Die meisten Mitspielerinnen in der dritten Mannschaft der SG Glinde/Reinbek könnten ihre Enkeltöchter sein.

Glinde/Reinbek. Gisela Straube ist ein Phänomen. Während sich andere Sportler in ihrem Alter höchstens noch mit Gleichaltrigen messen, sucht die 70 Jahre alte Handballerin der SG Glinde/Reinbek das Duell mit deutlich jüngeren Spielerinnen. Die meisten ihrer Gegnerinnen sind zwischen 20 und 30 Jahre alt. Auch viele Kameradinnen in der dritten Glinder Mannschaft könnten ihre Enkelkinder sein. Trotz des Altersunterschieds ist Straube im Team beliebt, für viele sogar ein Vorbild: "Sie hat immer eine super Einstellung", sagt die 19-jährige Kathrin Muchewitz. Auch Torfrau Stella Ludewig (21) lobt Straubes Ehrgeiz, stellt zudem keinen Unterschied zu den Würfen ihrer Mannschaftskolleginnen fest. "Mein Schlagwurf kann sich noch sehen lassen", sagt der Oldie, der pro Spiel immerhin noch für zwei bis drei Tore gut ist.

In der vergangenen Saison gewann Straube mit ihrer Mannschaft souverän die Meisterschaft in der Kreisklasse und spielt jetzt in der Kreisliga. Zum Start gab es zwar zwei knappe Niederlagen. "Wir peilen aber einen guten Mittelfeldplatz an", sagt Trainer Stefan Appelbaum (45), der die Mannschaft nach der Sommerpause wieder übernommen hat. In der vergangenen Spielzeit musste der Diplom-Ingenieur aus beruflichen Gründen in seiner Freizeit kürzertreten und wurde von Jan Ninnemann vertreten. Nachdem die "Dritte" damals teilweise mit nur acht Spielerinnen auskommen musste, umfasst das Team aktuell 15 Akteurinnen.

Trotz der Verjüngung der Mannschaft blieb Straube dem Team erhalten. "Noch macht es mir großen Spaß und ich fühle mich körperlich fit", sagt die Stormarnerin, die erst mit 17 Jahren das Handballspielen erlernte und 1968 mit dem SC Union 03 Hamburg sogar einmal deutsche Meisterin wurde. Schon seit 1975 ist Straube, die sich selbst als Allround-Spielerin bezeichnet, Mitglied bei der TSV Reinbek - zunächst nur als Trainerin, dann als Spielertrainerin und mittlerweile ausschließlich als Aktive. In ihrer übrigen Zeit segelt sie mit großer Begeisterung und kümmert sich um ihren Garten in Hamburger Elbnähe. Außerdem arbeitet sie weiterhin in der Buchhaltung bei einem Immobilienmakler, einem Ingenieur und verwaltet auch selbst Immobilien.

"Bei der SG Glinde/Reinbek erhalte ich die volle Unterstützung der Mannschaft und des Trainers", sagt Straube. "Sie ist eine Kämpferin und sehr zuverlässig. Manchmal ist sie sogar noch unvernünftig wie ein Mädchen und spielt trotz kleinerer Verletzungen", sagt ihr ehemaliger Coach Ninnemann. Auch ihr aktueller Trainer setzt auf ihre Routine. Appelbaum: "Gisela passt einfach in die Mannschaft."

Hin und wieder gibt es vor den Begegnungen aus Reihen der Gegner zwar ein paar spöttische Bemerkungen, doch die Stormarnerinnen gaben auf dem Feld stets die passende Antwort. Appelbaum: "Hochmut kommt vor dem Fall."

An ein Ende ihrer Laufbahn mag Straube, die Freunde in Anlehnung an ihren Mädchennamen Zylla nur "Zylle" nennen, noch nicht denken. Auch Appelbaum zählt weiter auf den Routinier: "Wenn Gisela einmal aufhört mit dem Handball, dann wahrscheinlich weil sie das Gefühl hat, alt geworden zu sein."