Es ist Hauptsaison. Doch die Urlauber bleiben wegen der gewalttätigen Ausschreitungen weg.

Seit Beginn der Unruhen in Kenia kommen keine Touristen mehr in die Safari-Parks des Landes. "Wir haben mit einer Auslastung von 69 Prozent gerechnet, in diesem Monat sind es aber nur 15 Prozent", sagt der Direktor einer Ferienanlage im 250 Kilometer nördlich von Nairobi gelegenen Samburu-Nationalpark, Paul Chaulo. Die Mehrzahl seiner 62 Zimmer sind nicht belegt. Trotz Hauptsaison hat niemand Lust, bei der unsicheren Lage nach den umstrittenen Präsidentschaftswahlen seinen Urlaub in der paradiesischen Savanne Kenias zu verbringen.

Die Kanadierin Debbie Shillitto ist eine der wenigen Touristen, die trotz der gewaltsamen Ausschreitungen, bei denen mindestens 600 Menschen getötet wurden und rund 255 000 flüchteten, nach Samburu gereist ist. Auf der Fahrt zum Wildreservat musste Shillitto mehrere Straßensperren passieren. Das habe sie aber nicht verängstigt, sondern betrübt gemacht, erklärt sie. "Wir waren sehr traurig über die Zahl der Todesopfer." Ihre Lust auf die artenreiche Natur in Samburu hat das aber nicht geschmälert. In dem Wildpark leben unter anderem Elefanten, Zebras, Giraffen, Krokodile und Löwen. Angesichts der wenigen Miturlauber fühle sie sich als "etwas Besonderes" und genieße die volle Aufmerksamkeit der Hotelangestellten, erzählt die Kanadierin.

Auch im Masai-Mara-Reservat weiter südlich an der Grenze zu Tansania genießen die wenigen verbliebenen Touristen die Ruhe und die gesteigerte Zuwendung des Personals. "Ich fühle mich nicht in Gefahr", sagt Steve Brugin, der einen zweiwöchigen Safari-Urlaub in Kenia verbringt. Er und seine Frau könnten an nichts anderes denken als die Aussicht auf die bis zum Horizont reichende friedliche Landschaft, in der malerisch einzelne Bäume emporragen - weit und breit keine Strommasten, keine Industrieanlagen, keine menschlichen Behausungen.

Infolge der Proteste sind die meisten Verbindungsstraßen in dem ostafrikanischen Staat blockiert. Lebensmittel für die Hotelgäste müssen auf dem Luftweg kostspielig zu den Ferienanlagen transportiert werden. Das belastet die Tourismusindustrie zusätzlich, die dem Land bislang Jahr für Jahr rund eine Milliarde Dollar - nach derzeitigem Stand rund 680 Millionen Euro - einbrachte.

Der Chef der kenianischen Vereinigung der Safari-Unternehmer, Duncan Muriuku, sieht nun eine dunkle Zukunft für die Tourismusindustrie heraufziehen. Die Reisewarnungen vieler Länder erstickten den Tourismus, erklärt er bei einer Pressekonferenz im Masai-Mara-Reservat. Der Direktor des berühmten an die Serengeti heranreichenden Wildreservats, Brian Heath, sieht dies ähnlich: "Viele von uns können gar nicht begreifen, wie schnell das die Tourismusbranche ruiniert."