Die 1500-Kilometer-Strecke führt vorbei an vergletscherten Massiven, grünen Hochweiden und steilen Felswänden.

Die Weite erscheint endlos, die Luft schmeckt nach Staub. Aus den Lautsprechern des rostigen Ladas tönt tadschikische Volksmusik. Mit Tempo 30 und sieben Passagieren holpert das kleine Fahrzeug über den Pamir-Highway in Zentralasien. In der Höhe thronen gewaltige Gletschermassive. Vereinzelt sind Jurten in die Steinwüste gesprenkelt, Yakherden ziehen am Fenster vorbei. Die Strecke gilt unter Bergfreunden noch immer als Geheimtipp: Während sich im benachbarten Himalaja die Besucher tummeln, hat der Pamir-Highway von Touristenmassen bislang wenig mitbekommen.

Mit einer Durchschnittshöhe von 4000 Metern ist der Pamir das zweithöchste Gebirge der Welt. Der zentrale Teil befindet sich in der ehemaligen Sowjetrepublik Tadschikistan, Ausläufer reichen bis China, Kirgistan und Afghanistan. Viele Gipfel sind mehr als 7000 Meter hoch. Der Highway verläuft durch das Herz des Massivs und verbindet in schwindelerregender Höhe Kirgistan und Tadschikistan.

In den 1930er und 1940er Jahren von Sowjetsoldaten in den Fels geschlagen, ist die Asphalt- und Schotterpiste der einzige Zugang zum "Dach der Welt". Zahlreiche Händler und Missionare reisten jahrhundertelang mit ihren Lasttieren durch die Hochgebirgslandschaft, die ein Teil der legendären Seidenstraße war. Später kämpfte sich das sowjetische Militär durch die dünne Höhenluft, um an den Grenzen der Union präsent zu sein. Noch immer zeugen verfallene Armeestützpunkte und Forts von der turbulenten Vergangenheit.

Heute ist das Reisen im Pamir einfacher. Zwar ist das Hochplateau noch immer dünn besiedelt - rund 220 000 Einwohner leben im tadschikischen Teil -, doch gibt es mittlerweile regelmäßigen Lastverkehr und öffentliche Transportmittel. Als Alternative zur Hauptroute von Osch in Kirgistan nach Duschanbe in Tadschikistan bietet sich eine Rundreise an.

Die etwa 1500 Kilometer lange Strecke beginnt und endet in Osch, kann aber auch von Duschanbe aus unternommen werden. Sie führt durch den entlegenen Osten des Pamir und durchquert das geschichtsträchtige Wachan-Tal an der Grenze Afghanistans. Je nach Verkehrsmittel sind unterschiedliche Reisezeiten einzuplanen - eine Woche ist aber bei jedem das Minimum. Von Osch geht es zunächst per Geländewagen an saftig grünen Hochweiden, Jurten und Schafherden vorbei. Kurz vor dem Grenzübergang öffnet sich der Blick auf das vergletscherte Massiv des mehr als 7100 Meter hohen Lenin-Gipfels. Dann schraubt sich der Geländewagen höher und höher die Passstraßen hinauf. Die Luft wird trockener, das Atmen fällt schwerer. Steile Felswände, Gletscherkuppen und versalzte Talsohlen verdrängen das üppige Grün.

Eines der Etappenziele ist der Karakul-See, der höchstgelegene Salzsee Zentralasiens. Neugierige Pamir-Bewohner stoppen den Wagen und laden zu einem Glas frischer Yak-Milch und Fladenbrot ein. Auf dem "Dach der Welt" wird Gastfreundschaft groß geschrieben. Übernachtet wird in 3600 Meter Höhe in Murgab, einem ehemaligen sowjetischen Militärposten. Heute ist die Dorfbevölkerung größtenteils von internationaler Entwicklungshilfe abhängig. Farmland ist rar in der Steinwüste. Seit einigen Jahren vermittelt eine lokale Organisation aber auch Übernachtungen in Jurten oder traditionellen Pamir-Häusern und verschafft den Bewohnern so ein kleines Zusatzeinkommen. Geschlafen und gegessen wird auf dem Boden, die Toilette befindet sich draußen.

Von Murgab führt die Strecke weiter nach Chorog, der Hauptstadt der autonomen Provinz Gorno-Badachschan. Chorog ist eine grüne Oase mit Maulbeerbäumen und Pappelweiden. In der Nähe zweigt die Rundtour vom Pamir-Highway ab und folgt dem afghanischen Grenzverlauf ins Wachan-Tal, das jahrhundertelang ein Drehkreuz von Kulturen und Völkern war. Berühmt sind vor allem die alten Felszeichnungen und Höhlengemälde, die aus der Steinzeit stammen. Über einen mehr als 4000 Meter hohen Pass geht es von hier zurück zur Hauptroute und auf ihr nach Kirgistan oder aber nach Duschanbe.