Regionalliga-Volleyballfrauen des Oststeinbeker SV müssen länger auf Melina Rahn, Tanja König, Mia Jeschke und Manuela Lange verzichten

Oststeinbek. Für die Volleyballfrauen des Oststeinbeker SV gibt es wohl keinen besseren Moment für eine Trotzreaktion als diesen. Denn vier schwere Verletzungen haben den Kader der mit Ambitionen auf die oberen Tabellenränge in die Regionalliga aufgestiegenen Stormarnerinnen arg zusammenschrumpfen lassen. „Auf keinen Fall werden wir jetzt den Kopf in den Sand stecken“, sagt Zuspielerin Wiebke Böttcher. Sie gibt sich betont kämpferisch: „Die Mannschaft rückt eben noch enger zusammen und wird mit viel Herzblut die weiteren Aufgaben meistern.“

Erst erwischte es Mittelblockerin Melina Rahn. Kurz vor Saisonbeginn zog sich der Neuzugang vom SV Nettelnburg-Allermöhe (Verbandsliga) eine Beinverletzung zu. Die Diagnose: Schleimbeutelentzündung im Knie. Rahns Einsatz in den kommenden Wochen und Monaten ist ungewiss. Am zweiten Spieltag der Nord-Staffel riss Mannschaftsführerin Tanja König, Dreh- und Angelpunkt im Zuspiel der Ostbek Cowgirls, in der Landeshauptstadt beim 0:3 gegen die zweite Mannschaft des Kieler TV die Achillessehne. Eine Rückkehr der 31-Jährigen in dieser Spielzeit ist ausgeschlossen.

Bei der 0:3 (17:25, 24:26, 17:25)-Niederlage in eigener Halle gegen den SV Warnemünde erwischte es nun zwei weitere Spielerinnen: Mia Jeschke und Manuela Lange. 23:20 führte der Aufsteiger im zweiten Durchgang, als Jeschke, die zweite „Neue“ aus Nettelnburg, nach einer Blockabwehr unglücklich auf dem Hallenboden aufsetzte und sich schmerzhaft das Knie verdrehte. „Die Aktion ließ nichts Gutes erahnen“, sagt Oststeinbeks Coach Ulrich Böttcher, „allerdings werden wir erst einmal das Ergebnis der Kernspintomographie abwarten.“ Wer nun dachte, die Pechsträhne der Oststeinbekerinnen wäre nicht mehr zu übertreffen, sah sich getäuscht. Kurz vor Ende des dritten Durchgangs blieb Außenangreiferin Lange nach einer eher harmlos wirkenden Aktion am Netz auf dem Hallenboden liegen, ehe sie auf allen Vieren in Richtung Oststeinbeker Ersatzbank krabbelte. Einige der Zuschauer auf der gut gefüllten Tribüne der Walter-Ruckert-Sporthalle nahmen dies eher belustigt zur Kenntnis, verkannten allerdings den Ernst der Lage.

„Manuela hatte es knallen gehört und war sicher, dass ihr ebenfalls die Achillessehne gerissen ist“, sagt Ulrich Böttcher. „Was wie in ihrem Fall nicht unbedingt schmerzhaft sein muss.“ Noch am selben Abend wurde Lange im Hamburger Unfallkrankenhaus Boberg operiert, derselben Klinik, in die kurz zuvor auch Jeschke eingeliefert worden war.

Die sichtlich geschockten Oststeinbekerinnen, einige von ihnen mit Tränen in den Augen, brachten die Partie mehr schlecht als recht über die Runden. Niemand verschwendete nach der Begegnung auch nur einen Gedanken an die zweite Saisonniederlage, jeder war gedanklich bei den verletzten Mannschaftskolleginnen. „Unglaublich. So ein Pech habe ich in meiner 22 Jahre andauernden Volleyball-Laufbahn noch nicht erlebt“, sagt Wiebke Böttcher.

Von der verletzungsbedingten Rotation bei der Aufstellung blieb auch sie nicht verschont. Und da die 36 Jahre alte Physiotherapeutin (und gelernte Außenangreiferin) bereits vergangene Spielzeit ihre Vielseitigkeit auf der Liberoposition bestätigt hatte, lag es für Ulrich Böttcher auf der Hand, seine Ehefrau nach dem Ausfall von König als Zuspielerin einzusetzen. Dem Coach ist bewusst, dass viel Arbeit auf ihn wartet. „Wir müssen so schnell wie möglich ein Spielsystem entwickeln, bei dem wir stabil in der Abwehr stehen und variabel im Angriffsverhalten sind“, sagt der 42-Jährige.

Eine gute Nachricht gibt es dann aber doch zu vermelden. Stefanie Winkler verstärkt ab sofort das Team der Cowgirls. Wie es der Zufall will, wechselt die 26 Jahre alte Außenangreiferin ausgerechnet vom SC Alstertal-Langenhorn, Gegner der Stormarnerinnen am kommenden Sonnabend, 18. Oktober (16.30 Uhr, Meessen), zum OSV. „Beim ersten gemeinsamen Training hat Stefanie einen sehr guten Eindruck hinterlassen“, sagt Ulrich Böttcher. „Sie bringt nicht nur spielerische Qualität mit, sondern gibt der Mannschaft als dringend benötigte Verstärkung Selbstbewusstsein.“ Genau das werden die Stormarnerinnen am Wochenende benötigen, wollen sie gegen den Meisterschaftsfavoriten aus Hamburg bestehen. „Gegen so einen Gegner können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht viel verkehrt machen“, sagt Ulrich Böttcher.

„Natürlich wollen wir jede Partie gewinnen, die nötigen Punkte aber müssen wir gegen andere Teams der Liga holen.“ Am Sonnabend wird Böttcher schweren Herzens zudem auf Maren Fehrs verzichten müssen. Die Mittelblockerin fehlt aufgrund eines länger geplanten Urlaubs.

„Weitere Ausfälle können wir uns nicht mehr leisten“, sagt der Coach, „denn gemäß Regelwerk müssen mindestens sechs Spielerinnen auf dem Feld stehen.“ Der OSV-Trainer sucht händeringend weitere Verstärkungen. Interessentinnen können sich unter der Telefonnummer 0162/9073502 bei ihm melden. Trotz des arg gebeutelten Kaders ist das Thema Abstieg kein Thema. Es klingt überzeugt, wenn Wiebke Böttcher sagt: „In der Mannschaft steckt nach wie vor zu viel Qualität, um sich ernsthaft Sorgen um den Klassenerhalt zu machen.“