Michael Schmal will den SSC Hagen Ahrensburg aus der Abstiegszone führen. Als Juniorencoach trainierte er Nationalspieler Piotr Trochowski

Ahrensburg. „Verteidigen mit System“ lautet der Titel des 288 Seiten starken Buches, das Michael Schmal in seiner Freizeit liest. Kein Roman und kein Krimi findet sich auf dem Nachttisch des neuen Trainers des SSC Hagen Ahrensburg, nein, natürlich handelt es sich um ein Fußballlehrbuch. Wie viele Stunden am Tag er an Fußball denkt? „Nun“, sagt er und zögert kurz, so als müsse er ein Geständnis ablegen. „Der Tag hat 24 Stunden, ein bisschen schläft man...“

Im Klartext: Wenn ihn seine Söhne Nikolai, 7, und Benjamin, 9, nicht gerade auf andere Gedanken bringen, dreht sich bei Schmal alles um den Fußball. In den letzten Tagen hatte er allerdings auch gar keine andere Wahl. Seit der bisherige Jugendtrainer den abstiegsbedrohten Schleswig-Holstein-Ligisten vor knapp zwei Wochen übernommen hat, habe er kaum die Zeit gefunden, auf die Toilette zu gehen, sagte der 45-Jährige nach seinem Ligadebüt, dem 1:1 gegen TuRa Meldorf am vergangenen Sonntag. Inzwischen haben sich die ersten Abläufe automatisiert. Aber es ist noch ein langer Weg bis zum Erreichen des Klassenerhalts und die Trainerarbeit für den gelernten Großhandelskaufmann praktisch ein Fulltime-Job.

Schmal, der sich selbst als „geduldig, hartnäckig und loyal“ bezeichnet, wuchs im Hamburger Alster-Stadtteil Uhlenhorst auf. Heute wohnt er in Farmsen. Mit seinen Söhnen besucht er gern Technikausstellungen und Museen oder begleitet sie zum Sport. Während der ältere der beiden mit Kampfsport anfangen möchte, hat sich Nikolai ebenfalls dem Fußball verschrieben. Bei den Spielen seines Sprösslings erwische er sich dann plötzlich in der Rolle des Vaters, der vom Trainer schon mal ermahnt wird, erzählt Schmal lachend. Doch auch Benjamin erfährt bei seinen Aktivitäten volle Unterstützung. „Entscheidend ist für mich, dass die beiden überhaupt Sport machen“, sagt Schmal. „Das Erlebnis in der Gruppe und das Einhalten von Regeln ist wichtig für die Kinder – und natürlich die Fitness.“

Über die Stationen SC Concordia, FC St. Pauli, nochmal „Cordi“ und SV Eichede fand Schmal den Weg an die Hagener Allee, wo er seit fünf Jahren tätig ist. In seiner Laufbahn trainierte der Rockmusik-Liebhaber auch spätere Profis. In der D-Jugend des SC Concordia erkannte Schmal bei einem Kind namens Piotr Trochowski „Fähigkeiten, wie ich sie seitdem bei einem Zwölfjährigen nie mehr gesehen habe“. Trochowski spielte später für Bayern München, den HSV und 35 Mal in der Deutschen Nationalelf. Den späteren türkischen Nationalspieler Tunay Torun, der als Profi ebenfalls für den HSV auflief, coachte Schmal in St. Paulis C-Jugend.

Kaliber wie Trochowski und Torun sind am Hagen freilich nicht zu vermuten, doch auch als A-Jugend-Trainer des SSC hat Schmal schon manches Talent erkannt und gefördert. Spieler wie Bojan Stäcker oder Dren Hoti etwa, die sich schnell im Herrenbereich durchgesetzt haben. Dass er viele Spieler der aktuellen Mannschaft kennt, war einer der Gründe, warum Abteilungsleiter Günter Feigl ihn bat, die Nachfolge von Jan Jakobsen anzutreten. „Ihn zeichnet aus, dass er viel spricht, nah an den Spielern dran ist. Das ist es, was wir im Verein brauchen“, so Feigl.

Während das Spiel gegen Meldorf eher ein moralischer Sieg als ein zählbarer Fortschritt war, hat der neue Coach im Umfeld schon manch sichtbaren Grundstein für eine stabilere Zukunft der Fußballer gelegt. Holger Jaenicke, zugleich Co-Trainer der A-Junioren, steht dem Team ab sofort als Betreuer zur Verfügung. Ein Nachfolger für Schmal als Chefcoach der A-Junioren ist auch schon gefunden. Sascha Eggerstedt, früher Schmals Assistent, kehrt nach gesundheitsbedingter Pause zurück nach Ahrensburg.

Am Sonntag gastieren die Stormarner bei Flensburg 08 (14 Uhr, Arndtstraße). „Wenn man die Flensburger spielen lässt, können sie jeden Gegner auseinanderpflücken“, so Schmal. „Es wird darauf ankommen, läuferisch alles abzurufen, stabil zu stehen, eine gute Abstimmung in der Defensive zu haben.“ Verteidigen mit System eben.