“Das war statisch, einfallslos. Wir hätten viel mehr Leidenschaft entwickeln müssen“, so Trainer Kohfahl.

Oststeinbek. Mit hängenden Köpfen in Richtung Winterpause, so also endete dieser Weg durch das Neuland Oberliga Hamburg erst einmal, und wie die Spieler vom Platz schlichen, mit leeren Blicken durch den Dauerregen, ergab sich ein Bild, das nicht recht passen mochte zu diesem sonst so stolzen Aufsteiger. Geschlagen, gedemütigt fast, jedenfalls so schwer getroffen wie nie zuvor in dieser Saison, das war der letzte Akt eines Fußballjahres mit so vielen Höhepunkten und nur ein paar Enttäuschungen. Der graue Dezembertag aber wird die Erinnerungen bestimmen in den kommenden Wochen beim Oststeinbeker SV, dieses 1:4 (0:2) beim SV Curslack-Neuengamme.

Vielleicht war es dann doch ein bisschen zu viel der Belastung für eine Mannschaft, die einen besonderen Aufwand betreiben muss, um erfolgreich zu sein in Hamburgs Oberhaus. Trainer Stefan Kohfahl hatte die vorangegangenen Duelle mit dem TSV Uetersen (2:1) und dem SV Lurup (2:0) zu "Endspielen" erklärt, danach, sagte er, sei "ein Spannungsabfall spürbar" gewesen. Bei Curslacks Deichkickern hatte der OSV in dieser Verfassung im Prinzip keine Chance, es hätte wahrlich Außergewöhnliches passieren müssen für einen Punktgewinn der auswärts erst ein einziges Mal in dieser Serie siegreichen Gäste auf dem Kunstrasen am Gramkowweg.

Erst ganz am Ende, die bislang höchste Saisonniederlage der Stormarner war gerade besiegelt, schien mancher dann doch unter Strom zu stehen, so wie Ivan Sa Borges Dju. Er, den sie "Ivan, der Schreckliche" nennen in Oststeinbek, sah ziemlich wütend aus, als er noch vor der obligatorischen Besprechung im Mittelkreis in die Kabine eilte, die Rufe Kohfahls ignorierend. Sogar Frederik Gößling, der noch immer nicht richtig fitte Ausnahmekönner im Tor, schien einen Moment lang zu überlegen, dem Stürmer zu folgen. Dann siegte seine Besonnenheit und er machte sich auf, um des Trainers Worten zu lauschen.

Viel Gutes hatte Kohfahl nicht zu sagen, auch später nicht in der Holzhütte, die dem Curslacker Stadionsprecher Zuflucht bietet vor Wind und Wetter, für den Coach als Schauplatz der Pressekonferenz aber ein eher unwirtlicher Ort war. Wo sein Gegenüber Torsten Henke von einem "optimalen Jahresabschluss" sprach, analysierte Kohfahl den Auftritt seiner Elf schonungslos. "Wenn man diese Leistung sieht, kann man nur froh sein, dass wir schon 27 Punkte auf dem Konto haben", sagte er. "Das war statisch, einfallslos, die Mannschaft hätte viel mehr Leidenschaft entwickeln müssen."

Vor 175 Zuschauern boten beide Seiten zunächst nur wenig Unterhaltung, ein harmloser Schuss von Marco Braesen, ein etwas gefährlicherer Kopfball von Andreas Langer, das war vom OSV alles in Hälfte eins. Und weil Kevin Höricke (14. Minute) und Patrik Papke (42.) für die Gastgeber das Optimum aus den wenigen Möglichkeiten herausholten, schien die Partie zur Pause schon entschieden. Matthias Reincke traf gegen die indisponierte OSV-Abwehr sogar zum 0:3 (84.), dann verkürzte Onur Ulusoy mit einem Kopfball (86.), Homan Khastoo sorgte mit einem Konter für den Endstand (88.).

Ein bisschen können sich die Stormarner die Weihnachtszeit dann doch noch versüßen, es steht ja das Pokalspiel aus beim TuS Hasloh am kommenden Sonntag. Doch ein Sieg bei dem Kreisligaklub ist nur Pflichterfüllung für den OSV - zu gewinnen gibt es wenig, zu verlieren umso mehr.

Oststeinbeker SV: Gößling - Akyil, Stendel, Besic, Polat - Langer (68. Gyasi) - Römhild, Weiß, Ulusoy - Braesen (56. Sa Borges Dju), Cihan (83. Gottschling).