmerling. "Es sind Leute, die mit dem steifen klassischen Hotel nicht viel anfangen können", sagt der Direktor.

Dazu passt, dass es keine Rezeption gibt. "In Deutschland ist das noch einmalig, aber es funktioniert", so Emmerling. Die Gäste kommen an keinen Empfangstresen, wenn sie den Eingang mit den roh gehaltenen Ziegeln passiert haben, sondern in einen großen Raum mit Sitzecken und Bar. "Einer der zwölf Mitarbeiter geht auf den neuen Gast zu, der mit Bewegung empfangen wird, und nicht starr hinter einem Pult", erläutert Emmerling. Die Hotelkräfte arbeiten multioptional, der Barkeeper kennt sich mit 44 Zimmern auf sechs Etagen aus, das Zimmermädchen kommt mit dem Reservierungssystem klar, der Direktor kellnert auch mal. Das macht stolz, aber auch demütig und schweißt das Team zusammen. "Man hilft einander, und das klappt. Es wird an der Bar eingecheckt und im Garten oder auf dem Zimmer ausgecheckt", sagt der Chef.

Die "Sir"-Kette ist neu, fein und noch klein. Sie will stylish sein, aber mit aristokratischer Note. Deshalb kam in der Hauptstadt als Standort auch nur dieses Jugendstilhaus infrage, Baujahr 1893. Es präsentiert Flair allein mit seiner Fassade und wurde aufwendig saniert und renoviert. Die Zimmer haben eine Deckenhöhe von dreieinhalb Metern, im Erdgeschoss gibt es einen Kamin, Ledersofas und Sessel.

Neben dem Berliner Hotel hat "Sir" noch welche in Antwerpen und Amsterdam, in Planung sind Häuser in Düsseldorf und Köln. Dahinter steht eine israelische Investorengruppe. Innenarchitekt Alex Meitlis aus Tel Aviv hat den klimatisierten Business-, Superior- und Executive-Zimmern individuellen Charakter verpasst. Das Bad ist durch einen Vorhang vom Raum abgetrennt, nur Dusche und WC befinden sich hinter Milchglastüren. Der schwarz-weiße Grundton der Einrichtung zieht sich durch alle Flure und Räume. Wände, Möbel, selbst Teppichböden sind in diesem Raster gehalten. Dazu Schwarz-Weiß-Fotografien des israelischen Künstlers Janiv Edry, die überwiegend israelische Frauen im Kibbuz zeigen. Die Wände des Empfangsraums sind gepflastert mit seinen Bildern, über den Betten in den Zimmern schweben engelhafte Wesen, selbst von der Decke im verspiegelten Lift schauen zarte Frauengesichter herab. "Das durchgängige Damenmotiv kommt gut an", sagt Martin Emmerling lächelnd.

Fotoleinwände und moderne Lampen schaffen ein anspruchsvolles Ambiente, auf den Zimmern gibt es Espresso-Automaten, die Minibar ist kostenlos, W-LAN ebenfalls, und wer eine der kostenfreien Ansichtskarten mit einem Gruß nach Hause schicken will, dessen Porto bezahlt das Hotel. Wer nachts seine Schuhe vor die Tür stellt, profitiert vom Schuhputzservice, wer am Morgen eine bestimmte Zeitung will, nutzt den Presseservice.

Das Frühstücksbüfett gibt es für 15 Euro, wer weniger will, bezahlt weniger. Abends werden Tapas bis Mitternacht angeboten. Die Weine stehen nicht, sondern liegen im Regal. Alles hat Stil, man setzt sich gern an den zwölf Meter langen Tresen, der zur einen Hälfte das Reich des Barkeepers ist, zur anderen beidseitig Plätze hat. "Da können die Menschen einander in die Augen schauen", kommentiert Emmerling.

Der Garten im Hinterhof, mediterran bepflanzt, wird für die Gastronomie genutzt, die riesige Brandmauer eines Nachbarhauses soll noch mit Lichteffekten geschmückt werden und bei TV-Übertragungen als Leinwand herhalten. Vorne Stadt kompakt, hinten Idylle. Das gefällt nicht nur dem Sir, sondern auch der Lady.