Es ist eine Liebesgeschichte wie Englands große romantische Schriftstellerin Jane Austen sie erfunden haben könnte. "Nur dass die Story von John Constable und Maria Bicknell sich wirklich abgespielt hat", sagt Anne Saunders, die Kuratorin des kleinen Museums im "Bridge Cottage" am malerischen Fluss Stour. "Deshalb ist die Brücke neben unserem Haus noch heute ein beliebter Ort für Heiratsanträge und Paare machen zum Valentinstag Reisen in diese Umgebung."

John Constable (1776-1837), ein Zeitgenosse Jane Austens, hat sie oft gemalt: Sanfte Wiesen und Hügel, stille Flüsse und Wälder, Dörfer mit oft windschiefen Fachwerkhäusern. Viele seiner Gemälde zeigen Ansichten rings um das strohgedeckte Cottage neben der Brücke über den Stour und der Mühle von Flatford, in Laufnähe seines Geburtsortes East Bergholt im Osten Englands. "John ist hier mit Maria spazieren gegangen, verliebt bis über beide Ohren", erzählt die Kuratorin. Lange musste das Liebespaar gegen Klassenschranken und Vorurteile ankämpfen, ehe es 1816 heiraten durfte. Das Glück währte nur wenige Jahre. Nach der Geburt ihres siebten Kindes starb Maria an Tuberkulose. Der Maler heiratete nie wieder.

Auch solche Liebesgeschichten lassen Reiseveranstalter auf der Insel angesichts der wachsenden Popularität des Valentinstages am 14. Februar auf mehr Reisende vom europäischen Festland hoffen. "Großbritannien lässt die Herzen höher schlagen!" heißt das Valentins-Motto der Tourismusorganisation VisitBritain. Sie wirbt dafür, den Tag der Verliebten mit einer romantischen Reise in jenes Land zu feiern, das seinen Bewohnern als Wiege des Valentinstages gilt. Natürlich beanspruchen auch die Italiener die Urheberschaft und verweisen auf den heiligen Valentin von Terni, der im 3. Jahrhundert trotz kaiserlichen Verbots Paare christlich getraut habe und dafür hingerichtet worden sei. Doch der englische Dichter Geoffrey Chaucer sorgte für die erste literarische Verbindung des Valentinstages mit romantischer Liebe. In dem Poem "Parlament der Vögel" beschrieb er 1383 zum St. Valentin, wie Göttin Natur dafür sorgt, dass ein jedes Vögelchen einen passenden Liebespartner findet.

Die auf Chaucer zurückgehenden britischen Valentins-Bräuche lassen sich in vielen Ecken des Königreichs erkunden. Wer aber nur einen Kurzurlaub plant, ist in East Anglia gut aufgehoben. Eigentlich war jeder schon einmal dort, der über den Flughafen Stansted nach London gereist ist. Die Fahrt zu Constables Bridge Cottage ist von Stansted mit dem Auto oder einem Vorortzug jedoch weit kürzer als die rund eineinhalb Stunden bis zum Big Ben. Der rote Klatschmohn, für den die Feldwege in East Anglia berühmt sind, blüht um diese Jahresszeit nicht. Wem der Sinn nach Sonnenbädern, ausgedehnten Radwanderungen oder Paddeltouren über die Wasserläufe der Norfolk steht, sollte bis zum Frühling oder Sommer warten. Doch wer Spaziergänge über das Kopfsteinpflaster von Städten wie Colchester oder einst enorm reicher Zentren der mittelalterlichen Wollverarbeitung, wie der Fachwerkort Lavenham einer ist, mag, wird sich hier auch im Februar wohlfühlen. Überall locken lauschige Pubs, in denen unbedingt das lokale "Real Ale" probiert werden muss. So auch im Küstenstädtchen Southwold, das neben bunten Strandhütten, einer neuen weißen Seebrücke und Pubs mit frischen Fischgerichten die Adnams Brewery zu bieten hat. Schon vor 660 Jahren wurde in Southwold Ale und Bitter gebraut. Seit Jahrzehnten gilt Adnams Ale als eines der besten des Inselreichs.

Als Unterkünfte für romantische Reisen eignen sich nicht nur jene Dorfgasthöfe, die oft zu edlen Fünf-Sterne-Herbergen ausgebaut wurden, wie der mehr als 500 Jahre alte "Swan" in Lavenham. Die Region ist ebenso mit gepflegten Bed & Breakfast-Pensionen gesegnet.

Auch in England ist der "Tag der Liebenden" stark kommerzialisiert. Man kann versuchen, das zu ignorieren und lieber Touren zu unternehmen, zum Beispiel zum Landsitz Sandringham ihrer Majestät Elizabeth II. in Norfolk. "Aber was ist schon ein Valentinsurlaub ohne Shopping?", sagt in Norwich die Stadtführerin Sheila Edwards, wohl nicht ganz zu Unrecht. Männer, die etwas auf sich halten, führen ihre Angebetete auf den "Gentlemen's Walk". So wird die Einkaufsmeile am City-Markt von Norwich genannt, weil sich hier früher die Gentlemen in ihren feinsten Kleidern der Damenwelt präsentierten. Heute ist die Fußgängerzone mit ihren kleinen, edlen Geschäften mit ein Grund dafür, dass Norwich zu den fünf beliebtesten Shopping-Zielen des Königreichs zählt.

Informationen: Visit Britain, Hackescher Markt 1 in 10178 Berlin, Tel. 01801/46 86 42, im Internet unter www.valentinstag-in-gb.de und www.visiteastofengland.com