Besorgten Touristen wird empfohlen, etwas mehr Bargeld mitzunehmen. Damit könnten sie sich bei einem Euro-Ausstieg des Landes finanziell absichern.

Frankfurt. Angesichts der Spekulationen über einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone empfiehlt der Reiseveranstalter TUI besorgten Touristen, zusätzliche Euro-Reserven in das südeuropäische Krisenland mitzunehmen. „Urlauber, die sich selbst versorgen und etwas auf eigene Faust unternehmen, sollten etwas mehr Euro-Bargeld mitnehmen,“ rät TUI-Deutschland-Manager Markus Bruchmüller auf der Internetseite des Unternehmens. Damit könnten sie vorsorgen, falls die Versorgung mit Drachmen bei einem Ausstieg des Landes aus dem Euro nicht flächendeckend gesichert sei.

Eine Sprecherin von TUI Deutschland erklärte, mit dem Ratschlag reagiere man auf Anfragen besorgter Kunden. Seit die Debatte über einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone wieder aufgeflammt sei, sorgten sich Urlauber darum, was in diesem Falle mit ihrem Geld passieren würde. Ein Ökonom der britischen Bank Barclays hatte vor kurzem gewarnt, Touristen müssten mit Engpässen bei der Versorgung mit Lebensmitteln und Sprit rechnen, sollte Griechenland den Euro aufgeben. Zudem könne die Ein- und Ausfuhr von Bargeld beschränkt werden.

+++Christine Lagarde: Kein Mitleid mit Griechenland+++

+++Grass-Gedicht zu Griechenland: "Europas Schande"+++

Die Hellas-Buchungen sind zuletzt um gut ein Drittel eingebrochen – trotz Preisnachlässen und Sonderaktionen der Reiseveranstalter. Der Tourismus ist eine der wichtigsten Einnahmequellen des Landes, jeder fünfte Arbeitsplatz im Land hängt davon ab. Am Freitag hatte die griechische Notenbank erklärt, die Einnahmen aus dem Tourismus hätten im ersten Vierteljahr rund 15 Prozent unter dem Vorjahr gelegen. Die Zahl der Urlauber, die vor allem aus Deutschland und Großbritannien kommen, sei um knapp zwölf Prozent zurückgegangen.

Dabei sei es attraktiver denn je, Ferien in Griechenland zu verbringen, wirbt TUI-Manager Bruchmüller. Die Urlauber profitierten vor allem von einem besseren Preis-Leistungs-Verhältnis. So habe TUI die Preise um bis zu zehn Prozent gesenkt. „Auch die Nebenkosten, beispielsweise für Restaurant-Besuche, sind im Vergleich zu 2011 gesunken – trotz höherer Mehrwertsteuer.“ Ein Ausstieg des Landes aus der Währungsunion hätte vermutlich eine Abwertung der neuen griechischen Währung zum Euro zur Folge. „Dann würden Lebensmittel, Getränke und Eintritte für Sehenswürdigkeiten sogar noch günstiger.“

Von Ressentiments gegenüber den Deutschen sei in den Urlaubsregionen nichts zu spüren. „Von unseren Partnern vor Ort wissen wir, dass die Hoteliers und alle, die vom Tourismus im Lande abhängig sind, deutsche Urlaubsgäste mit offenen Armen empfangen“, betonte der TUI-Manager. Das Dringen der Bundesregierung auf schmerzhafte Einschnitte bei den Staatsausgaben hatte anti-deutsche Proteste in Athen ausgelöst, was Deutsche von Reisen nach Griechenland abschreckte.

Für die Reiseveranstalter würde ein Euro-Austritt Athens zwar bedeuten, dass sie mit den Hoteliers mittelfristig neue Verträge aushandeln müssten, sagte Bruchmüller. „Aber es ist sehr wahrscheinlich, dass der Euro auch nach einer Wiedereinführung der Drachme das Fundament der touristischen Zusammenarbeit wäre, um Wechselkursrisiken auszuschließen.“ In Ländern wie Ägypten und der Türkei seien die jährlichen Vorauszahlungen an die Hoteliers und die Bezahlung der Unterkünfte auch an den Euro gekoppelt.