Michael Weiß trug die Binde des Mannschaftsführers mit besonderem Stolz an diesem Abend des 2:1 (2:0)-Triumphs in der Fußball-Oberliga gegen den Meiendorfer SV und sah den Zeitpunkt gekommen für große Worte.

Oststeinbek. "In jedem Spiel schreiben wir eine neue Geschichte", sagte der Mittelfeldmann des Oststeinbeker SV. "Der Trainer hat in der Kabine gesagt, dass es für uns der größtmögliche Erfolg ist, den Hamburger Vizemeister zu schlagen. Jetzt haben wir es geschafft." Der dritte Sieg des Aufsteigers, er war das Ergebnis der bislang besten Saisonleistung.

Die treuesten OSV-Fans unter den 431 Zuschauern am Meessen brannten vor Spielbeginn Wunderkerzen ab, dann ließen sie sich von ihrer Mannschaft verzaubern. Sie feierten mit Sprechchören Ivan Sa Borges Dju für dessen sehenswerten Treffer in der zweiten Minute, später Torwart Frederik Gößling für eine lehrbuchmäßige Flugeinlage, doch als sie schließlich den Namen ihres Torjägers Gökhan Cihan riefen, schwang Sorge mit in ihren Stimmen, nicht mehr Triumphgeheul. Der quirlige Stürmer verließ das Spielfeld auf einer Trage, mit ausgekugelter Schulter musste er im Krankenhaus unter Narkose behandelt werden und fällt nun für unbestimmte Zeit aus.

Cihan war in Richtung MSV-Tor gestürmt, ihm entgegen der ehemalige Bargteheider Sebastien Mankumbani, Verteidiger Martin Weiss und der frühere Barsbütteler Torwart Tobias Sävke, und als sich alle an der Strafraumgrenze trafen, knackte es einmal laut und der Oststeinbeker ging zu Boden. Zehn Minuten dauerte die Verletzungsunterbrechung, und deshalb hatten die Gäste noch eine Menge Nachspielzeit zur Verfügung, nachdem Michael Sara in der 90. Minute das 2:1 gelungen war. "Die Sache mit Gökhan hat uns vielleicht ein bisschen aus dem Takt gebracht, da wurden bei manchem die Knie weich", sagte Michael Weiß. Der hochverdiente Erfolg hing am Ende deshalb am seidenen Faden.

OSV-Trainer Stefan Kohfahl, einer, der die Dinge im Zweifel lieber negativ beurteilt, fand nur einen Kritikpunkt, das nach den Treffern von Sa Borges Dju und Onur Ulussoy (37. Minute) fehlende dritte Tor seiner Mannschaft in der ersten Halbzeit. "Wir haben sehr guten Fußball gespielt und waren taktisch sehr stark", sagte er.

Aufsteiger Oststeinbek ist auch in der Oberliga vor eigenem Publikum eine bisher unbezwingbare Macht, der Klub hat sich im Mittelfeld der Tabelle etabliert, zum Teil erheblichen Verletzungssorgen zum Trotz. Nichts deutet darauf hin, dass der OSV um den Klassenverbleib fürchten muss, von ihren Zielen aber wollen die Stormarner keinen Millimeter abweichen. "Momente wie heute genießen wir, aber wir wissen, dass auch wieder andere Spiele kommen", sagte Weiß. "Wir müssen uns darauf einstellen, bis zum Schluss unten drin zu sein." Eine Geschichte würde der 27 Jahre alte Leistungsträger dann aber doch gern schreiben: "Nach dem Sieg gegen den Vizemeister können wir in der Rückrunde ja vielleicht auch Meister SC Victoria schlagen."

Oststeinbeker SV: Gößling - Akyil, Stendel, Besic, Blohm - Römhild (46. Braesen), Weiß, Ulusoy, Polat - Cihan (68. Langer), Sa Borges Dju (62. Ildir).