Zwei Jahre nach der verheerenden Katastrophe gibt es in der beliebten Urlaubsregion viele neue Attraktionen.

Die Zerstörungsgewalt der Natur ist unfassbar, ihre Selbstheilungskraft aber auch - einschließlich der menschlichen Leidens- und Leistungsbereitschaft: Es grenzt an ein Wunder, dass sich Thailands besonders schwer betroffene Urlaubsregion Khao Lak knapp zwei Jahre nach der Tsunami-Katastrophe in erfreulich weiten Teilen als wiederhergestellt präsentieren - und sogar eine relativ gute Touristen-Saison erwarten kann.

Bis zur Hochsaison im Dezember werden fast zwei Drittel aller Hotels wieder geöffnet haben, so dass die Anzahl der verfügbaren Gästezimmer schon bei rund 3000 liegen dürfte. Es sind zumeist Boutique-Resorts statt Bettenburgen: Die Hotels von Khao Lak gehören nach wie vor zu den schönsten im ganzen Königreich, da sie großzügig in die weitläufigen Strandlandschaften eingefügt und klassische Fehler wie Hochbauten vermieden wurden. Es finden sich sogar Urlauber-Anlagen mit ganz neuen Namen darunter, die erst nach dem Tsunami erschaffen worden sind - wie das gediegene "Haadson Resort" mit 39 Luxus-Villen oder das "Khao Lak Bhandari Resort" mit 77 stilvollen Zimmern.

Besonders große Fortschritte sind am Sunset-Beach, Nang Thong-Beach und Bang Niang-Beach zu verzeichnen. Doch auch die anderen Strände sind neuerdings durch asphaltierte Straßen zugänglich, während zu dem in bewaldeten Hängen ansteigenden Nationalpark Lamru noch ein befestigter Fußgängerweg geplant ist. Das Zentrum Khao Laks indes wird nun auf 650 Metern von einer etwas mondän wirkenden sechsspurigen Straße durchzogen, die teilweise - in Thailand noch keine Selbstverständlichkeit - von Grünstreifen, Bürgersteigen, Laternen und alle 50 Meter mit überdachten Sitzbänken flankiert wird. Ringsherum findet sich wieder der einstige Mix aus Restaurants, Kneipen, Tauchbasen, Reise-Agenturen, Supermärkten, Schneiderläden und Wechselstuben - wenn auch nur in kleinerem Rahmen als im Boom-Jahr 2004. Immerhin gehört auch wieder das legendäre "Coconut Grove" dazu, in dem Besitzer Daeng seinen Gästen die leckeren, mit Knoblauch und Pfeffer gebrutzelten Thunfisch-Gerichte serviert.

Die Wiederauferstehung Khao Laks geht sogar mit neuen Sehenswürdigkeiten einher - allen voran die große, offizielle Tsunami-Gedenkstätte, die im Rahmen eines internationalen Architekten-Wettbewerbs entsteht. Unter anderem soll ein Dokumentationszentrum an das unglaubliche Leiden und die zahlreichen Opfer der Naturkatastrophe erinnern, die hier am 24. Dezember 2004 mit ihren bis zu zehn Meter hohen Flutwellen über eine heile Urlauberwelt hereingebrochen ist. Aber die Einheimischen investieren auch ins touristische Angebot: Das Elefanten-Camp "Asia Safari Park" zum Beispiel, das wegen der ausgebliebenen Besucher bis vor kurzem noch um die Existenz seiner Rüsseltiere und Mahouts bangen musste, hat sein Angebot für Trekking-Touren oder Bambusfloß-Fahrten im Hinterland ausgebaut und einen erlebnisreichen Tierpark mit Wasserfall angelegt, in dem sich bereits 14 Krokodile, vier Wasserbüffel (davon zwei Albinos) und allerlei exotische Vögel tummeln.

Sogar im Meer gibt es neue Attraktionen: Nach Hinweisen heimischer Fischer wurde in den Küstengewässern der Provinz ein bisher noch unbekanntes Korallenriff entdeckt. "Es ist 270 Hektar groß, erfreulich intakt und leicht zugänglich, so dass es als Ziel für Tauch-Touristen zu einer wichtigen Einnahmequelle werden könnte", meint Songpol Tippayawong, ein Mitarbeiter des World Wildlife Fund (WWF). Nach wie vor zu den größten Naturschätzen von Khao Lak gehören die stimmungsvollen Sonnenuntergänge. Sie inszenieren sich an dieser Festlandsküste oft herrlich farbenfroh - und werden weder durch umhersausende Motorboote noch Jetskis gestört. Die Badestrände indes haben sich mancherorts durch Sandverspülungen verändert. "Doch das fällt wohl nur Stammgästen wie uns auf", meint Hermann Kunert aus Memmingen, der mit seiner Frau Evelyn damals nur knapp den Tsunami-Fluten entkam. Trotz - oder gerade wegen - der quälenden Erinnerungen ist er hierher zurückgekehrt und positiv überrascht von der optimistischen Grundstimmung. Besucher aus dem übrigen Asien hatten die Region dagegen lange gemieden, weil sie eine Begegnung mit den Geistern der Todesopfer fürchteten. Dass sie hier nun schon wieder in Reisegruppen umherziehen, gilt als gutes Omen auf dem Weg zur Normalität. Auch die zahlreich gepflanzten Palmen sind geeignet, mulmige Gefühle zu mindern. Auf den einst braunen, versalzten Grünflächen sprießt wieder üppige, tropische Vegetation - und verdeckt auf natürliche Weise die Fundamente oder Mauerreste noch zerstörter Bauten. Nur vereinzelt sieht man noch größere Ruinen, die von der gewaltigen Kraft der Flutwellen zeugen.

Heute sorgt ein neues Tsunami-Frühwarn-System für mehr Sicherheit: Es ist mit Messstationen in aller Welt verbunden und umfasst diverse Alarmvorichtungen - über Details informiert eine Broschüre der thailändischen Behörden, die Gäste auf ihren Hotelzimmern vorfinden.

In der kommenden Saison sind auch wieder alle großen deutschen Veranstalter in Khao Lak vertreten. "Wir hatten die Wiederaufnahme ganz bewusst erst ab diesem Winter geplant", erklärt Mathias Tewes, Asien-Manager der TUI. "Denn wir wollten erst neues Vertrauen in dieses Urlaubsziel gewinnen."

Nun mischt der Hannoveraner Touristik-Konzern wieder mit und hat insgesamt sieben Hotels im Angebot - davon eines mit 5, drei mit 4,5, zwei mit 3,5 und eines mit 3 Sternen. Mit vier Hotels ist die Region auch im Katalog des Berliner Asienspezialisten "Geoplan Touristik" vertreten, der Ende der 1990er Jahre zu den ersten deutschen Anbietern des Urlaubsziels gezählt hatte. "Die Trauerphase der Einheimischen ist erfreulicherweise vorbei - und das Interesse der Kunden eindeutig wieder da", diagnostiziert Geschäftsführer Stefan Kraft.

Zu den neuen Perlen an der malträtierten Festlandsküste zählt zum Beispiel das Resort "The Sarojin". Außer den Namen "Banthao", "Piyalu" oder "Piufa", die die 56 Luxus-Zimmer in den sieben stilvollen Gebäuden neben ihrer normalen Nummerierung tragen, erinnert hier wirklich nicht mehr an den Tsunami. Die Namen sollen ein kleines Dankeschön sein an diejenigen Mitarbeiter sein, die nach der Naturkatastrophe nicht in ihre Heimatdörfer geflüchtet sind, sondern engagiert mitgeholfen und das Resort wieder aufgebaut haben.

Als der Tsunami im Dezember 2004 über die Anlage hereinbrach, war man etwa so weit wie jetzt, das Haus stand kurz vor der offiziellen Eröffnung. Heute genießen Gäste Badefreuden und traditionelle Thai-Massagen oder relaxen auf Edelholz-Liegen. Abends dinieren sie romantisch unter einem alten, imposanten Feigenbaum, nachdem sie von ihren Tagesausflügen zu den Similan-Inseln, zum Khao Sok-Nationalpark oder dem Raja Phraba-Stausee zurückgekehrt sind. Und das alles ganz so, als sei an diesem Ort noch nie etwas anderes passiert.