16 Jahre alter Benedict Krause gehört bei Titelkämpfen in Magdeburg zum erweiterten Favoritenkreis

Bargteheide. „Schach ist ein See, in dem eine Mücke baden und ein Elefant ertrinken kann“, besagt ein indisches Sprichwort bei dem Versuch, den Charakter des strategischen Brettspiels bildlich zu beschreiben.

„Die Faszination im Schach liegt in der Komplexität, die jede einzelne Partie bietet“, erklärt Benedict Krause, 16, vom Schachverein am Gymnasium Bargteheide. „Seit mehr als zehn Jahren hat keine meiner Begegnungen je einer anderen auch nur annähernd geähnelt.“ Was nicht verwundert, denn bereits nach zwei Zügen können mehr als 70.000 verschiedene Figurenkonstellationen entstehen.

Benedict hat sich gut auf die am morgigen Freitag, 7. Juni, in Magdeburg (Sachsen-Anhalt) beginnenden deutschen Jugend-Meisterschaften vorbereitet. Der Elftklässler des Bargteheider Gymnasiums Eckhorst ist in der Altersklasse U 18 an Nummer drei gesetzt. „Ein Platz auf dem Treppchen wäre schon cool“, sagt Benedict.

Übrigens: Eine Podiumsplatzierung hätte für das Stormarner Schachtalent im wahrsten Sinne des Wortes weitreichende Konsequenzen. Rang eins bis drei bei der Jugend-DM bedeutet die Qualifikation für die Jugend-Weltmeisterschaften, die in diesem Jahr in der südafrikanischen Küstenstadt Durban ausgetragen werden. Benedict bleibt mit beiden Beinen auf dem Boden. Er sagt: „Selbst wenn es sportlich klappen sollte, finanziell muss es eben auch passen.“

Benedict belegt bei Haspa-Schachpokal den sechsten Rang

Erst kürzlich ist Benedicts privater Reiseetat um 140 Euro angewachsen. Ein Preisgeld, das er für den sechsten Rang beim A-Turnier des 17. Haspa-Schachpokals seines Heimatvereins zugesprochen bekam. Für den 16-Jährigen wäre auch eine höhere Gewinnsumme möglich gewesen, denn Rang drei (350 Euro) wäre ihm vor der letzten von insgesamt sieben Partien sicher gewesen, Rang zwei (450 Euro) wahrscheinlich – wenn er in gegen Christoph Scheerer (Lübecker SV) einem Unentschieden zugestimmt hätte. „Ich habe aber lieber die Entscheidung gesucht, mich dabei leider mit einem missratenen Angriffszug in eine unglückliche Situation manövriert“, erzählt Benedict. „Bei einem Remis hätte ich mich aber vielleicht geärgert, nicht alles auf eine Karte gesetzt zu haben.“

Ein viertägiges Turnier wie die 17. Auflage des Haspa-Schachpokals fordert die Teilnehmer physisch und psychisch. „Ich bin komplett ausgelaugt“, sagt Benedict nach dem Wettkampf, „und den Schlafmangel bekomme ich auch dann erst richtig zu spüren.“

Eine Partie kann mehrere Stunden andauern, ein Turniertag endet meist erst gegen 21 Uhr. „Zu Hause esse ich noch eine Kleinigkeit, benötige aber einige Stunden, um mental abzuschalten“, sagt Benedict, den immer wieder einzelne Züge der vergangenen Partien beschäftigen.

Mehr als 230 Schachspieler aus acht Nationen gingen im Bargteheider Ganztagszentrum in drei Leistungsklassen an den Start. Aljoscha Feuerstack vom SK Norderstedt setzte sich im 93-köpfigen Feld der A-Gruppe durch. Zweitbester Bargteheider war der Däne Bjarne Light auf Rang 14. Benedicts zwei Jahre älterer Bruder Jonah belegte Platz 26. Vereinskamerad Carsten Wollenweber – für das Turnier aus seiner Heimatstadt Rom (Italien) angereist – wurde 65..

Schach übt gerade auf Jugendliche eine große Faszination aus

Für die SG Glinde gingen Sven Wobbe (Rang 31) und Matthias Kemény (50.), für den Ahrensburger TSV Jürgen Dümmke (78.) an den Start. „Wir waren zwei Monate vor Turnierbeginn ausgebucht“, sagt Hartmut Porth von der Turnierorganisation. „Das zeigt eindeutig den Stellenwert auf, den unsere Veranstaltung in Schleswig-Holstein genießt.“

Der 63-Jährige, selbst passionierter Anhänger des Schachsports, gibt sich mittlerweile mit rund 20 Partien im Jahr zufrieden. „Schach ist Sport und somit eine Konditionssache“, sagt Porth. „Im Alter lässt die Kondition und somit auch die Konzentration nach.“

Das mehrere Jahrhunderte alte strategische Brettspiel freut sich in der heutigen Zeit gerade bei Jugendlichen steigender Beliebtheit – trotz der großen Vielfalt von elektronischen Ablenkungsmöglichkeiten. Die Regeln sind schnell erlernt. Aber: Kein Mensch wird Schach je ganz beherrschen – mit seinen Millionen von Möglichkeiten.

Porth: „Im Gegensatz zu den rasanten und gewaltverherrlichenden Videospielen muss ein Schachspieler seinen Gegner nicht mit seiner Fingerfertigkeit am Joystick sondern allein mit geistigen Fähigkeiten besiegen.“