Klaus Unger gibt trotzdem eine Kiste Bier aus für die Mannschaft, trotz der 1:4 (1:1)-Niederlage gegen den TSV Grabau, trotz des Minuszeichens in der Abrechnung, es ist ja ein besonderer Abend für ihn und den SV Siek.

Siek. Neun Jahre und fast drei Monate sind vergangen seit dem letzten Spiel einer Ligamannschaft des Vereins, seit dem 25. Mai 2000, dem 3:0 gegen den Rümpeler SV. Und nun ist der Fußball also zurück auf dem Sportplatz zwischen Feld und Wiesen am Papendorfer Weg, er ist gekommen über holpriges Kopfsteinpflaster und eine staubige Sandpiste.

48 Zuschauer haben Eintritt bezahlt, für ein Erstrundenspiel im Kreispokalwettbewerb zwischen zwei Klubs aus der Kreisklasse D und der Kreisklasse B ist das ein guter Besuch, und doch reicht die Einnahme nicht, um die Kosten zu decken: Platzaufbau, Verbandsabgabe, Schiedsrichter, Fahrgeld. Am Ende fehlen 42,50 Euro, die Vereine müssen sich den Verlust teilen. Es ist ein teurer Start für die Sieker in eine Zukunft, von der noch niemand so genau weiß, wie sie aussehen wird.

Unger ist der Erste Vorsitzende des SVS und ein bisschen in der Zwickmühle als eine der Hauptpersonen einer skurrilen Geschichte, die so nur der Fußball mit seinen Vereinsmeiern schreiben kann. Vor neun Jahren haben Funktionäre des SV Siek und des SV Großhansdorf gemeinsam die FG Stormarn 2000 gegründet, einen neuen Klub, in dem sie alle ihre Fußballer zusammenführen wollten, um gemeinsam stärker zu sein, aufzusteigen, Erfolg zu haben. Unger hat einen Sitz im Vorstand der Fußballgemeinschaft, Kraft dieses Amtes müsste er gegen diese Mannschaft sein, die bis vor kurzem noch als FG Stormarn 2000 II spielte und jetzt im Trikot des SV Siek, die eine Lücke genutzt hat im Vertragswerk. Auf der anderen Seite muss er als Klubchef die Interessen seiner Mitglieder vertreten, und deshalb weiß er selbst nicht so genau, was er zu alledem sagen soll.

Sven Woisetschläger trägt nun wieder das Sieker Wappen auf der Brust und steht auf dem Sieker Sportplatz, er ist der Spielertrainer der Abtrünnigen und hat nach 90 Pokalminuten Krämpfe, jeder Schritt tut ihm weh. "Wir waren unzufrieden in der FG Stormarn 2000", sagt er, es habe Unstimmigkeiten gegeben, er wolle die Details lieber für sich behalten. Mit 18 Mann hat er den Vereinswechsel vollzogen, inzwischen stehen 24 Spieler im Kader. "Wir wollen oben mitspielen in dieser Saison", sagt Woisetschläger. Oben in der untersten Klasse.

Es hat viel Streit gegeben in den vergangenen Monaten zwischen dem Vorstand des SV Siek und Norbert Burmeister, dem Chef der Fußballgemeinschaft und des SV Großhansdorf in Personalunion. Man muss wissen, dass die FG Stormarn keine eigenen Mitglieder hat, alle Spieler gehören einem der beiden Gründungsvereine an. Burmeister haben sie vorgeworfen, Neuzugängen immer nur das Großhansdorfer Beitrittsformular ausgehändigt zu haben. Und sie waren unzufrieden, weil er die Heimspiele angeblich mehrheitlich in Großhansdorf ansetzen ließ.

Burmeister bestreitet all das, doch nachdem die FG Stormarn im vergangenen Jahr einer Zerreißprobe noch standgehalten hatte, steht sie in ihrer jetzigen Form nun vor dem Aus. "So, wie die Sache mit der Sieker Ligamannschaft gelaufen ist, finde ich das sehr unsportlich", sagt Burmeister. "Die FG Stormarn wird die Vereinbarung mit dem SV Siek deshalb zum Saisonende kündigen." Entweder soll dann ein neuer Vertrag geschlossen werden, der dem SV Siek und dem SV Großhansdorf die Gründung eigener Ligamannschaften untersagt. Oder die Kooperation wird zum zehnjährigen Jubiläum beendet, das ist die wahrscheinlichere Lösung im Moment.

Erst einmal hat Burmeister eine neue zweite Mannschaft der FG Stormarn gegründet als Ersatz, sie spielt gemeinsam mit dem SV Siek in der Kreisklasse D. "Für dieses Team gibt es diese Saison nur ein Ziel", sagt er. "Es soll zwei Spiele gewinnen." Zwei ganz bestimmte Spiele.