Sie gehört zu den exklusivsten Zielen Europas. Doch trotz Fünf-Sterne-Trends soll die Insel auch für die normalen Pauschaltouristen interessant bleiben.

Der Butler wünscht einen guten Morgen, zieht die langen, hellen Vorhänge vorsichtig an die Seite, gibt den Blick frei in den Palmengarten bis hinunter zum Meer und serviert frisch aufgebrühten Kaffee mit duftenden Croissants. Der Gast räkelt sich schlaftrunken aus den watteweichen Eiderdaunen-Duvets, die ihn in der Nacht wohlig warm gehalten haben. Im Bad läuft das Wasser in die Wanne, auf der Terrasse wird der Jakuzzi vorbereitet. "Willkommen auf der Insel der Superreichen", titelt an diesem Morgen die deutschsprachige Lokalzeitung, die "James" auf den Nachttisch gelegt hat. Sie ist frisch gebügelt, damit die Druckerschwärze nicht abfärbt. Noch Wünsche? Ja. Denn das kann doch nicht alles gewesen sein. Bitte den Koffer auspacken, die Wäsche einräumen und dann eine Buchung im Zentrum für traditionelle chinesische Medizin. Der Tag kann beginnen - auf Mallorca de Luxe.

Der Trend zum Luxus auf höchstem Niveau hat sich überall auf der Insel durchgesetzt. Eine beispiellose Entwicklung Mallorcas von der einst verhöhnten Putzfraueninsel bis hin zu einem der exklusivsten Ferienziele Europas, das im vergangenen Jahr von 3,9 Millionen Deutschen besucht wurde. Mittlerweile gibt es 26 Fünf-Sterne-Hotels. Das eleganteste ist das "Mardavall" in Costa d'en Blanes. Die Preise für die 133 Zimmer und Suiten bewegen sich zwischen 350 und 4800 Euro pro Nacht. "Dafür erwartet den Feriengast das Nonplusultra", verspricht Hoteldirektor Jordi Tarrida.

Das Hotel garantiert absolute Ruhe. Es sei unmöglich, den Nachbarn zu hören. Leisten können sich den Luxus offensichtlich immer mehr Urlauber. Es sind die stillen Reichen, die Unternehmer, Selbstständigen, beruflich stark engagierte Manager, aber auch Prominente wie Bayerntorwart Olli Kahn oder Hollywood-Star Woody Allen. Zum Saison-Start an den Osterfeiertagen und in den Monaten Juni bis September ist das Hotel ausgebucht.

Für den Pauschalurlauber gibt es 145 Vier-Sterne- und 295 Drei-Sterne-Hotels, 61 mit zwei Sternen und 33 preiswerte Häuser mit einem Stern. Künftig allerdings dürfen nur noch Vier- und Fünf-Sterne-Hotels gebaut werden. "Mallorca soll eine Vorreiterrolle spielen", betont die Sprecherin des balearischen Fremdenverkehrsamtes Ibatur. Auch Jordi Cabrer Gimenez (53), Inhaber eines Hotels an der Playa de Palma und Ex-Präsident der Hotelvereinigung, unterstützt die Idee vom Qualitäts-Tourismus: "Mallorca hat nur eine Zukunft, wenn es sehr gute Qualität bietet. Bei den Hotels, bei den Geschäften, bei den Taxen, einfach überall. Der Weg ist absolut richtig, die Playa de Palma zu modernisieren."

Der sieben Kilometer lange Vorzeigestrand zwischen Can Pastilla und Arenal bekommt ein neues Gesicht: moderne Hotels, Grünflächen, eine Straßenbahn, einen Boulevard, Fahrrad- und Wanderwege. Noch in diesem Jahr sollen die Bauarbeiten beginnen. In einem immer exklusiveren Outfit präsentiert sich auch Mallorcas Golf-Angebot mit 23 Plätzen. Der neueste: Golf Son Gual an der Autobahn Palma-Manacor gilt als die Nr. 1 auf der Insel und ist nach Einschätzung von Golf-Manager Stefan Blöcher einer der Top-Plätze in Europa. Wer hier als Gast eine Runde spielen will, muss tief in dieTasche greifen. Das Greenfee kostet 150 Euro pro Person. Knapp 40 Millionen Euro wurden auf dem 150 Hektar großen ehemaligen Finca-Grundstück investiert. Überall ausgefallene Details: 900 Olivenbäume wurden gepflanzt, acht kleine Weinfelder angelegt.

Ähnlich exklusiv stellt sich die Boots-Szene auf der Insel dar. In den 45 Jachthäfen mit 14 000 Liegeplätzen drängen sich stolze Segler und schnittige Jachten. Palma und Portals Nous sind die gefragtesten Häfen. 100 000 Euro pro Jahr kostet der Liegeplatz für eine 25-Meter-Jacht. Wer ein eigenes Boot erwerben will, muss mindestens eine Million Euro auf den Tisch legen. "Das ist unser Einstiegspreis", sagt Jens Pawel (40) von der Bremer Firma Drettmann International. Ihr prominentester Kunde: Ralf Schumacher. "Er hat bestimmt schon drei Boote bei uns gekauft", erzählt Jens Pawel. Die teuerste Jacht in seinem Sortiment in Portals Nous kostet 20 Millionen Euro. Um den Verkauf macht er sich keine Sorgen. "Luxus geht hier immer."

Wer in Mallorcas Top-Restaurants speist, zahlt durchschnittlich 150 Euro pro Person. Ob bei Sterne-Koch Gerhard Schwaiger im "Tristan" in Portals Nous, bei "Koldo Royo" in Palma oder bei der Hamburgerin Iris Seybold im "Es Clos" in Alqueria Blanca. Oder im "Bens d'Avall", im Restaurant mit der faszinierendsten Aussicht an der Westküste, wo Küchenchef Benito Vicens jeden Sommer an der Balustrade auf der Sonnenterrasse seine Majestät Juan Carlos I. und Königin Sofia persönlich bedient.

Mallorca, vielleicht schon bald unerschwinglich für den normalen Pauschaltouristen? Das nicht. "Der hochwertige Tourismus bietet eine ideale Ergänzung zum Massentourismus, der für die Insel unverzichtbar bleibt", sagt Alvaro Middelmann, Vorsitzender des Fremdenverkehrsverbandes "Fomento del Turismo" und erläutert: "Nur das Geschäft mit den Pauschalurlaubern garantiert ein großes Flugangebot und die Auslastung der Flugzeuge. Davon profitiert der Individual-Reisende. Immerhin: Der Luxus-Urlauber reist auch, wenn es der Wirtschaft vorübergehend mal schlechter geht.

Mallorca de Luxe - auch bei den Insel-Immobilien. Nichts zu spüren von irgendeiner Krise. Vier Millionen, acht Millionen oder gar zehn Millionen Euro für ein Haus in Puerto Andratx, in Palmas Edelstadtteil Son Vida oder auf dem Hamburger Hügel im Südosten - alles ist möglich. Und jetzt eine neue Dimension: 50 Millionen Euro für ein Haus der Superlative bei Alcudia. Das teuerste Anwesen auf der Insel.

"Der reine Wahnsinn", sagt Kurt Stockmann, der mit seinem Boot im Hafen von Bonaire bei Alcudia vor Anker gegangen ist. Vor Jahren kam er von Itzehoe nach Mallorca. Er sitzt am Tresen in der Bar des Fischrestaurants "Cocodrilo" und trinkt seinen Cortado. "Leider ist alles teurer geworden", klagt der 61-Jährige. "Die neuen Gäste erwarten höchste Qualität", sagt die Wirtin Antonia. "Ich hoffe, dass auch der neue Eigentümer des Superhauses sich bei uns wohl fühlt."

Der 3500 Quadratmeter große Palast aus Marmor, Mareis-Stein und gebeizter Lerche liegt oben auf dem Hügel hinter dicken Mauern und einem großen Eisentor. Die ein Kilometer lange, kurvenreiche Carrer de la Camelia führt direkt zur Hausnummer 28. Zur Villa "Cielo de Bonaire", was übersetzt bedeutet: Himmel über Bonaire. Eine Illusion mit Hubschrauber-Landeplatz, Tenniscourt, fünf Luxusappartements für die Feriengäste des Hausherrn, ein Wohnzimmer, so groß wie eine normale Vier-Zimmer-Wohnung, das Hauptschlafzimmer mit einem gläsernen Baldachin, mit riesigen Außen- und Innenpools und einem 360-Grad Panoramablick über die Bucht von Pollensa bis zur Halbinsel Formentor. "Mallorca hat sich zur absoluten Luxus-Destination entwickelt", sagt Bernd Katzmarcik. Er ist Geschäftsführer des Hamburger Immobilien-Unternehmers Matthias Kühn, der "Cielo de Bonaire" gebaut hat. Direkte Nachbarin ist die Hamburgerin Lore M.. Seit 20 Jahren genießt sie von ihrer kleinen Finca den Blick übers Meer. "Das Haus da oben? Verrückt", sagt sie. "Aber so steigt der Wert meines Grundstücks. Wenn ich verkaufe, dann nicht unter fünf Millionen."