Vergleichskampf ist eine klare Angelegenheit. Der “Profi“ aus Klein Wesenberg fährt bereits seit 13 Jahren Rennen.

Klein Wesenberg. Als in unserer Sportredaktion überlegt wurde, wer den deutschen Meister im Kartfahren herausfordern soll, fiel die Wahl schnell auf mich. Schließlich hatte ich erst wenige Tage zuvor bewiesen, schneller zu sein, als die Polizei erlaubt und mir zum wiederholten Mal ein Strafmandat eingehandelt. Ich war voller Optimismus: Auch ein Kart hat schließlich nur vier Räder, ein Lenkrad, ein Gas- und ein Bremspedal. Als ich die Kartbahn in Lüneburg-Embsen erreichte, wo mein Vergleichskampf mit Tim Schröder aus Klein Wesenberg stattfinden sollte, schwand meine Zuversicht dann doch etwas: Das Tempo, mit der die kleinen Renner über die Piste rasten, beeindruckte mich so, das ich verstohlen nach einer kleinen Nebenbahn Ausschau hielt, um vorher ein paar Übungsrunden zu drehen. Tim Schröder versuchte, mir die Bedenken zu nehmen: "Die Bedienung ist ganz einfach: links bremsen, rechts Gas geben, niemals beide Pedale gleichzeitig treten, sonst gibt es einen Getriebeschaden." Das klingt ja in der Tat nicht schwierig.

Und schon saß ich drin in dem Viertakter, der mit elf Pferdestärken ausgestattet ist. Ein kurzer Tritt aufs Gas, und ich rollte Richtung Piste. Dass der kleine Flitzer über keine Servolenkung verfügt, wurde mir schnell klar. Unmittelbar vor der Strecke machte ich wie vor einem Stoppschild scheinbar routiniert halt. Schließlich wollte ich nicht gleich negativ auffallen - und deshalb alle anderen Fahrer zunächst einmal vorbeirasen lassen. Irgendwann kam aber niemand mehr, also setzte ich den kleinen Rennwagen in Bewegung, steuerte auf die erste Kurve zu. "Na bitte, geht doch", sagte ich zu mir. Dass mich in der Zwischenzeit bereits vier Karts überholt hatten, fiel mir gar nicht auf. Auf meine Frage, ob ich mich in den Kurven als Anfänger lieber rechts halten solle, hatte Schröder geantwortet: "Nicht notwendig." Die anderen Fahrer nähmen ohnehin Rücksicht. So hielt ich mich bei Richtungsänderungen meist mittig auf der Strecke - während links und rechts einer nach dem anderen an mir vorbeischoss. Viele Fahrer hoben anschließend einen Arm. Meine Überlegung, ob sie sich dafür bedankten, dass ich sie vorbeigelassen hatte oder ob sie sich darüber echauffierten, was ihnen für ein langsamer Trottel die normale Fahrt erschwere, blieb ungeklärt. Gelegentlich raste ein blaues Etwas an mir vorbei. Das musste Schröder sein. Naja, er fährt ja auch ein Rennkart mit 32 PS und hat damit deutliche Vorteile im Vergleich zu mir. Karts erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 130 Stundenkilometern, ich blieb wohl knapp darunter.

Nach sechs Runden hatte ich genug und verließ die Piste. Da stand bereits der deutsche Meister. War ihm die Puste ausgegangen? Diese Frage blieb unbeantwortet, aber vielleicht hatte er sich unter einem "Gegner" auch einfach nur etwas anderes vorgestellt.

Danach erzählte er mir, dass er bis Ende Januar 2011 als Auszubildender zum Automobilkaufmann in einem Autohaus in Bad Oldesloe arbeitet und später an der Bundesfachschule für Betriebswirtschaft im Kfz-Gewerbe in Northeim studieren möchte. Der 21-Jährige heißt mit zweitem Vornamen Alain, in Anlehnung an den früheren Weltklasse-Formel-1-Piloten Alain Prost. Tims Vater Lorenz (57) ist großer Motorsportfan.

Der deutsche Meister hat auch eine sportliche Schwester - Nina (17) ist Landesmeisterin im Judo. Zusätzlich zum Renntraining stemmt er Gewichte und fährt im Winter Snowboard. "Beim Kartfahren geht es richtig zur Sache. Da muss man körperlich topfit sein", sagt Schröder. Er träumt zwar weiter von einer Karriere als Formel-1-Fahrer, sieht seine Situation aber realistisch: "Dafür bin ich wohl schon zu alt. Außerdem muss man viel Geld mitbringen - etwa 400 000 Euro."

Um diese Summe zu verdienen, müsste ich viele Artikel schreiben. Ein Talent fürs Kartfahren konnte ich bei mir nicht feststellen. Was bleibt ist die Erkenntnis, dass es leicht erlernbar ist - und viel Spaß macht.