Im Schutzpark am Brahmsee werden seltene Haustiere vor dem Aussterben bewahrt.

Warder. Der Mann lebt für seine Tiere. Hier tätschelt er einem Husumer Schwein den Nacken, dort fährt er einem Hochlandrind durch die Mähne. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht, wenn er bei Moorschnucken oder Tadschikenziegen ein Junges entdeckt, das über Nacht geboren wurde. Jürgen Güntherschulze leitet den wohl ungewöhnlichsten Zoo Deutschlands, den Haustierschutzpark in Warder am Brahmsee. Auf einem Resthof entstand vor 13 Jahren dieses Reservat für selten gewordene Hausgenossen. Uralt-Rassen wie Angler Sattelschwein, Walliser Schwarzhalsziege, Exmoor-Pony, Telemarkrind, Waldschaf, Westerwälder Kuhhund, Pitou-Riesenesel und Lockengans tummeln sich vergnügt zwischen den Hügeln Ostholsteins. Was ihnen gemein ist: Sie sind ähnlich vom Aussterben bedroht wie der sibirische Tiger, Hyänenhund und Pandabär. Eine offizielle "Rote Liste gefährdeter Nutztierrassen" nennt 89 Tierarten. "Mit jeder ausgestorbenen Haustierart verschwindet wertvolles Erbgut unwiederbringlich von unserem Planeten", sagt Jürgen Güntherschulze. Auf 40 Hektar Weideland fühlen sich die 1600 Nutztiere, die hier leben, sauwohl. Zum Konzept dieser modernen Arche Noah gehört , dass Menschen mit den Tieren Kontakt aufnehmen. Füttern und Streicheln ist ausdrücklich erwünscht. Auch den Tieren werden größtmögliche Freiheiten eingeräumt. Vorwitzige Ferkel dürfen ihr Gatter verlassen und im Gelände herumtollen. Viele Stadtkinder erschließen sich in Warder eine neue Welt. Zum erstenmal sehen sie einen Hühnerhof mit Misthaufen und einen Dorfteich, auf dem Gänse und Enten schwimmen. Zur dörflichen Szenerie gesellt sich auch ein Taubenturm, in dem Klätschertauben turteln, eine Haustaubenart aus Böhmen. Der Schutzpark soll aber nicht nur das Überleben urtümlicher Viecher sichern, unter ungünstigen Umständen sogar das der Menschheit. Falls Seuchen den Bestand von Hochleistungsrassen auslöschen oder stark dezimieren, kann man auf die züchterische Reserve von Warder zurückgreifen. Auch Raritäten kann man auf einem fünf Kilometer langen Rundweg bewundern. Von der sizilianischen Girgentana-Ziege und dem kroatischen Turopolje-Schwein leben weltweit gerade noch knapp 200 Tiere. Rotkopfschafe, Brahma-Hühner, Angoraziegen und die französischen Riesenesel Gianna, Ornella und Chantal freuen sich auf Streicheleinheiten. In einer der Boxen kümmert sich die schokoladenbraune Angler Kuh Nolda rührend um ihre Pflegekinder, das Highland-Kalb Mecky und Zwergzeburind Singh. Und mit etwas Glück läuft einem im Park ein prominentes Ehepaar über den Weg: Altkanzler Helmut Schmidt und Frau Loki, die ein Sommerhaus am Brahmsee besitzen, sind regelmäßige Besucher des lebendigen Museums. Anreise : A7 Hamburg - Flensburg, Ausfahrt Warder; A 215 Hamburg - Kiel bis Blumenthal, Schildern folgen. Öffnungszeit : täglich 9 bis 18 Uhr. Eintritt : Erwachsene 4,50 Euro, Kinder 2,50 Euro, Familien 12,50 Euro, Behinderte 3 Euro; Gruppen 35 Euro. Ferien im Haustierschutzpark : Mitten im Park können Urlauber Ferienwohnungen mieten. Kinder dürfen auf Wunsch auch bei der Tierpflege helfen. Auskünfte : Telefon: 04329/1280.