Die Amazone aus Neritz schließt die Saison mit einem Triumph über die versammelte Elite ab. Jetzt plant sie eine große internationale Karriere.

Neritz/Badendorf. Julia Mestern ist die ungekrönte Königin von Boekelo (Niederlande). Wie im vergangenen Jahr gewann die Vielseitigkeitsreiterin vom RV Floggensee mit ihrem Toppferd Schorsch die internationale Drei-Sterne-Prüfung. "In Anbetracht des hochkarätigen Teilnehmerfelds ist das mein bislang größter Erfolg", sagte die 33-Jährige.

Größen der Szene wie die Britin Ruth Edge, vor zwei Jahren Siegerin im Vielseitigkeits-Mekka Luhmühlen, der zweifache Europameister Nicolas Touzaint aus Frankreich oder Neuseelands Doppel-Olympiasieger Mark Todd mussten sich hinter ihr einreihen. "Ich hätte niemals gedacht, dass ich in diesem Starterfeld meinen Vorjahressieg wiederholen könnte", sagte Mestern, "aber alles hat bestens geklappt. Mein Pferd hat sich sogar von dem vom Regen aufgeweichten tiefen Boden auf der Geländestrecke unbeeindruckt gezeigt." Auch Bundestrainer Hans Melzer lobte die starke Vorstellung des Paares. "In ihrer unbekümmerten Art haben Mestern und Schorsch überall die kürzesten Wege eingeschlagen und eine Zeit vorgelegt, an die niemand herankommen konnte", sagte er.

Mestern startete mit Platz fünf in der Dressur, schob sich dann mit dem schnellsten Ritt auf der 6000 Meter langen Geländestrecke mit 27 Hindernissen auf den ersten Platz vor und verteidigte diesen mit einem fehlerfreien Auftritt im Springparcours. Mit 39,20 Punkten siegte sie im Endklassement vor Simone Deutermann mit Free Easy (41,80 Punkte) und Edge mit P.C. Wilson (44,00), verdiente damit für Wolfgang Gudowsky aus Lütjensee, den Besitzer ihres 13 Jahre alten Hannoveraner Hengstes, ein Preisgeld von 12 500 Euro.

Für Mestern selbst war es wichtiger, sich nach den unglücklichen Auftritten bei den deutschen Meisterschaften in Schenefeld und beim CHIO in Aachen mit ihrem Triumph noch einmal nachhaltig bei den Bundestrainern in Erinnerung zu bringen. "Sie haben mir bestätigt, dass meine Name ganz dick unterstrichen in ihrem Notizblock steht", sagte sie. Mit Melzer sei verabredet, im November die Marschroute für die kommenden Jahre abzustecken. Mestern: "Die Weltreiterspiele 2010 in Kentucky kommen zu früh für uns, aber an eine Vier-Sterne-Prüfung werden wir uns sicher heranwagen."

Großes Ziel des Shootingstars der deutschen Vielseitigkeitsszene sind die Europameisterschaften in zwei Jahren in Luhmühlen. Wie behutsam Melzer die Neritzerin aufbauen will, zeigte sich auch in Boekelo. Dort verzichtete der Trainer darauf, Mestern für die am Ende siegreiche deutsche Mannschaft zu nominieren. "Anfangs war ich schon enttäuscht, nicht zum Team zu gehören. Letztlich bin ich aber dankbar dafür, so konnte ich ohne Druck reiten", sagte die Stormarnerin.

Dennoch gehörte eine Reiterin aus dem Kreis zum erfolgreichen deutschen Quartett: Marina Köhncke. Mit Calma Schelly verbesserte sich die Badendorferin im 96-köpfigen Teilnehmerfeld der Einzelwertung vom 24. Rang noch auf den zehnten Platz. Damit lieferte die 41-Jährige, die eine Woche zuvor erstmals Landesmeisterin geworden war, nach Deitermann mit Flambeau und Dirk Schrade mit Gadget de la Cere das drittbeste Ergebnis der zur Siegesmannschaft zählenden Reiter ab.

"Ich bin wahnsinnig glücklich", sagte Köhncke, für die damit eine überaus erfolgreiche Saison zu Ende geht. Zuvor hatte die Olympiateilnehmerin von Sydney die Weltcup-Qualifikation in Malmö (Schweden) gewonnen und beim Weltcupfinale in Strzegom (Polen) den sechsten Platz belegt. Dafür belohnt sich die Badendorferin jetzt mit einem einwöchigen Urlaub auf Djerba (Tunesien).