RV Trave begrüßte im Jubiläumsjahr 985 Starter zum 15. Giro Stormarn. Wurzeln des Vereins gehen auf die Generation der BMX-Fahrer zurück

Bad Oldesloe. Manch einer der heutigen Generation 50-plus mag ein wenig wehmütig an die 1970er-Jahre und sein erstes Bonanza-Rad – ausgestattet mit Hirschgeweih-Lenker und Bananen-Sattel – zurück denken. Oder an die Zeit Anfang der 1980er-Jahre, als das sportlichere BMX-Fahrrad das kultige Chopper-Rad am Markt ablöste.

„Auch wenn die einzelnen Modelle über die Jahrzehnte gewechselt haben, das Fahrrad als Sportgerät hat bis heute an seiner Faszination nichts eingebüßt“, sagt Peter Nestler vom RV Trave. Auch nach 30 Jahren ist der Oldesloer Verein, wenn es in der Kreisstadt um Radsport geht, federführend.

„Den Grundstein für den Erfolg des RV Trave haben wir 1984 mit unseren kleinen BMX-Rädern gelegt“, erinnert sich Gründungsmitglied Marc Janssen. Eine kleine Gruppe jugendlicher BMX-Sportler traf sich damals regelmäßig abseits der Straße, um im Gelände Rennen zu organisieren, dabei über Hügel zu springen und zu versuchen, es den Motocrossfahrern auf ihren Motorrädern gleichzutun.

„Einige unserer Eltern entschlossen sich damals dazu, einen Verein zu gründen“, sagt der 43 Jahre alte Fuhrparkleiter des NDR, dessen Vater Emil 1984 den Vorsitz des neu ins Leben gerufenen Radsportvereins Travenbreden übernahm.

„Dank finanzieller Unterstützung durch das Zonenrandförderungsgeld konnten wir damals eine spezielle BMX-Bahn aufbauen“, erinnert sich Janssen. Seinen sportlichen Karrierehöhepunkt erlebte er drei Jahre später bei der BMX-Europameisterschaft in den Niederlanden mit dem Erreichen des Viertelfinals.

Mit den Jahren erlebte Janssen, wie innerhalb des Vereins das Verhältnis Rennrad zum kleineren BMX-Rad immer weiter zugunsten der größeren Rennmaschinen kippte. Mitte der 1990er-Jahre waren die kleinen wendigen Zweiräder gänzlich von der Bildfläche verschwunden.

Im Wandel der Zeit hatte sich der Verein in RV Trave umbenannt, den Fokus dabei voll und ganz auf den Rennradsport gelegt. 1999 riefen die radsportbegeisterten Oldesloer den Giro Stormarn ins Leben, im Kreis unangefochten die größte und beliebteste Radsport-Breitensportveranstaltung – allerdings ohne offizielle Zeitnahme. „Der Giro Stormarn ist eine hervorragende Werbeveranstaltung, nicht nur für Bad Oldesloe, sondern auch für den gesamten Kreis Stormarn“, sagt Tassilo von Bary. Pünktlich um 9 Uhr gab Oldesloes Bürgermeister vor dem Rathaus an der Hagenstraße den Startschuss zur 15. Auflage des Radsportereignisses.

850 Teilnehmer machten sich auf, eine der vier angebotenen Streckenlängen (45, 78, 123 und 154 Kilometer) zu absolvieren. Eineinhalb Stunden vorher hatten 135 Fahrer die 220 Kilometer lange Strecke in Angriff genommen. Die insgesamt 985 Starter bescherten den Veranstaltern eine knapp 20-prozentige Steigerung gegenüber dem Vorjahr. „Attraktive Streckenverläufe bei schönstem Wetter – wir bieten eben alles, was ein Radsportherz begehrt“, sagt Organisator Peter Nestler. Die mehr als 200 Kilometer lange Distanz boten die Stormarner zum ersten Mal an. Für diese sogenannte Jokerveranstaltung des Nordcup-Radmarathons, nach eigenen Angaben die erfolgreichste regionale Marathon-Serie in Deutschland, hatte sich der RV Trave im vergangenen Jahr beworben – und den Zuschlag erhalten.

Nicht zuletzt weil die Stormarner auch überregional Akzente setzen. „Von unseren rund 110 Mitgliedern betreiben knapp 80 Prozent aktiv Radsport, starten bundesweit bei Veranstaltungen“, sagt Nestler. Sorgen bereitet ihm an manchen Tagen das teilweise angespannte Verhältnis zwischen Auto- und Radfahrern. „Wenn ein Autofahrer an einem Mähdrescher vorbeifährt, kann der Abstand nicht groß genug sein“, sagt der 61-Jährige. „Aber wenn mich bei Tempo 30 ein Auto mit 20 Zentimeter Abstand überholt, bekomme ich ein mulmiges Gefühl im Magen.“ Allerdings gäbe es auch unter den Radsportlern einige schwarze Schafe. „Und die versauen uns immer wieder den Ruf“, klagt Nestler.

Janssen hingegen denkt mit schwerem Herzen an alte Zeiten zurück. „Meine BMX-Kollegen von früher sind mittlerweile über die ganze Welt verstreut“, sagt der 43-Jährige. Und schmiedet Pläne: „Zu den meisten Mitstreitern habe ich noch Kontakt. Ich komme einfach von dem Gedanken nicht los, eines Tages in Bad Oldesloe ein Veteranenrennen zu organisieren.“