Heiter bis wolkig

Immer den Talski belasten. Und den Bergski schön locker lassen." Das weiß jeder, der Ski fährt. In den Alpen kein Problem. Da zeigt der Talski runter nach Zermatt und der Bergski rauf zum Matterhorn. Aber wo bitteschön ist in Bispingen das Tal und wo der Berg? In dem Städtchen in der Lüneburger Heide hat vor einer Woche die Berg- und Talbahn eröffnet, der "Snow-Dome". Norddeutschlands erste Skihalle - direkt an der A 7 gelegen. Also genau dort, wo wir jeden Winter hoffen, dass hoffentlich kein Schnee liegt.

Nun ist auch das Rätsel gelöst, was da an der Autobahn für ein schräges Gebäude steht. Der "Snow-Dome" sieht aus wie ein riesiger Blasebalg und drinnen pustet es auch ganz gewaltig: Aus Düsen an der Decke blasen die Schneekanonen Millionen von Schneeflöckchen auf die 23 000 Quadratmeter-Piste. Kunstschnee - den echten gibt's in Bispingen bekanntlich nur alle Jubeljahre. Vielleicht hätten sie die Halle im benachbarten Schneverdingen hinstellen sollen. Aber der Ortsname hält nicht das, was er verspricht. Und auch der Wilseder Berg nebenan mit seinen 169,2 Metern ist selten schneebedeckt.

Also Bispingen, hier ruft der Berg. Erwarten Sie aber bitte keinen Watzmann: Die Abfahrt von der Autobahn dauert länger als die Abfahrt auf der Piste. Aber der "Snow Dome" hat die Lüneburger Heide verändert. Nichts ist mehr, wie es war - alles Schnee von gestern. Anstelle von Heidschnucken hoppeln jetzt hier die Skihasen. Statt Hermann Löns regiert nun Hermann Maier. Der tollkühne Weltcup-Abfahrer aus Österreich kam als Ehrengast zur Eröffnung. Der Mann stürzt sich die gefährlichsten Pisten der Welt hinunter. Und auch in Bispingen zeigte der "Herminator" absolute Körperbeherrschung: Beim Anblick der Piste bekam er keinen Lachkrampf!

Für mich sind die dreihundert Meter Abfahrt gerade richtig. In Lech am Arlberg lernte ich am Märchenhügel mit kleinen Kindern das Skifahren. Da durfte ich immer nur bis zum Aschenputtel fahren, während die Vierjährigen ganz oben bei Frau Holle ausstiegen. Frau Holle ist in Bispingen bei 33 Metern, das ist die Bergstation. Der Höhepunkt ist unten im Tal.

Da ich bis heute das Bremsen beim Skifahren nicht beherrsche, lande ich ganz automatisch beim Après-Ski. Nicht lang schnacken - Kopf in den Nacken! Alles was in den Alpen die Leber angreift, gibt es auch hier in der Lüneburger Heide, die nach elf Glühwein sicher bald zum neuen Hütten-Hit umgetextet wird: "Heide, Heide - Deine Welt sind die Berge!"

Um in diesem Zustand nicht in Bispingen auf die Autobahn zu müssen, gibt es extra einen Ski-Bus. Der fährt von Hamburg ZOB zum "Snow-Dome" und zurück. Man stelle sich nur vor, ein Hamburg-Besucher weiß nichts von dieser Skihalle. An einem lauen Sommerabend kommt ihm diese Horde aus der Heide entgegen. Mit geschulterten Skier und Moonboots. Der denkt doch, er sei reif für die Couch. Die Skifahrer aus dem "Snow-Dome" müssen jetzt verantwortungsvoll sein. Bevor der Mann wahnsinnig wird, gehen Sie auf ihn zu und erklären es ihm: "Immer den Talski belasten. Und den Bergski schön locker lassen." Er wird es verstehen und tänzelnd in die Nacht verschwinden.