Das neue Drehkreuz in Südostasien ist in Betrieb. Für die Thailand-Urlauber wird es bequemer.

Ein Flughafen als neues Wahrzeichen, Kunstwerk und Touristen-Attraktion - das gibt es jetzt in Thailand. Rund 30 Kilometer östlich der Hauptstadt Bangkok ist mit dem Suvarnabhumi Airport nicht nur das größte und modernste Luftverkehrs-Drehkreuz Südostasiens entstanden, sondern auch ein Meilenstein avantgardistischer Architektur mit spektakulären Superlativen.

Als einer der wenigen Großflughäfen ist die Anlage nicht durch eine Erweiterung entstanden, sondern von Grund auf neu gebaut worden. Das fugenlos konzipierte, von dem deutschen Stararchitekten Helmut Jahn aus Chicago entworfene Stahldach-Tragewerk beherbergt das mit 553 000 Quadratmetern größte Passagier-Terminal der Welt, ein ganzes Fußballstadion könnte hierin Platz finden. In der siebenstöckigen, von Licht durchfluteten und teilweise an den neuen Berliner Hauptbahnhof erinnernden Halle dominieren Metall, Glas und Grautöne, die Gänge werden spielerisch von halbrunden Glasdächern überspannt. Originelle Farbtupfer finden sich in Form von landestypischen Statuen, Gemälden oder Mosaiken. Ein Teil der Fenster und Türen ist im asiatischen Stil und mit viel Liebe zum Detail dekoriert.

Schon an der Zufahrt werden die Passagiere von einer großen, mythischen Halbgottheit begrüßt, während zwischen den Terminals eine landestypische Gartenanlage zur exotischen Entspannung lockt.

Der ausgesprochen elegante Flughafen soll Bangkok als wichtigstes Luftdrehkreuz Südostasiens erhalten sowie dem Königreich einen bedeutenden wirtschaftlichen und touristischen Impuls bescheren. Um den Ansturm der Fluggäste - am Terminal können 51 Maschinen gleichzeitig andocken - zu bewältigen, gibt es insgesamt 120 Gates und 360 Abfertigungsschalter. Das 32 Quadratkilometer große Areal umfasst unter anderem fünf Anlegebrücken für den neuen Supervogel Airbus A380, von dem die staatliche Fluggesellschaft Thai Airways sechs Maschinen bestellt hat (und nun, wie andere auch, länger darauf warten muss). Durchzogen wird das Gelände von zwei jeweils vier Kilometer langen Start- und Landebahnen. Über all dem erhebt sich ein 132 Meter großer, säulenförmiger Tower - es ist der höchste der Welt.

Der futuristische Mega-Flughafen, der vom ausgedienten Don Muang Airport lediglich das Kürzel BKK für Bangkok übernommen hat, kann jährlich bis zu 45 Millionen Passagiere abfertigen, seine Kapazität - derzeit maximal 76 Flugbewegungen pro Stunde - bei Bedarf aber sogar fast noch verdreifachen. Während er tagsüber in der tropischen Sonne funkelt, wird er nachts mit gewaltigen Scheinwerfern in ein geheimnisvolles Licht getaucht, so dass er seinem Namen - auf Deutsch: "Goldenes Land" - tatsächlich gerecht werden kann.

Der Glanz des neuen Flughafens steht allerdings ganz im Gegensatz zu seiner unspektakulären Eröffnung: Ursprünglich als Bestandteil der Feierlichkeiten zum sechszigsten Thron-Jubiläum von König Bhumibol gedacht, wurde nach dem jüngsten Militärputsch auf eine größere Inszenierung der Betriebsaufnahme verzichtet.

Der abgesetzte Premierminister Thaksin Shinawatra hatte das Prestige-Objekt in der Endphase zur Chefsache erklärt und sogar publikumswirksam in einem spartanischen Militärzelt auf der schlammigen Großbaustelle übernachtet, um auf die problematische, immer wieder verschobene Fertigstellung des rund drei Milliarden Euro teuren Großprojekts zu drängen.

Begonnen hatten die ersten Planungen für den Suvarnabhumi Airport schon vor rund 40 Jahren. Die längsten Verzögerungen ergaben sich durch die große Wirtschaftskrise von 1997 und durch Planungsfehler, Korruptionsskandale, Baumängel sowie - nicht zuletzt - auch durch das ausgesprochen matschige Marschland in der Provinz Samut Prakan: Es dürfte seinen bisherigen Namen Nong Ngu Hao - auf Deutsch: Schlangensumpf - sicher nicht zu Unrecht getragen haben.