Fiete Föh ist eine Institution an der Schlei. Keiner räuchert den Fang so wie er. Jetzt beginnt bei ihm wieder die Blankaal-Saison.

Keiner schnackt wie er, keiner räuchert den Fisch mit so viel Zuneigung, keiner prägt mit seinem Geschäft zumindest äußerlich eine ganze Stadt so wie Fiete Föh. Die drei Schornsteine seiner Räucherei überragen das liebenswerte Häusergewusel von Kappeln, der kleinen Küstenstadt zwischen Kiel und Flensburg. Auf jedem dieser markanten Schlote steht ein Buchstabe, zusammen ergeben sie ein kurzes Wort, das seit 100 Jahren zur Familie Föh gehört wie der Michel zu Hamburg: AAL.

Im Sommer sitzen sie auf der Terrasse vor der Räucherei, die Fischfans aus Hamburg, Kiel, Lübeck oder Flensburg, und genießen ofenfrische Makrelen, heiß geräucherten Stremellachs, frische Sprotten, Matjes, Heilbutt und natürlich Aal. In diesen Wochen ist der Blankaal dran, der laichreife Aal mit dem silbernen Bauch, der nach dem Räuchern so goldgelb leuchtet wie der Hering, dessen Filets auch jetzt im Winter stark gefragt sind.

Friedrich Föh, von Freunden und Stammkunden nur Fiete genannt, erzählt, wenn er Zeit hat, von diesem und jenem Fisch, von seinen Fahrten am frühen Morgen nach Dänemark, wo er einen Großteil seiner Ware einkauft, und auch gern von früher. Sein Großvater Friedrich Föh hängte 1911 zunächst unter freiem Himmel und später unter einem Holzschornstein den Aal und die Heringe in den Rauch.

Erst in den 1920er-Jahren zog der Opa die Schornsteine hoch, die inzwischen denkmalgeschützt sind und zur Stadtsilhouette von Kappeln gehören. Friedrich II. schließlich, Fietes Vater, baute das Geschäft aus, ließ sich amtlich bestätigen, dass seine Sprotten die echten Kieler sind, und brachte schon früh dem Sohn bei, dass ordentliches Räuchern viel Fingerspitzengefühl verlangt. Der kleine Fiete hobelte nach der Schule Späne zum Anheizen, zimmerte Sprottenkisten zusammen, zerteilte Aale und verbrannte sich so manches Mal die Finger beim Einhängen der Fische. Auch die vierte Generation steht bereits am Ofen, kümmert sich um den Versand und das Online-Geschäft, achtet aber ebenso auf die Tradition: Beim Einhängen in den Rauch den Fisch sanft streicheln und dann ganz sutje das goldgelbes Ergebnis abwarten.

Fiete Föh gilt als Original, als norddeutsches Urgestein. Und tatsächlich stammt die Fisch-Dynastie aus Eckernförde; im frühen 20. Jahrhundert siedelte man nach Kappeln um. Aber die Ursprünge der Familie liegen in der Normandie, im Norden Frankreichs. Die Föhs, vermutlich schrieben sie sich damals Foé, waren Hugenotten, französische Protestanten, die irgendwann in vorrevolutionärer Zeit aus Glaubensgründen nach Norddeutschland gezogen waren.

Aalkönig Friedrich III. ist nicht nur ein begnadeter Räuchermeister, sondern auch ein gewiefter Händler. Man muss erlebt haben, wie er Fischer "op'n Pott" setzt, die ihm zu große oder zu kleine Fische verkaufen wollen, womöglich solche, die zuvor Gastwirte abgelehnt haben: "Ein Fiete Föh lässt sich nichts andrehen." Er lacht viel und herzlich, und mit ein paar Döntjes auf Platt und einem Schlag auf die Schulter ist jede Situation gerettet. Beim Radfahren, regelmäßigen Nordic Walking, Surfen und Segeln hält sich der 61-Jährige fit. Wenn er in der Freizeit nicht mit seinem H-Boot auf der Ostsee unterwegs ist, spielt er "ganz allein für mich" Akkordeon und Keyboard oder tobt sich mit Ehefrau Ute im Lokal Boddelhoch in Rabenkirchen bei Süderbrarup aus.

Räucherei Friedrich Föh, Dehnthof 26, 24376 Kappeln, Internet: www.foeh.de