Der junge Torwart kommt seinem Berufswunsch “Profi“ etwas näher. Künftig steht er beim deutschen B-Jugendmeister zwischen den Pfosten.

Bargteheide. Davon träumt wohl jeder junge Sportler, Christopher Rudeck ist es tatsächlich passiert. Der Handball-Torwart aus Bargteheide wurde während eines Punktspiels entdeckt. Anfang des Jahres spielte er mit der C-Jugendmannschaft des TSV in der Oberliga bei der SG Flensburg-Handewitt. Christopher erwischte einen besonders guten Tag und begeisterte mit seinen Paraden nicht nur die eigenen Kameraden, sondern vor allem auch den gegnerischen Trainer. "Nach dem Spiel hat er mich gefragt, ob ich mir vorstellen könne, ins Flensburger Handballinternat zu kommen", sagt Christopher. "Ich war völlig überrascht, habe mich aber gleich gefragt, ob das tatsächlich etwas werden könnte."

Bei Gedankenspielen blieb es nicht. Wenige Tage später sah er sich in der Talentschmiede und im Fördegymnasium um, lernte seine neue Mannschaft kennen. Christopher war begeistert, und nach anfänglichen Schwierigkeiten gelang es ihm auch, seine Eltern davon zu überzeugen, dass ein Umzug in das Handballinternat genau das Richtige für ihn sei: "Sie waren zunächst skeptisch, weil ich noch sehr jung bin. Niemand möchte, dass sein Kind mit 14 zuhause auszieht. Aber sie haben akzeptiert, dass es eine sehr große Chance für mich ist", sagt er. Jetzt stehen Christophers Eltern hinter seiner Entscheidung - dass seine Mutter selbst seit vier Jahrzehnten Handball spielt und so überhaupt erst den Anstoß dafür gab, dass ihr Sohn als Dreijähriger zu dieser Sportart kam, dürfte dabei ein entscheidendes Argument gewesen sein.

Christopher sagt, dass er Profi werden möchte. "Aber zunächst will ich mich einfach auf das Training konzentrieren, mich in einer guten Mannschaft weiterentwickeln." In Flensburg wird er in der Oberliga spielen, der höchsten Klasse im B-Jugendbereich. Bei seinem Heimatverein wäre dies in der kommenden Saison nicht möglich gewesen. Aus diesem Grund verließen auch schon einige seiner Mannschaftskollegen den Klub. Seine neue Mannschaft war vergangene Saison sogar deutscher Meister. Christopher will dazu beitragen, dass der Titel ein weiteres Jahr in Flensburg bleibt.

Bis zur D-Jugend war der Neuntklässler gleichzeitig auch noch als Fußball-Torwart aktiv, beschloss dann aber, sich auf Handball zu konzentrieren. Seine Begründung: "Beim Fußball steht man die meiste Zeit rum, im Handball-Tor hat man wesentlich mehr zu tun."

Christopher ist schon gespannt auf den vor ihm liegenden neuen Lebensabschnitt, auch wenn er seine Familie und Freunde vermissen wird. Von klein auf spielte der Schüler, der bis zu den Sommerferien die achte Klasse des Kopernikus-Gymnasiums in seiner Heimatstadt besucht hat, für den TSV Bargteheide. Fällt da der Abschied nicht besonders schwer? "Klar. Es ist schade, dass ich jetzt einige Freunde nicht mehr so oft sehe", sagt Christopher, der in seiner Freizeit gerne zum Baden geht oder Squash spielt. "Meine Freunde haben zwar verstanden, warum ich nach Flensburg gehen will. Trotzdem sind sie traurig, dass wir uns ab sofort nicht mehr so oft sehen können."

Per E-Mail will er den Kontakt aufrechterhalten, an den Wochenenden so oft es geht nach Hause kommen. Die meisten Punktspiele seiner Mannschaft sind sonntags, so kann er zumindest den Sonnabend in seiner Heimat verbringen.

Im Internat leben bisher nur Feldspieler, Christopher wird der erste Torwart und mit seinen 14 Jahren zugleich auch der jüngsten der insgesamt zwölf Bewohner sein. Für ihn ist das kein Problem, denn er kennt viele Spieler bereits aus der Landesauswahl.

Neu ist für ihn dagegen das Trainingspensum. Während er beim TSV Bargteheide dreimal pro Woche übte, stehen in Flensburg vier bis fünf Handball-Einheiten auf dem Programm, hinzu kommen Fitnessstudio-Besuche mit dem Athletiktrainer.

Die jungen Internatsbewohner werden von einem Pädagogen betreut, der mit ihnen im Haus wohnt. "Zu ihm sollen wir gehen, wenn wir Probleme haben", sagt Christopher. "Trotzdem werden wohl immer mal wieder Phasen kommen, in denen ich meine Eltern sehr vermissen werde."