Auf den Nördlichen Sporaden Skiathos und Skopelos drehten Meryl Streep und Pierce Brosnan das ABBA-Kino-Musical. Es sind perfekte Kulissen für sonnige und unbeschwerte Urlaubstage.

Wir rumpeln über Stock und Stein, dass die Knochen tanzen. Dimitri scheint das zu freuen. Immer wieder gibt der junge Mann mit den deutsch-griechischen Wurzeln dem Mietwägelchen die Sporen und prescht durch Löcher und Rinnen, über Sand und Steine, als wolle er sich für die Rallye Dakar qualifizieren.

Ziel des Husarenritts ist eine tote Stadt bzw. das, was von ihr übrig blieb. Auf einer 120 Meter hohen Marmorklippe an einer unzugänglichen Bucht im Inselnorden thronen die Ruinen des Kastro, zwischen 1300 und 1830 die Hauptstadt von Skiathos. Angelegt zum Schutz vor den ständigen Überfällen von Ägäispiraten und Sarazenen, fand hinter Zugbrücke und Festungsmauern zeitweilig die gesamte Inselbevölkerung Schutz. Kaum vorstellbar aus heutiger Sicht.

So miserabel der Weg zum Kastro, so glatt der Asphalt zum Kloster Evangelismos. Die kulturelle Hauptattraktion von Skiathos ist auch eine Art gesamtgriechisches Nationalheiligtum. Hier im Kloster wurde die Fahne mit dem weißen Kreuz auf blauem Grund entworfen, gewebt, geweiht und 1807 während der Befreiungskriege gegen die Türkenherrschaft erstmals gehisst.

Heute leben noch drei Mönche in Evangelismos, denen ein ganzer Schwarm dienstbarer Frauen bei der Verrichtung aller hauswirtschaftlichen und gärtnerischen Arbeiten kräftig unter die Arme greift. Sehenswert ist neben der Klosterkirche mit wertvollen Ikonen vor allem das neue und ausgesprochen schöne Museum mit allerlei Reliquien und anderen Kostbarkeiten aus einigen Jahrhunderten griechisch-orthodoxen Klosterlebens.

Mit Fug und Recht stolz sind die Insulaner aber auch auf einen ganz anderen Schatz. Auf gerade mal 60 Quadratkilometern soll es unglaubliche 66 Strände geben, fast jeder mit feinem Sand und kristallklarem Wasser. Wie Gold in der Sommersonne schimmert zum Beispiel Koukounaries, der Pinienzapfenstrand. Eingebettet in eine sanfte grüne Hügellandschaft, ist die 600 Meter lange Sichel der Renommierstrand von Skiathos und eine der markantesten Buchten ganz Griechenlands.

Wem Remmidemmi ein Gräuel ist, der wird um die Ecke fündig. Dimitri zeigt uns seine Favoriten, jeder von ihnen ein attraktives Refugium für entspannten Badeurlaub ohne jeglichen Schnickschnack: Den von Pinien, Getreide und Mohn gesäumten Eleni-Strand mit gerade mal Platz für eine Reihe Schirmchen und Liegen; den deutlich längeren Mandraki, dessen sanfte Rundung in markanten Felsflanken ausläuft; Agistos schließlich in der Elias-Bay, eine mit Grasbüscheln durchsetzte Dünenlandschaft, die verblüffend an Nord- und Ostsee erinnert.

Und dann wäre da ja nicht zuletzt die Stadt Skiathos, in der fast alle der 5200 Insulaner leben. Ein Augenschmaus aus weißem Häusermeer mit zinnoberroten Dächern, das sich an zwei Hügeln hochzieht. Davor eine schöne Hafenpromenade und eine breite Fußgängerzone, in der das touristische Leben brummt wie ein Bienenschwarm unter Hochspannung. Zwischen Frühjahr und Spätherbst hat der moderne Massentourismus Skiathos fest im Griff. Die Stadt ist beliebt wegen ihrer lässigen und beschwingten Atmosphäre und berühmt für ihr heißes Nachtleben, wenn Partyfieber und Discogewummer den Puls noch einmal schlagartig in die Höhe treiben. Genau das richtige Maß an Rhythmus und Lebenslust offenbar für die Macher von "Mamma Mia!", dem erfolgreichen ABBA-Kino-Musical mit Meryl Streep und Pierce Brosnan in den Hauptrollen.

Inspiriert aber wurden die Filmemacher auch von der Nachbarinsel Skopelos. Eine der landschaftlich schönsten Inseln Griechenlands mit ursprünglichem Charakter und weit weniger Trubel als auf Skiathos. Mit Bergen im Innern und schönen Badebuchten an der zerklüfteten Küste. Mit fruchtbaren Böden, auf denen Oliven, Maulbeerbäume, Pflaumen, Birnen und Walnüsse prächtig gedeihen. Mit sage und schreibe über 360 Kirchen, Kapellen und Klöstern - das macht vier pro Quadratkilometer. Zwei davon, Moni Evangelistria und Moni Timiou Prodromou hoch oben in den Bergen, werden noch heute von Nonnen bewohnt und können besichtigt werden. Von beiden hat man einen fantastischen Blick über die gesamte Insel.

Die denkmalgeschützte Stadt Skopelos liegt malerisch an einer kesselförmigen Bucht und ist eine Offenbarung. Verschachtelt und eng aneinandergeschmiegt, steigen die Häuser auf bis zur venezianischen Festungsruine und umzingeln an praktisch jeder Ecke ein Kirchlein oder eine Kapelle. Steile Pflastersteingässchen, immer wieder unterbrochen von Stufen und Treppen, führen durch das Labyrinth der alten Wohnviertel.

Dazu eine Orgie an Farben und Düften: Zitronen-, Mandel- und Feigenbäume, Palmen, Oleander, Hortensien, Jasmin, Artischocken, wo immer sich noch ein Plätzchen für einen windgeschützten Minigarten fand. Riesige Bougainvilleas in violett und flammenrot umranken Balkone und frisch getünchte Mauern, auf denen faule Katzen friedlich dösen. Auf knatternden Mopeds mit großen Körben transportieren Einwohner ihre Einkäufe nach Hause - Autos haben hier keine Chance. Nur der Fischmann kämpft sich lautstark durch die engen und steilen Gassen - mit einem ulkigen Spezialgefährt.

Wie in allen griechischen Hafenstädten ist die Meile direkt am Wasser mit ihren Cafés und Tavernen im Prinzip eine einzige durchgehende Kneipe und bis auf wenige Ausnahmen keine kulinarische Offenbarung. Das ändert sich in zweiter und noch höherer Reihe. Weit oben in der Altstadt sitzt man nicht nur herrlich ruhig, hier füllt man die Tafeln auch mit griechischer Küche gehobener Güteklasse. Etwa bei Anna unterm Granatapfelbaum, deren Renner ungewöhnliche Vorspeisen, Meeresfrüchterisotto und Hähnchen-Shrimps-Souvlaki sind. Oder in Alexanders Familientaverne, dem Stammlokal des 2008 gestorbenen Skopelos-Fans Ivan Rebroff, zu dessen Spezialitäten Shrimps mit Speck und Fischrogensalate gehören.