Das Abendblatt stellt die Kandidaten der Stormarner Sportlerwahl des Jahres 2011 vor. Heute: Die Voltigierauswahl des RVV Bad Oldesloe.

Bad Oldesloe. In ihrem Zimmer betrachtet Lara Kürbis immer wieder gerne Fotos, die an einer Wand in einem Bilderrahmen hängen. Die Motive zeigen sieben Sportler des Reit- und Voltigiervereins Bad Oldesloe, die bei der Junioren-Europameisterschaft im August 2011 im französischen Le Mans als deutsche Auswahl angetreten waren. Und Lara, die sich auch gelegentlich Videos von der Kontinentalmeisterschaft ansieht, ist nach wie vor begeistert, was ihre Mannschaft dort erreicht hat.

"Die Qualifikation für die EM war schon unglaublich gewesen. Als wir dann in Le Mans noch gewannen, konnte ich es erst gar nicht realisieren", sagt die 15-Jährige, die am Freitag Geburtstag hatte. In Frankreich konnte sie den größten Erfolg ihrer noch jungen Voltigierkarriere feiern.

Lara wohnt in Bad Oldesloe, besucht dort die neunte Klasse der Theodor-Mommsen-Schule und bezeichnet, na klar, Sport als ihr Lieblingsfach. Die Stormarnerin voltigiert bereits seit ihrem fünften Lebensjahr und hatte anders als ihr Teamkollege Malte Möller, der in Bargfeld-Stegen lebt, zuvor nicht mit Reiten begonnen. "Mir gefällt am Voltigieren, dass sich dadurch so viele Freundschaften ergeben haben und dass es ein Teamsport ist", sagt Lara.

Der erfolgreichen Mannschaft gehörten noch die beiden Hamburgerinnen Philine Lindhorst und Svenja Wedderien, Celina Feil aus Sülfeld, Jenny Spillmann aus Baden-Württemberg, der Flensburger Johannes Kay und Gianna Meier aus Lünen an. Als Ersatz stand stets die Oldesloerin Pia Abert bereit. Die Mannschaftsmitglieder, die vom Hamburger Landestrainer Hendrik Brühl trainiert werden, sind neun bis 16 Jahre alt.

"Als aktiver Sportler habe ich einen solchen Moment nie erlebt. Daher bedeutet mir der Triumph bei der EM wirklich sehr viel", sagt der 31-jährige Brühl, der als Berufsschullehrer in Ahrensburg arbeitet und dort Mathematik, Politik und Wirtschaft unterrichtet. "Es hat einfach alles gestimmt und war ein halbes Wunder." Die Stormarner traten mit dem Wallach Ecestelli an, den der sechsmalige WM-Teilnehmer Kurt Isensee zur Verfügung gestellt hatte. Sie landeten am Ende vor Österreich und Italien.

Der jetzige Ahrensburger und ehemalige Jersbeker Brühl trainiert die großen Talente teilweise schon seit fünf Jahren. Höhepunkt seiner aktiven Karriere war der Gewinn des Landesmeistertitels vor 16 Jahren. In der Vorbereitung auf die EM hatte sich das Team, das nach Meinung Brühls Leistungssport betreibt, über mehrere Wochen zum täglichen Training getroffen und dabei bis zu sechs Stunden geübt.

"Daher trage ich eine besondere Verantwortung. Vielleicht kann man mich als eine Art großen Bruder meiner Voltigierer bezeichnen. Ich bin für sie da", so der Landescoach. Vor allem die Qualifikation war eine große Überraschung gewesen, in der die Stormarner den Favoriten aus Neuss hinter sich lassen konnten. Drei Wochen später revanchierten sich dann aber die Rheinländer in Krumke (Sachsen-Anhalt), wo sie siegten und sich die Oldesloer mit Rang zwei begnügen mussten.

Anschließend musste das Stormarner Team neu zusammengestellt werden, da sich Pia künftig auf die Schule konzentrieren möchte und Johannes aus privaten Gründen ausschied. Dafür verstärken nun Philines jüngere Schwester Justine Lindhorst, 7, und der Stader Tom Vollmer, 15, die talentierte Voltigierauswahl, die sich MTB Market-Team nennt. Seit Oktober 2011 trainieren die Talente wieder drei- bis fünfmal in der Woche in Oldesloe, jeweils drei Stunden lang. Mit dem neunjährigen Wallach Alessio, der der Vereinsvorsitzenden Marion Rautenberg-Cornelissen gehört, und auf einer Holzattrappe als quasi zweites Pferd finden sie laut Brühl gute Bedingungen vor.

Die diesjährige Junioren-EM findet im August in der Slowakei statt. Die deutschen Junioren-Meisterschaften sind im September in Verden (Niedersachsen). Brühl: "Aufgrund der Veränderungen bei uns bleiben wir realistisch und konzentrieren uns lieber auf die deutschen Meisterschaften. An der EM-Qualifikation im Mai in Berlin werden wir teilnehmen, aber sie dürfte für uns noch zu früh kommen."

Für Lara jedenfalls ist ihre Voltigiermannschaft ohnehin viel mehr als nur eine sportliche Freizeitbeschäftigung. Der Kontakt mit dem Stamm des Teams ist schließlich so gut, dass die Nachwuchssportler auch regelmäßig zusammen etwas unternehmen. So wie neulich, als sich die ganze Mannschaft bei Philine zu Hause zu einem Spieleabend traf. Und Lara sagt, an ihrer Wand sei noch Platz für weitere Fotos. Wächst die Mannschaft auch in diesem Jahr über sich hinaus, kommen dann vielleicht noch mehr unvergessliche Aufnahmen dazu.