Hitze oder Regen - in der Tiefe spielt das Wetter keine Rolle. Mehr als 50 Schauhöhlen in Deutschland warten auf Besucher. Martin Cyris stellt zehn unterirdische Attraktionen vor, bei denen der Einstieg auf jeden Fall lohnt.

Segeberger Kalkberghöhle

Bad Segeberg ist vor allem wegen der Karl-May-Festspiele bekannt. Eine weitere Attraktion ist Deutschlands nördlichste Schauhöhle. Außergewöhnlich ist die große Fledermauspopulation der Kalkberghöhle. Im Sommer hängen mehrere Hundert Tiere in den Wänden ihres steinernen Wigwams, im Winter einige Tausende. Dieses Naturspektakel lässt für einen Moment sogar Winnetou und Old Shatterhand vergessen. Einmalig im wahrsten Sinne ist der Segeberger Höhlenkäfer, der weltweit nur an diesem Ort vorkommt. Öffnungszeiten: 9-18 Uhr, Sa/So 10-18 Uhr, im Herbst/Winter eingeschränkt. Info: www.badsegeberg.de

Iberger Tropfsteinhöhle

Die Höhle bietet nicht nur schöne Einblicke in die Unterwelt, sondern auch faszinierende Erkenntnisse über die Geschichte der Kontinente: Der Berg, in dem sich die Höhle befindet, ist Teil eines Korallenriffs, das vor vielen Millionen Jahren entstanden ist und in etwa auf der Höhe Madagaskars lag. Durch Plattenbewegungen gelangte das Riff in den Harz. Zum "HöhlenErlebnisZentrum" gehört auch ein Museum, das die "älteste Familie der Welt" zeigt. Menschenknochenfunde aus der Bronzezeit, die aus einer nahe gelegenen Höhle stammen, wurden gewissermaßen zu einer vorgeschichtlichen Familie zusammengesetzt. Öffnungszeiten: täglich 10-17 Uhr (Juli und August), außerhalb der Hochsaison gelten andere Öffnungszeiten. Informationen im Internet unter www.ibergertropfsteinhoehle.de

Atta-Höhle

Die Atta-Höhle in Attendorn gilt als Deutschlands größte und schönste Tropfsteinhöhle. Nicht zufällig ist sie auch die meistbesuchte. Rund 350 000 Gäste steigen jährlich in die unterirdische Wunderwelt im südlichen Sauerland hinab. Die Besucher erwartet, was eine stolze Tropfsteinhöhle erst zu einer solchen macht: prächtige Stalaktiten, Stalagmiten und Stalagnaten. In der Höhle lagern auch Hunderte Käselaibe. Geruchsempfindliche Höhlenentdecker müssen aber keine Sorge haben, denn ein künstlicher Wasservorhang dimmt den Duft des reifenden Käses auf ein Mindestmaß herunter. Öffnungszeiten: 9.30-17.30 Uhr, außerhalb der Sommermonate andere Öffnungszeiten. Info: www.atta-hoehle.de

Hermannshöhle

Beeindruckende Tropfsteine und Knochenfunde des Höhlenbären sind längst nicht alles, womit die Hermannshöhle punktet: In einem künstlich angelegten See, dem Olmensee, leben 13 Exemplare des ultra-seltenen Grottenolms. Die einzigen in Deutschland übrigens. Diese rosa-weißen Lurche sind in den Karstgebieten von Istrien und der dalmatinischen Küste zu Hause. Die Harzer Olme wurden in den 30er-Jahren aus Slowenien nach Sachsen-Anhalt gebracht. Sie werden mindestens 70 und können sogar bis zu 100 Jahre alt werden. Weil es sich in der Hermannshöhle ausschließlich um männliche Tiere handelt, läuft die Zeit unweigerlich ab, in der Grottenolme in Deutschland zu sehen sind.

Die nahe gelegene Baumannshöhle ist ebenfalls einen Abstecher wert. Bereits seit 1646 finden hier Führungen statt. Goethe soll dieses Naturbauwerk dreimal beehrt haben, weshalb ein Abschnitt der Höhle, der Goethesaal, nach dem Dichter benannt wurde. Öffnungszeiten: 9-17.30 Uhr (Juli und August), außerhalb der Hochsaison gelten andere Öffnungszeiten. Info: www.harzer-hoehlen.de

Syrauer Drachenhöhle

Die Drachenhöhle im sächsischen Vogtland - einzige Schauhöhle Sachsens - besitzt mehrere Seen. Aufgrund des hohen Kalkgehalts schimmern sie zartgrün. Entdeckt wurde die Höhle vor 81 Jahren rein zufällig bei Bauarbeiten in einem Steinbruch. Obwohl dieser längst stillgelegt war, durfte ein einziger Arbeiter noch weiterwerkeln, damit dieser nicht arbeitslos wurde. Er stieß dann auf die Höhle. Schönstes Gebilde ist das sogenannte Elefantenohr, eine perfekt gewachsene Sinterfahne (= mineralische Ablagerung). Öffnungszeiten: täglich 9.30-17 Uhr, im Herbst/Winter verkürzte Öffnungszeiten. Info: www.syrau.de

Kubacher Kristallhöhle

Wie der Name schon verrät, ist die Höhle mit unzähligen Kristallen übersät. Schneeweiße Calzitkristalle und mineralische Ablagerungen zaubern ein faszinierendes Glitzern auf die Wände. Es ist die einzige derartige Kristallhöhle hierzulande - und außerdem die einzige Schauhöhle weit und breit. Zumindest die, die derzeit bekannt ist. Denn auf die Kristallhöhle stießen Forscher bei der Suche nach einer Tropfsteinhöhle, die sich nach alten Plänen von Bergleuten ganz in der Nähe der Kristallhöhle befinden soll, aber bislang nicht wieder ausfindig gemacht werden konnte. Öffnungszeiten: Ende März bis Anfang November, Mo bis Fr 14-16, Sa/So 10-17 Uhr. Informationen im Internet unter: www.kubacherkristallhoehle.de

Laichinger Tiefenhöhle

Der Name kommt nicht von ungefähr, 80 Meter geht es in die Tiefe - Besucher können allerdings nur bis 55 Meter hinabsteigen. Die Laichinger Tiefenhöhle ist nicht nur die tiefste deutsche Schauhöhle, sie ist auch die einzige sogenannte Schachthöhle in Deutschland, die zur Besichtung freigegeben wurde. Bei permanent acht Grad Celsius in der Höhle empfiehlt sich selbst im Hochsommer eine warme Jacke. Entdeckt wurde die Höhle übrigens vor über 100 Jahren von einem Laichinger Sandgräber, dessen ausgebuddelter Sandhaufen über Nacht einfach im Erdboden versunken war. Der verzweifelte Mann suchte nach seinem Sand - einem damals auf der Schwäbischen Alb äußerst raren Baumaterial - und stieß dabei auf den überwachsenen Eingang der Höhle. Öffnungszeiten: täglich 9-18 Uhr, April bis Anfang November. Info: www.tiefenhoehle.de

Erdmannshöhle

Der Sage nach sollen hier früher Zwerge (= Erdmännchen) in der Höhle gewohnt haben. Als sicher gilt, dass die Erdmannshöhle im Südschwarzwald mit einer Länge von 2000 Metern (rund 350 können besichtigt werden) die zweitlängste Schauhöhle Deutschlands ist. Der größte Tropfstein der Höhle ist weit über 100 000 Jahre alt und über vier Meter hoch, bei einer Dicke von zwei Metern - also alles andere als zwergenhaft. Öffnungszeiten. täglich 10-17 Uhr, außerhalb der Hochsaison andere Öffnungszeiten. Info: www.gemeinde-hasel.de

Wendelsteinhöhle

Die Lage der Wendelsteinhöhle ist einzigartig: Als höchstgelegene Schauhöhle Deutschlands (1711 Meter über dem Meeresspiegel) durchzieht sie den Gipfel des Wendelsteins. Zu erreichen ist sie bequem mit der Wendelsteinbahn. Weil in der Höhle selbst im Hochsommer Minustemperaturen herrschen können, sollten sich Höhlenfreizeitforscher warm anziehen. Der Eintritt beträgt nur einen Euro, weshalb die Wendelsteinhöhle auch die Schauhöhle mit dem niedrigsten Eintrittspreis sein dürfte. Öffnungszeiten: täglich 9 bis 16 Uhr, Juni bis Anfang November. Info: www.wendelsteinbahn.de

Schellenberger Eishöhle

Die größte Eishöhle ist zufälligerweise auch die einzige als Schauhöhle erschlossene Eishöhle hierzulande. Zu erreichen ist sie entweder über einen dreistündigen Fußmarsch ab Marktschellenberg oder mit der Untersbergseilbahn - aber auch dann sind noch 200 Höhenmeter bis zur Höhle zu bewältigen. Im Inneren des eisigen Hohlraums, der auf rund 1500 Metern über dem Meeresspiegel liegt, erwartet die Wanderer eine ordentliche Abkühlung: Die Temperaturen schwanken stets leicht oberhalb oder unterhalb des Gefrierpunkts. Zu sehen sind bizarre Eisgebilde, manche geschätzte 3000 Jahre alt und bis zu 30 Meter dick. Der jahreszeitlich bedingte Wechsel zwischen Auftauen und Gefrieren formt das Innere der Höhle immer wieder neu. Warme Kleidung und robustes Schuhwerk ist beim Besuch ein absolutes Muss. Öffnungszeiten: täglich 10 bis 16 Uhr, von Pfingsten bis Ende Oktober. Info: www.eishoehle.net

Eine Übersicht über alle deutschen Schauhöhlen gibt es im Internet beim Verband der Deutschen Höhlen- und Karstforscher e. V. auf der Homepage www.vdhk.de