Bauernherbst - Mit rund 2200 Veranstaltungen in 82 Orten wird die Ernte gefeiert.

Salzburg. Seine Frau konnte ihn kaum überreden, den Kutschbock eines Uralt-Traktors endlich zu verlassen. "Ein tolles Fahrgefühl", schwärmte Hans Uwe Klein aus Bremen ein ums andere Mal. Allein dafür wäre die lange Anreise zum Salzburger "Bauernherbst" gerechtfertigt gewesen. Übertrieben? Nicht unbedingt. Der so genannte Bauernherbst - ein mehrwöchiges Dauerspektakel der liebenswerten Sorte - kann aus sehr unterschiedlichen Gründen eine Reise wert sein. Durchaus zu Recht lockt er von Jahr zu Jahr mehr Besucher an. 2001 kamen rund 300 000, in den diesjährigen Bauernherbst-Wochen - von heute an bis zum 27. Oktober - werden 350 000 erwartet. Zugegeben: Als der pfiffige Werbechef Karl Riegler anno 1996 die ersten 14 Orte im Umkreis der Mozartstadt zu bescheidenen herbstlichen Events vergatterte, meldeten sich die Skeptiker gleich reihenweise. "Schon wieder ein krampfhaftes Festival", nörgelten die einen. Andere vermuteten einen bloßen Trick zur Verlängerung der bekanntlich kurzen Sommersaison im Alpenvorland. Günstige Prognosen wagte niemand. Doch das "Wunder" geschah: Heute sind schon 82 Orte dabei, mit mehr als 2200 Veranstaltungen. Längst schon hat sich der Bauernherbst als populärer Fixpunkt im salzburgischen Tourismusjahr etabliert. Alle Regionen vom Salzkammergut bis zum Nationalpark Hohe Tauern tun lustvoll mit. Das Erfolgsrezept? "Sehr einfach", sagt Riegler, "wir erfinden nichts Neues, sondern beleben alte bäuerliche Traditionen; wir konstruieren nichts für die Fremden, sondern feiern für uns selbst - und freuen uns aber, wenn dann noch Gäste kommen." Die Gäste ihrerseits freuen sich ebenfalls. Mehrere Faktoren spielen angenehm zusammen. Da ist vor allem das intakte Bauernland. Zwar gibt es den Landwirt hinterm Pferd auch im Salzburgischen nicht mehr. Sehr wohl aber findet man saftige Almen, behäbige Bauernhöfe und Dorfplätze, wo sich die Katze auf der Hausbank sonnt und das eisige Gebirgswasser aus dem Brunnentrog rinnt. Neben berühmten Gourmettempeln behaupten sich urige Wirtshäuser mit geschnitzten Holzdecken und blau gewürfelten Kattunvorhängen. Die Milch der Kühe ist fetter als anderswo, das Lammfleisch zarter, der Lebensrhythmus natürlicher. Der Natur ist gerade in diesem österreichischen Bundesland besonders viel "eingefallen". Sie punktet abwechselnd mit flachen Seeufern, mugeligen Horizonten, dramatischen Hochgebirgen, bizarren Eishöhlen. Und auch der Mensch hat die Gegend geprägt: mit Burgen, Salzbergwerken, Marktstädten, Kurorten und Wallfahrtskirchen. Die Salzburger Vielfalt prägt den Bauernherbst. Unter dem Motto "Feiern-Verkosten-Kultur" stehen über 2200 Veranstaltungen zur Wahl. Daneben können die Gäste in den nächsten Wochen bei waschechten Almabtrieben zuschauen, Erntedank-Prozessionen fotografieren, Strohballenfeste erleben, bei Imkern, Dorfschmieden, Holzbildhauern oder Federkielstickern neugierig vorbeischauen. Alle Museen stehen gratis offen. Bauernmärkte, Getreidemühlen, Bummelzüge, Pferdekutschen und Maibaum-Versteigerungen wetteifern um das Interesse. Und zum großen Treffen der Oldtimer-Traktoren ist jeder herzlich eingeladen. Das Einzige, was man nicht zu sehen kriegt, sind kitschige Heimatabende, denn die stehen zum Glück nicht im Programm. Herbstzeit ist Erntezeit, Erntezeit ist Essenszeit. Die Wirte kramen Omas Kochbücher hervor und offerieren Bodenständiges aus alten Tagen (schon mal Knofelkas und nachher Moosbeernudeln probiert?). Frischer Most duftet im Glas. Die kleinen Brauereien überraschen mit eigenen Bauernherbst-Bieren, frisch und vollmundig. Übrigens sind Hirschwurst, Bauerngeselchtes und geräucherte Fuschlsee-Saiblinge ideale und gut haltbare Souvenirs. Auskünfte über den Salzburger Bauernherbst (bis 27. Oktober) inklusive Detail-Programme, Kinderveranstaltungen, Sportangebote, Übernachtungspauschalen, Zimmerpreise und Verkehrsverbindungen bei "SalzburgerLand Tourismus", A 5300 Hallwang bei Salzburg, Postfach 1, Telefon: 0043/662/66 88, Fax -66, E-Mail: info@salzburgerland.com, Internet: www.salzburgerland.com