Zwei Unaufmerksamkeiten eiskalt bestraft. Bitter: Der entscheidende Gegentreffer fällt in der 90. Minute.

Steinburg. Das Urteil war gesprochen lange bevor der Tabellenführer der Geschichte dieses Spitzenspiels eine letzte entscheidende Wendung gab, es fiel einstimmig aus auf Grundlage der Beweise, erbracht gestern Nachmittag im Ernst-Wagener-Stadion. Respekt schwang mit, als die Gästefans von Holstein Kiel II den Auftritt des Aufsteigers SV Eichede kommentierten, ihre Hochachtung galt insbesondere Hans-Friedrich Brunner. Der Eutiner, einst selbst Trainer in der Landeshauptstadt, habe eine bemerkenswerte Mannschaft aufgebaut bei dem Stormarner Dorfklub, sagten sie, doch mit den warmen Worten konnten die Steinburger dann erst einmal nicht viel anfangen nach der 1:2 (0:0)-Niederlage im Gipfeltreffen der Schleswig-Holstein-Liga.

Von der Ungerechtigkeit des Fußballs war die Rede, und tatsächlich wäre es wohl eher angemessen gewesen, hätte am Ende ein Unentschieden auf dem Ergebnisbogen gestanden. "Das ist sehr bitter", sagte Mittelfeldmann Jan-Ole Rienhoff, "wenn du hier führst, willst du auch etwas mitnehmen." Die Pleite aber hatte der SVE selbst zu verantworten, in der Schlussphase, als die Konzentration nachließ beim Tabellendritten. "Zweimal nicht aufgepasst, das nutzt eine Mannschaft wie Kiel dann gleich aus", sagte Rienhoff. Er sah nicht so aus, als könne er bald schon das Positive ziehen aus dem über weite Strecken sehenswerten Spiel vor 280 Zuschauern.

Brunners Taktik mit einem kompakten Mittelfeld und Fabian Kolodzick als einziger Sturmspitze hätte aufgehen können, vielleicht fehlte nur die Konsequenz im Abschluss. Kiels Reserve hatte mehr vom Spiel, Eichede erarbeitete sich die besseren Chancen, Schüsse von Dennis Wagner (22. Minute) und Kolodzick (42.) trafen jedoch nicht das Ziel. "Wir hätten ein Tor machen müssen in der ersten Halbzeit", sagte Rienhoff, und als Kolodzick nach einem Eckstoß von Lennard Ann dann doch das 1:0 schoss, war das zu diesem Zeitpunkt eher überraschend (58.). Der Treffer aber hätte wohl nicht zählen dürfen, weil René Wasken zuvor einen Gegenspieler zur Seite gestoßen hatte.

Die Kieler antworteten wütend, sie brachten Emotionen ins Spiel, dann zwei frische Leute, die alles noch in eine andere Richtung lenkten. Den Ausgleich von Raphael Gertz mit einem 20-Meter-Schuss (78.) nannte Brunner eine "Billardaktion", so ähnlich traf der ebenfalls eingewechselte Björn Kastner in der 90. Minute zum Endstand: Der Ball kam nach einem Eckstoß erst über Umwege zum Torschützen, und hinterher fragten sich die Eicheder, warum in der Zwischenzeit niemand zu einem Befreiungsschlag angesetzt hatte. Der erst fünfte Gegentreffer der Saison nach zuvor vier Zu-Null-Spielen war der ärgerlichste für den SVE.

"Wir sind auf die spielstärkste Mannschaft der Liga getroffen", sagte Brunner nach der zweiten Niederlage und dem Ende der Serie von fünf Siegen in Folge, "aber man hat gesehen, dass wir mit jedem Gegner mithalten können, auch mit dem Tabellenführer." Trotz des Ergebnisses sei Zufriedenheit angebracht nach einer starken Leistung, eine Erkenntnis, die Rienhoff und den anderen Eichedern schwer zu vermitteln sein wird. Sie verließen den Platz mit hängenden Köpfen und Brunner erkannte: "Jetzt heißt es, die Jungs wieder aufzubauen."

SV Eichede: Venz - Marwege, Buchholz, Wasken, Meyer - Jan-Ole Rienhoff, Barsuhn (90. Ratzlaff) - Maltzahn, Ann (84. Osmani), Wagner (79. Biermann) - Kolodzick.