Grüße aus Mallorca

Liebe Mallorca-Freunde, eine Nacht im Stadthotel "Born" in Palma ist wie ein Ausflug ins 16. Jahrhundert. Die Zimmer und Flure atmen Geschichte - und man würde sich nicht wundern, wenn der ehemalige Hausherr, der Marquis von Ferrandell, in voller Ritterrüstung um die Ecke käme. Das Hotel in der schmalen Gasse Sant Jaume gegenüber der berühmten "Bar Bosch" mit seinen zwei Sternen ist für einen Palma-Tripp eine gute Adresse. "Die meisten Besucher bleiben zwischen zwei und vier Tagen. Sie kommen zu uns, um Palma zu genießen", erzählt Francisco. Seit drei Jahren empfängt der 30-jährige Mallorquiner die Gäste an der Rezeption. Deutsch hat er in München gelernt. Einen Tag lang bin ich durch Santa Catalina gebummelt. Das einstige Arbeiterviertel Palmas hat sich zu einem In-Treff für Geschäftsleute, Künstler und Journalisten entwickelt. Viele Häuser sind noch verfallen, auf den Dächern wächst Gras. Aber es tut sich was. Überall kleine Geschäfte, Büros, Tapa-Bars und supermoderne Restaurants. Punkt 13.30 Uhr gehen in der Fabrica, in der Straße der Feinschmecker, zahlreiche Rolläden hoch, und die jungen Köche bitten zu Tisch. Ich war im "Santa Catalina", das von Marc (28) und seiner Frau Sylvia betrieben wird. "Wir hoffen, dass wir auch für Touristen ein Anziehungspunkt werden", sagt mir Marc. Das Mittagsmenü mit Wein und Kaffee für 15 Euro spricht dafür. In Porreres treffe ich Miquel. Er ist Taxifahrer und fährt mich manchmal zum Flughafen. "Der Bürgermeister möchte dich sprechen", begrüßt er mich. "Er möchte wissen, wie es dir und deiner Frau hier gefällt und würde Euch deshalb gerne besuchen. Morgen um 12 Uhr?" Große Ehre, denke ich. Morgens beim Frühstück bereiten wir uns vor: Hilfsbereite Nachbarn, die Leute im Ort grüßen uns freundlich, Handwerker, die kommen, wenn man sie braucht - wir können Porreres ein gutes Zeugnis ausstellen. Eifrig blättern wir im Wörterbuch, suchen Vokabeln heraus, machen Spickzettel. Meine Frau setzt Wasser für Kaffee auf, stellt Gebäck bereit. Der hohe Besuch kann kommen. Ein Auto fährt vor - Miquels Frau. "Imposible", sagt sie und fügt traurig hinzu: "Papa im Bett." Aha, schalte ich nach einer Schrecksekunde: Der Bürgermeister kommt nicht, sein Vater ist plötzlich krank geworden . . . Eine Absage auf mallorquin! Das Kunstereignis dieses Sommers wird die Ausstellung "Dali Universe" sein. 300 Werke von Salvador Dali kommen nach Palma. Sie werden vom 13. April an im Edificio Siegel von Wangenheim am Paseo Borne 17 zu sehen sein. Bisher läuft die Ausstellung mit Erfolg am Berliner Kurfürstendamm. Schirmherr dort und auch in Palma ist der deutsche Prominenten-Friseur und Kunstliebhaber Udo Walz. Am Flughafen auf Mallorca komme ich mit Jörg Humke ins Gespräch. Der 43-Jährige ist Geschäftsführer der Europäisch-Lateinamerikanischen Gesellschaft in Hamburg, die in Palma in der Avenida Comte de Sallent eine Sprachschule ("Die Akademie") unterhält. "Immer mehr deutsche Urlauber wollen Spanisch und viele Mallorquiner Deutsch lernen", meint Humke. "Unser ältester deutscher Schüler ist 90, ein topfitter Rentner. Und die jüngsten sind gerade mal vier Jahre alt." Die jeweilige Fremdsprache wird den Schülern in Intensivkursen bei klassischer Musik vermittelt und im Restaurant oder auf dem Markt gleich praktisch angewandt. Bis zum nächsten Mal Ihr Jürgen Bungert