Liebe Mallorca-Freunde, in einem Spätsommer war die Insel noch nie so grün wie in diesem Jahr. Die Stauseen haben dreimal soviel Wasser wie sonst um diese Zeit. Das ist die angenehme Folge eines gewitter- und regenreichen Sommers. Seit einem halben Jahrhundert hat es hier im August nicht mehr so viel geregnet. Palma hatte sogar einen Notruf für Wassergeschädigte eingerichtet. Polizei und Feuerwehr waren wochenlang in Alarmbereitschaft. Zwischen Porreres und Felanitx sehe ich den Landwirt Jaime Mesquida (57) auf seinem Feld. "Der Regen war gut für die Bäume", sagt er und blickt zum wolkenverhangenen Himmel: "Doch jetzt reichts!" In Fornalutx, einem der schönsten Dörfer Spaniens, treffe ich Anna Celma. Die 32-Jährige aus Barcelona leitet in dem verwinkelten Bergort im Westen der Insel ein kleines Traumhotel: das Ca'n Verdera. Das 150 Jahre alte Bauwerk aus Natursteinen wurde jetzt um sechs auf elf Zimmer erweitert. "Unser Hotel ist das ungewöhnlichste und persönlichste Gästehaus Mallorcas", sagt Anna stolz und lädt mich zu einem Glas Wein ein. Das Besondere an ihrem Hotel sei der verwunschene Garten, wo jeder Gast seinen inneren Frieden und seine Ruhe wiederfinde. "Ein wahrer Luxus für Geist und Seele." Langsam schlängelt sich der "Rote Blitz" durchs Orangental. Ich sitze im letzten Wagen, genieße die Fahrt von Palma nach Soller, neben mir Joan, ein Angestellter der Eisenbahn. Ja, das Unternehmen sei gerettet, sagt er. Ende Mai war die Soller-Bahn in die Schlagzeilen geraten. Sie hatte das Jahr 2001 mit einem Verlust von rund 200 000 Euro abgeschlossen. Der Gesellschaft drohte die Pleite. Nach heftigem Streit trat der Direktor zurück. Der Aufsichtsrat hatte ihm Missmanagement vorgeworfen. "Wir haben jetzt einen neuen Chef", sagt Joan. "Um das Unternehmen auf wirtschaftlich gesunde Füße zu stellen, werden neue Aktien ausgegeben." Am Flughafen in Palma kommt mir Rafael Barber-Llorente entgegen. Der 50-jährige Rechtsanwalt ist Mallorquiner, betreibt je ein Büro in Mallorcas Hauptstadt und in Hamburg. Der Vielbeschäftigte pendelt zweimal die Woche zwischen Insel und Hansestadt. Neuerdings beobachte er eine deutliche Zunahme der Zusammenarbeit spanischer und deutscher Steuerbehörden. Die Folge seien oft hohe Steuernachzahlungen. "Ich kann nur jedem Finca- oder Hausbesitzer empfehlen, sich seine Unterlagen genau anzusehen und im Zweifelsfall einen Steuerberater oder Anwalt aufzusuchen", empfiehlt Barber-Llorente. Das "La Hacienda" am Ortseingang von Paguera ist für Fleischfreunde ein Geheimtipp. Hier geht es brasilianisch zu. "Rodizio" heißt das Zauberwort für einen schmackhaften Spieß, von dem soviel Fleisch heruntergeschabt wird, wie der Gast es wünscht. Er kann zwischen acht Fleischsorten wählen. Im Frühjahr haben die Lübecker Wirtsleute Söhnke (47) und Christine Gerd (37) das Restaurant übernommen. "Seit einem Jahr leben wir mit unseren Kindern bereits auf der Insel", erzählt mir Söhnke. "Sohn und Tochter gehen hier zur Schule, sprechen neben deutsch auch spanisch, mallorquin und englisch." In einem Haus von Freunden in Port d'Andratx gönnte sich die Hamburger Bestseller-Autorin Ildiko von Kürthy ("Herzsprung" und "Mondscheintarif") sechs Wochen Schreibferien. Sie arbeitet an ihrem dritten Roman. "Vormittags habe ich drei Stunden geschrieben, nachmittags mich am Strand braun brennen lassen", verrät sie mir. "Während der Arbeitsphase versorgte mich mein Mann mit Eiswasser." Ich bin auf dem Weg von Cas Concos nach Alqueria Blanca - quer durch den "Hamburger Hügel". Zwischen den Villen links am Berghang sehe ich einen neuen Rohbau. Hier entsteht ein Traumhaus. Ich biege ab, fahre hin. Auf der Baustelle ein einsamer Arbeiter. Ich stelle mich vor und frage nach dem Bauherrn. "Ich heiße Miquel", sagt der Mann. "Das Haus ist mein Hobby. Ich arbeite seit vier Jahren daran, in drei Jahren ist es fertig." Miquel, ein Taxiunternehmer, bittet mich in den Rohbau, zeigt mir stolz die Zimmer und führt mich nach oben auf die Dachterrasse. "Überall wohnen Deutsche und Engländer", sagt er und lächelt: "Aber dieses Haus wird von mir bewohnt, einem Mallorquiner. Sind Sie mein Gast, wenn es fertig ist." Bis zum nächsten Mal Ihr