“Nacht-und-Nebel-Aktion“: Der unerwartete Wechsel von Abwehrmann Lars Schmitz zum USC Paloma dämpft die gute Stimmung.

Oststeinbek. Torwart Frederik Gößling und Mittelfeldspieler Michael Weiss ließen sich frisch geduscht an der Theke der Gaststätte des Elbestadions nieder, sie brauchten jetzt einen Absacker zum Abschluss eines aufregenden Tages. Ein wenig mussten sie wohl noch den Schock hinunterspülen, die Nachricht vom plötzlichen Abschied des Verteidigers Lars Schmitz, dessen Wechsel zum USC Paloma viele eine "Nacht-und-Nebel-Aktion" nannten und der den Oststeinbeker SV wie aus heiterem Himmel getroffen hatte. Das Lächeln auf den Gesichtern von Gößling und Weiss aber verriet, dass sie vor allem auf einen Punktgewinn unter widrigen Bedingungen anstoßen wollten, ein 0:0 in der Fußball-Oberliga Hamburg beim Wedeler TSV, das die Mannschaft Minuten zuvor wie einen Sieg gefeiert hatte.

Die OSV-Verantwortlichen erzählten die Geschichte so, dass am Vorabend Schmitz' Blitz-Transfer durchgesickert sei, Trainer Stefan Kohfahl sprach von "ganz bitterem Stil von Paloma". Bei den Stormarnern kannten sie den Verteidiger als einen, der das Vereinswappen im Herzen trug, keine Gelegenheit ausließ, seine Verbundenheit zum Klub zu zeigen. Umso überraschter waren sie von Schmitz' Entscheidung. "Hektik und Nervosität", sagte Kohfahl, habe auf der Anreise im Mannschaftsbus geherrscht, irgendwann löste dann eine "Jetzt-erst-recht-Stimmung" die Panik ab: Ohne Schmitz, ohne dessen WG-Partner Florian Blohm (Mandelentzündung), ohne Guido Stendel, Andreas Langer, Gökhan Cihan (alle Urlaub), zunächst auch ohne Jerry Boakye (kam verspätet zum Treffpunkt) blieb ein Team, das zur verschworenen Gemeinschaft wurde.

Mit einer "obskuren Innenverteidigung" (Kohfahl) mit Arafat Akyil und Anel Besic, mit vier Debütanten in der Anfangself boten die Gäste einen großen Kampf, und wenn es auch nur Fußball-Magerkost war, was die 248 Zuschauer zu sehen bekamen, entwickelte sich doch ein spannendes Spiel mit dem Höhepunkt in der 84. Minute: Wedels Nils Matthiessen traf die Unterkante der Querlatte, im Gegenzug vergab Onur Ulussoy freistehend.

Es war ein gerechtes Remis am Ende, wenn auch die ebenfalls ersatzgeschwächten Wedeler mehr Möglichkeiten hatten und sich bei Matthiessens Aluminium-Treffer betrogen fühlten. "So wie ich gehört habe, war der Ball ein bisschen drin", sagte TSV-Trainer Peter Nogly, der Ex-Coach des TuS Hoisdorf.

Weniger das Aufsteiger-Duell wird den Oststeinbekern in Erinnerung bleiben, vielmehr wollen sie Lehren ziehen aus dem Weggang Schmitz'. "Reisende soll man nicht aufhalten", sagte Ligaobmann Christian Gronauer sichtlich enttäuscht, und Kohfahl nahm zur Kenntnis, "dass die Oberliga ein kleines Haifischbecken ist, in dem wir unsere Naivität noch abstreifen müssen". Erst einmal aber müsse ein neuer Mann für die Abwehr her. Zwei Wochen nur bleiben bis zum Ende der Wechselperiode.