Wer seinen Urlaub nicht antritt oder umbucht, bleibt wahrscheinlich auf den Kosten sitzen.

Wer wegen der Schweinegrippe seinen Urlaub stornieren will, hat schlechte Karten und bleibt wahrscheinlich auf den Stornokosten sitzen. Dieser Meinung ist der Reiserechtler Prof. Dr. Ronald Schmid. Er sieht kaum Chancen, einen kostenlosen Rücktritt vom gebuchten Urlaub mit der grassierenden Influenza zum Beispiel auf Mallorca zu rechtfertigen.

Als Grund für einen kostenlosen Rücktritt wird von Gerichten in der Regel nur höhere Gewalt anerkannt. Das setze aber voraus, dass das auslösende Ereignis bei der Buchung nicht vorhersehbar gewesen sei, so Schmid, und obendrein eine akute Gefährdung am Urlaubsort vorliege.

In der Tat ist das Virus mittlerweile weitverbreitet. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) listet Erkrankungen in mehr als 130 Ländern auf, von Australien bis Vietnam. Von einem Abklingen kann nicht die Rede sein. In den vergangenen 14 Tagen explodierte die Zahl der H1N1-Erkrankungen förmlich von rund 94 000 auf über 120 000, also um rund 30 Prozent. Die meisten Fälle gab es bisher nicht in Mexiko, sondern in den USA, nämlich weit mehr als 30 000. Selbst Thailand und Chile haben mehrere Tausend Fälle gemeldet.

Wer heute eine Reise bucht, der muss praktisch weltweit mit einer Ansteckung rechnen. Im rechtlichen Sinne unvorhersehbar sei die Grippewelle höchstens für Urlauber gewesen, die schon Anfang des Jahres ihre Ferien gebucht haben, so Schmid. Doch selbst Frühbucher haben nach Ansicht des Experten wahrscheinlich schlechte Karten, wenn sie jetzt umbuchen oder daheim bleiben wollen. Denn neben der Vorhersehbarkeit spiele bei einer Stornierung wegen höherer Gewalt die tatsächliche Gefährdung eine Rolle. Wenn wie im Fall Mallorca nur vereinzelte Fälle registriert seien, könne man nicht von einer Epidemie auf der Insel sprechen.

Bleibt nur, Stornogebühren zu bezahlen oder trotz der Grippe zu fliegen. Dann allerdings ist es ratsam, Vorsichtsmaßnahmen zu beherzigen. "Am Flughafen gilt, besonders wenn jemand hustet: Abstand halten", sagt der Mikrobiologe Prof. Alexander Kekulé. "Im Flugzeug nicht mit den Fingern essen, und wenn jemand dauernd hustet, wegsetzen lassen oder Maske aufsetzen", rät der Mediziner. Generell gelte es, enge Kontakte und Menschenmassen zu meiden.