Vielseitigkeitsreiterin vom RFV Zarpen ist mit Leonardo in Stormarn die Nummer eins. Marina Köhnke vom RV Badendorf siegt auf Landesebene

Zarpen. Wenn Nike Denker über Leonardo spricht, fangen ihre Augen an zu glänzen. Begeisterung, ja sogar ein wenig Bewunderung schwingt im Klang ihrer Stimme mit. „Leo ist ein unheimlich charakterstarkes und gutmütiges Pferd, das aber auch durchaus seinen eigenen Kopf hat“, sagt die 16-Jährige vom RFV Zarpen. Sie spricht dabei aus Erfahrung: Bei der anlässlich des Nord-Ostsee-Championats in Bad Segeberg ausgetragenen Kreismeisterschaft im Vielseitigkeitsreiten (KlasseA**) bewies ihr acht Jahre alter Wallach beim abschließenden Geländeritt durchaus Führungsqualitäten.

„Verdammt, wo bleibt Leonardos letzter, kurzer Galoppsprung?“, schoss es Nike durch den Kopf, während ihr Wallach ein paar Schritte zu früh mit ihr zum Sprung über das achte Hindernis ansetzt. Der 16-Jährigen blieb keine Zeit zu reagieren. Wollte sie aber auch nicht. „Leonardo hat sich auf das Hindernis konzentriert und das Heft in die Hand genommen. In so einer Situation sollte man sich als Reiter zurückhalten und das Pferd einfach in seinem Rhythmus laufen lassen“, sagt Nike, die nicht nur den Baumstamm, sondern auch die weiteren Hindernisse mit Namen wie Sunken Road, Birkenrick oder Schweinerücken fehlerfrei meisterte.

Nike war bereits im Zieleinlauf bewusst: Der Kreismeistertitel ist ihr nicht mehr zu nehmen. Nach den ersten beiden Teilprüfungen, der Dressur- und dem Parcourspringen, lag die Wesenbergerin in der Kreismeisterschaftswertung ganz vorn. „Diesmal lief es besser als im vergangenen Jahr“, sagt Nike, die 2012 als Lokalmatadorin auf heimischer Anlage bis zum abschließenden Geländeritt ebenfalls in Führung lag, dann allerdings Nerven zeigte und sich hinter Stefanie Prothmann vom RV Ahrensburg-Ahrensfelde mit dem zweiten Rang zufrieden geben musste.

Aufgewachsen auf dem elterlichen Hof Springbek bekam Nike den Pferdesport praktisch mit in die Wiege gelegt. „Pferde, Stallgeruch und jede Menge Misthaufen – meine Kinder sind robust aufgewachsen“, erinnert sich Mutter Ariane Denker, die neben der Kreismeisterin auch die Töchter Merle, 22, Line, 18, und Sohn Bennet, 20, großzog. „Bennet ist der einzige, der nicht reitet. Er kommt gegen die große Konkurrenz seiner Schwestern nicht an“, sagt Ariane Denker schmunzelnd. Sie hatte alle Kinder im Alter von vier Jahren zu einem Schwimmkursus beim SV Preußen Reinfeld angemeldet. „Auf unserem Gelände befinden sich drei größere Teiche, deshalb mussten alle Kinder frühzeitig Schwimmen lernen.“

Im Alter von sechs Jahren begann Nike mit dem Voltigieren, eine ihrer Meinung nach unverzichtbare Basis für jede Reitkarriere – egal ob der Weg einen später in Richtung Dressur, Springen oder Geländeritt führt. „Voltigieren ist der beste Einstieg für die richtige Körperbalance und ein sicheres Gefühl im Sattel“, sagt die 16-Jährige, die parallel auf dem Rücken von verschiedenen Ponys weitere Erfahrungen sammelte. Im Dezember 2011 stieg Nike Denker ernsthaft in den Vielseitigkeitsreitsport ein. Zeitgleich erwarb Familie Denker den Mecklenburger Wallach Leonardo. „Es war für mich sehr hilfreich, mit einem erfahrenen Pferd in dieser neuen Reitsportsparte anzufangen“, sagt Nike Denker, die die elfte Klasse der Theodor-Mommensen-Schule in Bad Oldesloe besucht.

Als Profil hat sie sich für das Fach Chemie entschieden. „Ich kann mir auch vorstellen, später bei meiner Berufswahl in diese Richtung zu gehen“, sagt die 16-Jährige, die nebenbei beim ATSV Stockelsdorf in Lübeck in der Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein dem Handballsport nachgeht. „Im Training lernt man die richtige Technik, sich beim Hinfallen abzurollen“, sagt Nike, die sich im Pferdesport auch bei Stürzen bislang noch nie ernsthaft verletzt hat.

Grund zum Feiern gab es für die 16-Jährige nach dem ersten Titelgewinn allemal – Zeit dafür blieb aber nicht. Die Maisernte musste am Wettkampfabend noch zu der nahe gelegenen, hofeigenen Biogasanlage gebracht werden. Nike tauschte Pferdesattel mit Traktorsitz und half Vater Christian bei der Arbeit. Einen Schlepperführerschein besitzt die 16-Jährige. Wallach Leonardo war der ganze Rummel dagegen eher egal. Er genoss in aller Ruhe die Extraportion Möhren und Äpfel.

Iris Genwo äußert sich zufrieden, mit dem Turnier in Bad Segeberg einen adäquaten Austragungsort für die im August geplanten, aber aus organisatorischen Gründen abgesagten Vielseitigkeits-Kreismeisterschaften auf dem Gelände des PS Granderheide gefunden zu haben. „Auf unseren Vorschlag, eine separate Kreismeisterschaftswertung mit aufzunehmen, reagierten die Segeberger sehr positiv“, sagt die Pressesprecherin des Kreispferdesportverbands Stormarn, der in diesem Jahr erstmals zwei Lehrgänge für Vielseitigkeitsreiter anbot. Genwo: „Es wäre erfreulich, wenn diese Sparte weiteren Zulauf bekäme“.“

Aus Stormarner Sicht gab es noch einen weiteren Titelgewinn zu feiern. Marina Köhnke vom RV Badendorf sicherte sich mit Let’s Dance den Landesmeistertitel in der internationalen Vielseitigkeitsprüfung CIC*. „Das war erst mein zweiter Landesmeistertitel überhaupt“, freut die 45Jahre alte Mutter von zwei Kindern, die bei den olympischen Spielen 2000 im australischen Melbourne mit Rang vier nur knapp eine Medaille verpasst hatte.