Die Spargelsaison hat begonnen - für zahlreiche Orte ein guter Grund zum Feiern.

Hamburg. Schon die alten Ägypter und Griechen wussten ihn zu schätzen, die Römer brachten ihn über die Alpen. Doch erst im 16. Jahrhundert wurde der Spargel bei uns heimisch. Heute ist die Delikatesse im Handel und auf Wochenmärkten allgegenwärtig. Aber richtig edel schmeckt sie erst vor Ort, wo die frühmorgens gestochenen Stangen mittags auf den Tisch kommen - bis zum Johannistag, dem 24. Juni. Klimatisch begünstigt, dehnen sich riesige Asparagusfelder im Südtiroler Etschtal zwischen Bozen und Meran aus. Vom 30. März an, mit Beginn der Obstblüte, bis zum 31. Mai werben die Orte Terlan, Vilpian und Siebeneich mit Spargelwochen: sieben Tage Halbpension, täglich ein Spargelmenü - wobei man neue Kreationen wie Spargelrisotto kennen lernt - und Wandern zum Spargelfeld. In einer Kellerei wird der nur hier angebotene typische Spargelwein verkostet, ein Terlaner Sauvignon (pro Person im Doppelzimmer zwischen 290 und 360 Euro, Telefon: 0039/0471/25 71 65; www.terlan.info). Das milde Klima hat den Schwetzinger Sorten Lucullus und Meisterschuss zum Weltruf verholfen. Es begann 1658 mit Kurfürst Karl Ludwig: Er gab dem Hofgärtner Order, das aromatische Gewächs anzubauen. Seit 1894 besteht der Schwetzinger Spargelmarkt; heute findet er immer am ersten Mai-Sonnabend statt - Wettschälen inklusive. In den Mai fallen auch die Schwetzinger Festspiele vom 1. Mai bis zum 10. Juni (Stadtinformation, Telefon: 06202/94 58 75). Entlang der Badischen Spargelstraße in Baden-Württemberg von Schwetzingen über Bruchsal, Karlsruhe und Rastatt bis Scherzheim bejubelt fast jeder Ort mit einem Fest den Spargelanbau. Reilingen hat einen Lehrpfad zu dem Thema ausgeschildert. Bruchsal mit dem Barockschloss (weltberühmte Treppe von Balthasar Neumann) und dem originellen Mechanischen Musikinstrumentenmuseum zelebriert den größten Spargelmarkt Europas (Info-Telefon: 06205/95 22 09; www.reilingen.de). Bensheim an der Bergstraße ist mit den Bergsträsser Spargelwochen dabei (Telefon: 06251/582 63 14). Auch Maler huldigten dem leckeren Gemüse. Edouard Manet etwa widmete ihm um 1880 ein Stillleben, das im Kölner Wallraf-Richartz-Museum zu sehen ist: die mit feinen Schuppen bedeckten Spargelköpfe leicht bläulich, wie die Franzosen sie mögen. Eine umfangreiche Sammlung an Werkzeugen, Porzellan und künstlerischen Darstellungen präsentiert das Europäische Spargelmuseum in Neuburg-Schrobenhausen an der Donau. Von Mitte April bis Ende Juni ist es geöffnet. Seit 1912 wird das Stangengemüse aus der Familie der Liliengewächse in den sandigen Böden zwischen Augsburg und dem nördlichen Raum um Pfaffenhofen kultiviert. Geerntet werden kann nach wie vor nur per Hand. Schritt für Schritt gehen die Spargelstecherinnen den Bifang entlang und öffnen die Erde, sobald eine Spitze die Erde durchbricht. Mehrmals am Tag. Ideenreich ist die Rezeptvielfalt der Schrobenhausener und Neuburger Wirte. Mit einem Dessert zeigen sie, dass Asparagus sogar als süßer Begleiter überzeugt: Erdbeer-Rosette auf Spargelschaum mit Vanilleeis (ein Spargeltag mit Übernachtung, Menü und Eintritt in vier Museen kostet 55 Euro, Telefon: 08431/572 17). Die tausendjährige Stadt Beelitz bei Potsdam rühmt sich ihres Spargelanbaus seit 1861 und begeht das einschlägige Fest vom 30. Mai bis zum 1. Juni mit Jahrmarkt, Umzug, Königin und Spargelpyramide (Telefon: 033204/391 53). Das Hotel "Stadt Beelitz-Schwarzer Adler" annonciert zwei Nächte/Frühstück, Ackerführung und Spargel satt zum Preis von 79 Euro pro Person im DZ (Telefon: 033204/47 70). Die 1999 eingerichtete, 750 Kilometer lange Niedersächsische Spargelstraße (neu ist eine Faltkarte, Telefon: 05136/898136) verlängert die Qual der Wahl. Sie berührt die Regierungsbezirke Braunschweig, Hannover, Lüneburg und Weser-Ems. Ausgangs- und Endpunkt der Route ist Burgdorf, das mit der Kür von Spargelmädchen die Stecherinnen ehrt. Hambühren veranstaltet ein Spargelseminar mit Diplom (12. bis 15. Juni). In der Südheide rund um Gifhorn hat der Meinersener und Vollbütteler Spargel von sich reden gemacht. Der "Gifhorner Lindenhof", ein nachgebauter Kornspeicher, legt dieses Angebot vor: zwei Übernachtungen, Heidjerfrühstück, Spargelmenü und Eintritt in das örtliche Mühlen-Museum mit 14 Wind- und Wassermühlen aus aller Welt, pro Person 120 Euro (Telefon: 05371/88314; Internet: www. gifhorn4u.de). Das Kneipp-Heilbad Bad Bodenteich mitten im Anbaugebiet Lüneburger Heide hält mit: zwei Übernachtungen, dazu Frühstück, zwei Spargelmenüs und ein Hausschlachte-Essen kosten 95 Euro pro Person (Kurverwaltung, Telefon: 05824/35 39; www.bad-bodenteich.de). Das Frankenland propagiert das begehrte Frühlingsgewächs zehn Tage lang mit dem Nürnberger Spargelmarkt (25. Mai bis 1. Juni). An den Ständen vor der Frauenkirche heißt es zulangen: Riesengarnelen im Kartoffelmantel in süßscharfer Sauce auf weißem und grünem Spargel und Fränkischer Zwetschgenbammes mit Spargel (eine Übernachtung, Frühstück und Spargelmenü ab 39 Euro pro Person im DZ, zwei Nächte ab 67 Euro, drei ab 95). Die Volkacher Mainschleife im Fränkischen Weinland ist mit 27 Hektar Anbaufläche Bayerns zweitgrößtes Spargelgebiet. In Volkach lädt der Volkacher Ratsherr, Symbolfigur des gemütlichen Urlaubsortes, in historischer Tracht Anfang Mai zum Wein- und Spargelmarkt. Als Begleiter empfiehlt sich ein Silvaner oder Müller-Thurgau. Auch der von Geheimrat Goethe anno 1821 gerühmte Escherndorfer passt gut zu dem Edelgemüse. "Keiner will mir so schmecken wie dieser", seufzte Goethe und ließ sich gleich 900 Liter davon kommen (Tourismusverband Franken, Telefon: 0911/94 15 10, Internet: www.frankentourismus.de). Von der Lust am Spargel will auch Osterburg in der sächsisch-anhaltinischen Altmark profitieren. Am 1. Mai wird im "Schlosshotel Calberwisch" die Spargelkönigin vorgestellt. Eine Übernachtung, Frühstück und Spargelmenü kosten dort pro Person im DZ 50 Euro (Telefon: 03937/222 40). Vom 22. bis 25. Mai sind drei Übernachtungen im DZ und das Frühstück im 4-Sterne-Landhotel Albrechtshof für 225 Euro zu haben. Eingeschlossen sind eine Kremsertour zum Spargelhof Heinl in Plätz, Spargelstechen und -essen, eine geführte Radtour auf der Bismarck-Route mit Orgelkonzert in der Gutskirche von Krevese, ein Spargelbuffet und die Stadtführung (Telefon: 039089/986 95). "Zum Spargelball am 10., 17. und 24. Mai bringen wir 350 Portionen Hellweger Spargel für je 22,50 Euro bissfest auf den Tisch", sagt Henning Prüser von Prüsers Gasthof in Hellwege, zwischen Bremen und Hamburg gelegen. Der Ort baut 14 Hektar an. DZ kostet dort 79 Euro, EZ 47 Euro (Telefon: 04264/99 90).