Die Stadt kommt ohne den Rummel der Costa Smeralda aus und bietet eher stille Tage. Dabei lernen Besucher auch die Vielfalt der Speisen kennen.

Cagliari. Nein, es ist nicht die Costa Smeralda, der Tummelplatz der Reichen und Schönen. Die stolze Hauptstadt Sardiniens kommt ohne touristischen Firlefanz aus, ruht in sich selbst – und lässt Stein mit Sonne und Meer verschmelzen. Östlich und westlich von Cagliari bieten sich traumhafte Sandstrände. Dort und vor allem auch im Landesinneren punktet die Insel mit kulturhistorischen Juwelen der Bronzezeit.

An Sardiniens Südküste gelegen ist Cagliari mit seinem weiten Golf und der Vorahnung auf Afrika beim Blick über das Meer also ein guter Standort: Ausgangspunkt für einige Erkundungstage jenseits von Baderummel und der Jagd nach dem Kellner, der einen überteuerten Cappuccino bringt. Eher stille Tage in der Inselhauptstadt mit ihren knapp 160 000 Einwohnern, wo das Leben echt zu sein scheint, der Alltagsbewältigung gewidmet und nicht dem Glamour.

Cagliari: Das sind diese langen Arkaden mit den Cafés und Bars der Via Roma an der Hafenfront. Das ist der weite Blick von der höher gelegenen Bastione San Remy über die Stadt, ihre neun Kalksteinhügel und das Meer. Das ist das Castello-Viertel als Wahrzeichen dieses sardischen Tores zur Welt, von den Phöniziern gegründet.

+++Herbe Insel-Schönheit im Mittelmeer+++

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In Cagliari siedelten sich in der historisch bewegten Zeit des Mittelmeerraumes viele an – Punier, Römer, Wandalen, Byzantiner, Pisaner und Aragonesen. Das atmet die Stadt noch immer. Wenn beim Sonnenuntergang die Tanker am Horizont vorbeigleiten und die riesigen Palmen Schatten werfen, kommt aber ein Gefühl der Geborgenheit im Heute auf. Das dürfte mit dem gedrosselten Lebenstempo der Insulaner zusammenhängen.

Ja, diese freundlichen Sarden, fast scheu, wenn man sagt, man komme aus Germania. Immer bereit, bei einem Espresso zu erklären, warum hier jeder seines Glückes Schmied sein möchte – oder muss. Um dann dem kulinarisch interessierten Besuch vom Festland klar zu machen, was er wissen muss: Die Küche Cagliaris heißt Fisch, die Küche Sardiniens Fleisch. So einfach ist das und auch logisch.

Von da an wird es aber auch schon schwierig. Oder vielmehr aufregend: Dieses vielfältige Angebot an Fisch in der Pescheria, an Käse, Wein und sonstigen Spezialitäten in der „Bottega dei Sapori“. „Cucina tipica sarda“ lautet das Zauberwort, wenn sich im Restaurant die Vorspeisen ungefragt auf dem Tisch nur so türmen: Frittierte Kürbisblüten, Schnecken, Krabben, winzig kleine Tintenfische.

Gelächter und Diskussionen mit dem Wirt begleiten das Essen in ungezwungener Atmosphäre – und eine angenehme Frauenstimme aus den Lautsprechern. Nein, es ist nicht Elena Ledda, jene mediterrane Jazz-Folk-Sängerin der so musikalisch sich präsentierenden Insel. Und so, wie man von einer Insel immer ein paar neue Rezepte mit aufs Festland nehmen kann, so ist es auch mit der Musik. Wer hier so eindringlich mit aller fraulichen Wärme singt, das ist Maria Carta, erklärt der Wirt.

Seine Stimme hallt im Gewölbe seines Restaurants, wenn er dem Gast rasch die sardischen Käse-Spezialitäten erklärt, immerhin ist er auch ein eingeschworener Fan der Slow-Food-Bewegung, also der Tradition verpflichtet. Der Pecorino von Osilo, der ebenso wohlklingende wie wohlschmeckende Bauernkäse Fiori Sardo dei Pastori und der Casizolu munden. Nur: Wer Frankreich kennt, vermisst auch hier die ganz große Käsevielfalt.

Westlich von Cagliari stößt der Besucher am Capo di Pula auf Nora mit dem schön gelegenen archäologischen Gelände. Und dann auf die felsige Costa del Sud, an der ein paar Buchten zum Baden einladen, vor allem nahe der kleinen Insel Tuarredda an der Halbinsel Malfatano.

Wer die Zeit mitbringt, der fährt dann an dem Geheimtipp Porto Pino, der längst keiner mehr ist, weiter zur großen Insel des Heiligen Antioco. Oder macht sich auf eine Erkundungstour östlich von Cagliari. Hier locken vermehrt die historisch-geheimnisvollen Nuraghen-Türme, das pittoreske Capo Carbonara und schließlich die lange Costa Rei. Sardinien zeigt so immer wieder, dass es eine Insel der Strände ist.

Wer nicht deswegen gekommen ist, macht eher noch eine kleine Bildungsreise gen Norden ins Landesinnere. Ziemlich schnurgerade führt die SS 131 in die Nähe der alten Nuraghen-Hochburg von Barúmini. Die mysteriösen Türme aus der Bronzezeit, vor vier Jahrtausenden grandios gebaut von ebenso rätselhaften Vorfahren, bilden hier in der Marmilla-Ebene die beeindruckende Festung Su Nuraxi.

Noch darüber nachsinnend, was es mit den auf Sardinien so präsenten Kegeltürmen auf sich hat, denkt der Besucher doch auch schon an die Heimfahrt – und kauft noch rasch im nicht weit entfernten San Gavino Monreale etwas Safran ein. Dazu gibt es Vermentino-Weißwein, ein wenig Olivenöl. So nimmt man, neben der Musik Maria Cartas, ein Stück Insel aufs Festland mit. Für das Herz und den Gaumen.

Informationen : Italienische Zentrale für Tourismus ENIT, Barckhausstraße 10, 60325 Frankfurt, (Tel.: 069/237434, E-Mail: frankfurt@enit.it).