Welcher Mann kennt das nicht: Das traute Heim ist zur Hölle geworden. Die Liebste zum Hausdrachen. Das kürzlich in vollendeter Pärchenharmonie verlegte Laminat hat sich in heißes Pflaster verwandelt.

Keine Ahnung, warum. Man(n) hat ja eh nicht hingehört. Das Knallen der Tür hat auch noch die letzten Silben übertönt. Mein lieber Mann!

Früher ging's fürs Abreagieren zum Holzhacken. Heute in die Sportsbar. Doch was tun, wenn zweimal 45 Minuten nicht ausreichen, um den Zoff auszusitzen? Wenn nur noch der Wirt gähnend am Tresen steht, die Gedanken weiterkreisen und immer noch nicht klar ist, ob man Männlein oder Weiblein ist? Dann ist Not am Mann.

Einziger Ausweg: ein Tapetenwechsel. Natürlich nicht zu Hause. Die Raufaser wurde erst neulich getauscht. Zudem könnte der Kessel jeden Moment wieder hochgehen. Also raus aus der Stadt, Kurzreise gebucht. Irgendwohin. Der dicken Luft entkommen. Erst mal unerreichbar sein, Abstand gewinnen. Berlin etwa lohnt sich immer.

Königin Luise erweist sich als echte Männerversteherin: Im Kühlschrank lacht ein Sixpack mit leckerem Pils. Nicht etwa ausgepackt, sondern jungfräulich in der Umverpackung aus Pappe belassen. Da kann man sich wieder mal als Aufreißer betätigen. Auf dem Bord in der Küchennische liegen Zeitschriften aus. Die Themenpalette das Dreigestirn des Männerinteresses: Fußball, Frauen, Autos.

Was andernorts der Obstkorb ist bei Königin Luise das Schmaucherset: Zigarre und Aschenbecher warten - stilvoll auf dem Sofatischchen arrangiert - auf den Gebrauch. Soll schließlich keine der ohnehin schon geplagten Männerseelen auf dem Trockenen sitzen.

Königin Luise ist ein Hotel im Berliner Bezirk Weißensee. Es stellt "Männerzimmer" bereit. Mit allem, was dem Mann hilft, das Frauenzimmer daheim zu vergessen. Auch eine TV-Flatrate: Der Bundesligakanal ist freigeschaltet. Lieber Fan-Geschrei in Dolby Surround als anschreien daheim. Übrigens: Der Paysender ist wie die anderen Männergimmicks im Preis schon inbegriffen.

Männerzimmer - womöglich kommen dabei falsche Assoziationen auf. Denn nicht im Preis inbegriffen sind Barthaare im Waschbecken oder die Kicker-Stecktabelle an der Wand. Beides muss selbst mit- beziehungsweise angebracht werden. Außerdem fehlt die Duschhaube im Bad, und Kosmetikset gibt es auch keins. Schließlich checkt hier kein Mensch zum Fingernägelfeilen ein.

Die Derag-Hotels hatten die Idee zu diesen Männerzimmern. Es gibt sie unter anderem in Frankfurt und Düsseldorf, München und Wien. Und noch eines am Berliner Alexanderplatz. Die Begründung des Unternehmens: In Großstädten sei die Scheidungsrate besonders hoch. Und der Zerstreuungsfaktor für ausgebüxte Männer.

"Wir sind keine Psychologen", sagt ein Sprecher der Hotelkette, "wir helfen Männern lediglich dabei, eine gewisse Zeit zu überbrücken." Und man freue sich, wenn aus dem Einzelzimmer schließlich ein Doppelzimmer würde. Mit anderen Worten: Die Männerzimmer sind für zwei Personen eingerichtet. Die Versöhnung mit der Liebsten könnte also rein theoretisch gleich an Ort und Stelle vollzogen werden.

Dazu müsste die Partnerin allerdings überzeugt werden, die Kurzreise gemeinsam ausklingen zu lassen. Natürlich hält das Hotel auch hierfür das richtige Tool bereit: Zwischen Zigarre und Zeitschriften lugen die Adressen von Fleuropdiensten hervor. Sollte man(n) allerdings statt mit Blumen lieber mit dem Anwalt der ehemals besseren Hälfte sprechen wollen, gibt es selbst dafür eine Lösung im Männerzimmer: Das Empfehlungsschreiben eines Scheidungsanwalts.

Das Männerzimmer gibt es in Berlin, Frankfurt, München, Düsseldorf, Bonn, Bochum, Karlsruhe, Nürnberg, Weimar und Wien. Buchung ist möglich unter www.deraghotels.de