Der Vulkan Eyjafjallajökull hat sich längst beruhigt - jetzt eröffnet ein Farmer am Fuße des Berges sein eigenes Dokumentationszentrum

Ein gutes Jahr nach seinem spektakulären Ausbruch präsentiert sich der isländische Vulkan Eyjafjallajökull friedlich und fast unscheinbar in seiner malerischen Umgebung. Aber er hat neben den Ascheresten, die es in kleinen Mengen auch auf Ansichtskarten zu kaufen gibt, für die Anwohner erfreuliche Spuren hinterlassen: "Das Interesse an Island war noch nie so groß wie jetzt", sagen die Tourismusexperten des kleinen Landes, wo Feuer und Eis so dicht wie nirgendwo sonst aufeinandertreffen. Nicht auszuschließen ist aber auch, dass die Folgen der Wirtschaftskrise und die Abwertung der isländischen Krone die Aufmerksamkeit für das Land mit den brodelnden Geysiren, tosenden Wasserfällen und weiten Gletscherlandschaften stark erhöht haben. Noch für dieses Jahr wird mit einer Zunahme der Besucherzahl um 20 Prozent gerechnet.

Für die Isländer selbst ist das Naturereignis heute kaum noch ein Gesprächsthema. Schließlich sind in den vergangenen beiden Jahrhunderten nicht weniger als 30 Feuerberge explodiert. Ein Isländer aber machte die Not von damals zur Tugend und zu Geld: Bauer Olafur Eggertsson. Die Bilder von seinem aschebedeckten Hof Thorvaldseyri am Fuße des Vulkans gingen um die Welt. Jetzt kann sich der 58-Jährige die Hände reiben.

Auf seinem Grundstück an der Hauptstraße im Süden der Insel eröffnete er Mitte April ein Ausstellungszentrum zur Dokumentation des gewaltigen Naturschauspiels. Aus einer angrenzenden Autowerkstatt ließ er auf 120 Quadratmetern ein kleines Museum entstehen, in dem die Besucher jetzt in einer Multimedia-Schau und einem 20-Minuten-Film alles noch einmal miterleben können. Eintrittspreis: 800 isländische Kronen - umgerechnet knapp fünf Euro. 20 000 Touristen erwartet der Landwirt während der Hauptreisezeit in diesem Sommer.

"Die Idee für das Informationszentrum kam uns schon wenige Tage nach dem Ereignis. Zuerst waren wir natürlich geschockt und verzweifelt", erzählt Inga Olafsdottir, eine der drei Töchter des Landwirts und inzwischen auch Managerin des neu gegründeten kleinen Unternehmens. "Als damals aber immer wieder Leute vor unserem Haus anhielten, viele Fragen stellten und wissen wollten, wie wir den Vulkanausbruch erlebt haben und überleben konnten, haben wir uns zu dem Projekt entschlossen." Das von der Asche schwer in Mitleidenschaft gezogene Gebäude wurde grundlegend restauriert. Darin entstand neben einem modernen Filmvorführraum mit Rundum-Stereoklang unter anderem auch ein Souvenir-Shop. "Zur Erinnerung gibt es hier zum Beispiel Vulkanasche in Flaschen zu kaufen, pro Stück für umgerechnet etwa sechs Euro", berichtet Inga Olafsdottir.

Auch die Landwirtschaft auf dem 125 Jahre alten Hof ging weiter. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass die Wiesen in der Umgebung grüner sind als je zuvor - Ursache ist die düngende Wirkung der Asche. Viele Produkte der Farm, die als eine der größten im Land bekannt ist, sind ebenfalls in dem Souvenirshop zu haben. "Dazu gehört auch ein Brot, das aus hiesiger Gerste gebacken wird", ergänzt die Landwirtstochter.

Angst, dass der Vulkan erneut aktiv werden könnte, hat die Farmersfamilie nicht. "Wir hoffen natürlich, dass er für die nächsten Jahrhunderte Ruhe gibt", sagt Inga. "Aber falls er doch wieder ausbrechen sollte, wissen wir, wie es sein wird." Eine Botschaft aber an die vielen Touristen liegt Bauer Eggertsson und seiner Familie besonders am Herzen: "Wir wollen zeigen, dass man niemals aufgeben darf - auch dann nicht, wenn die Situation zunächst hoffnungslos erscheint."

Ein Jahr, nachdem Island wochenlang für weltweite Schlagzeilen sorgte, laufen auch woanders die Vorbereitungen auf mehr Touristen auf Hochtouren: "Neue Restaurants und Geschäfte werden eröffnet, zusätzliche Bootstouren angeboten. Vor allem: Ein präzises Qualitätskontrollsystem soll alles überwachen", verspricht Dóra Magnúsdóttir vom Tourismusbüro in der Hauptstadt Reykjavík.

Rund 500 000 Touristen kamen 2010 ins Land. 2011 sollen es schon 600 000 sein, und für 2015 bis 2020 rechnen die Experten mit einer Million Gästen. Die nationale Fluggesellschaft Icelandair reagiert mit einer Ausweitung ihrer Kapazität um 30 bis 40 Prozent. Das bedeutet fast 1200 Plätze mehr. "Neu im Flugplan sind zum Beispiel von Juni bis September dienstags und freitags Direktflüge von Hamburg nach Reykjavík und zurück. Die Flugzeit beträgt etwa drei Stunden und 20 Minuten", sagt Icelandair-Sprecher Arthur Bollason.

Hauptattraktionen des 300 000-Einwohner-Landes im hohen Norden bleiben die vielen heißen Quellen, die Geysire, Gletscher, Wasserfälle und die Blaue Lagune, das Thermalfreibad inmitten der für Island typischen Lavafelder. Noch größeres Besucherinteresse als bisher erwarten auch die Verwalter im früheren Wohnhaus des isländischen Literaturnobelpreisträgers Halldór Laxness am Gljúfrasteinn in der Nähe von Reykjavík. Denn die isländische Literatur steht in diesem Jahr besonders in Deutschland im Blickpunkt. Das Land am Polarkreis ist auf der Frankfurter Buchmesse als Ehrengast vertreten. Einer der Höhepunkte wird dabei die Präsentation einer Neuübersetzung der berühmten Sagas sein. Es gilt als derzeit größtes Übersetzungsprojekt der Welt.

Video: Reykjavik stellt sich vor

Quelle: www.visitreykjavik.is