Sie sind günstig, aber nicht billig: Zentral gelegen, überzeugen diese Sparunterkünfte mit neuer Qualität.

Die einen haben die Luftfahrt mit ihren Tarifen revolutioniert und preiswerte Städte-Trips innerhalb Europas erst möglich gemacht - die anderen krempeln gerade auf ähnliche Weise die Betten-Branche um: Nach den Billigfliegern kommen jetzt die Billighotels. Sie findet man vor allem in Großstädten immer häufiger, und sie unterbieten sich mit immer niedrigeren Übernachtungspreisen sowie immer ausgefeilteren Konzepten gegenseitig genauso wie einst die Billigflieger. Gewinner dabei: Urlauber, die für den Trip nach Paris, London oder Basel, nach Nizza, Amsterdam oder ebenso innerhalb Deutschlands jetzt weniger zahlen müssen als je zuvor - obwohl die Flugpreise anzogen.

Zwischen 35 und 74 Euro kassieren die neuen Preisbrecher der Beherbergungsbranche pro Zimmer und Nacht. Zeiten, wo es zu solchen Tarifen nur Gemeinschaftstoilette und -dusche auf dem Gang gab, sind vorbei. Bei den meisten Billig-Newcomern gehört das Bad untrennbar zur Zimmerausstattung. Nur das Frühstück kostet extra, meist um die sieben Euro - auch das im Vergleich mit anderen Hotels ein Schnäppchen.

An der Peripherie der Großstädte und in Gewerbegebieten nahe der Autobahnausfahrten sind preiswerte Hotels indes nichts Neues. Der französische Betten-Gigant Accor hat seine Schnäppchen-Marken "Formule 1", "Etap" und "Motel 6" mit kleinen, extrem einfach ausgestatteten Zimmern dort längst europaweit etabliert. Neu aber ist, dass immer mehr Billighotels in guten Innenstadtlagen eröffnen und kaum mehr verlangen als eine Jugendherberge - bei durchaus akzeptablem Komfort-Niveau.

Vorreiter in Deutschland ist dabei die "Motel One"-Gruppe mit inzwischen 21 Häusern und 3100 Zimmern von Hamburg über Wiesbaden bis München. Fünf neue Hotels sollen allein 2009 dazukommen, unter anderem in Berlin (411 Zimmer), am Sendlinger Tor in München und in Leipzig. Das Unternehmen (Einzelzimmer 49-69, Doppel 49-74 Euro) sieht sich dabei als "Low Budget Design-Hotelkette". Die Zimmer sind ansprechend gestaltet, haben Flatscreen-Fernseher, Bäder mit edler Grantit-Verblendung. Bislang ist "Motel One" einzig in Deutschland vertreten, will jedoch schon bald in die Nachbarländer expandieren.

Hauptrivale ist die französische Gruppe "B&B-Hotels", die mit "gehobener Ausstattung und individuellem Design" wirbt und wie die Konkurrenz auf Flachbildfernseher, kostenloses W-Lan und zahlreiche Design-Elemente setzt - Kostenpunkt ab 35 Euro. 17 Häuser hat "B&B" in Deutschland bereits, 16 weitere sollen allein 2009 folgen. In Frankreich betreibt Unternehmen rund 180 Hotels.

Der europaweite Marktführer Accor will sich die Butter nicht vom Brot nehmen lassen und hält mit der neuen Hotelmarke "All Seasons" im Drei-Sterne-Bereich dagegen - wie mit den ähnlich klassifizierten gut 800 Hotels der Konzernmarke "Ibis", die jedoch (noch) in Sachen Design fast immer hinter den Newcomern zurückstecken müssen. Allein Neugründung "All Seasons" soll bis Ende 2010 europaweit über 10 000 Zimmer verfügen.

Kein Wunder, dass sich die Lobbys gerade der schickeren Schnäppchenhotels nicht mehr nur mit Städtetouristen oder Rucksack-Urlaubern füllen, sondern mehr und mehr mit preisbewussten Geschäftsreisenden. Nadelstreifenanzug und Billighotel ist kein Gegensatz mehr - genau wie in der Luftfahrt, wo Geschäftsreisende auf vielen Billigflieger-Strecken inzwischen gut ein Drittel des Passagieraufkommens ausmachen. Folgerichtig, dass auch Easyjet-Gründer Stelios Haji-Ioannu in dem lukrativen Geschäftsfeld mitmischt und "easyHotels" gegründet hat, mit Häusern unter anderem in London, Basel und Budapest, die ausschließlich über das Internet buchbar sind, und sehr kleine Zimmer zu sehr niedrigen Preisen haben. Ab 15 Euro kostet die Übernachtung dort. Fehlt nur noch, dass demnächst auch das erste Ryanair-Hotel eröffnet...

Verlierer des aktuellen Trends zum halbwegs stilvollen, kettengebundenen Billighotel dürften kleinere Privathotels in den Metropolen sein, die zwangsläufig nicht über dieselbe Marketing- und Vertriebskraft verfügen und im Preiskrieg nur bis zu einer gewissen Schmerzgrenze mithalten können.

Der Falle besonders clever zu entrinnen versucht derweil das "Lloyd Hotel" in Amsterdam, das jedes einzelne der 117 Zimmer in Kategorien von einem bis zu fünf Sternen kategorisiert und so die ganze Bandbreite innerhalb eines einzigen Hauses bietet - zu stattlichen Preisen von 95 bis 450 Euro pro Nacht. Noch.

Motel One: www.motel-one.com
B&B Hotels: www.hotelbb.de
Accor (u. a. Formule 1, Etap, Motel 6): www.accorhotels.com
Easy Hotels: www.easyhotel.com
Lloyd Hotel Amsterdam: www.lloydhotel.com