Torwart Tschichholz ist beim 7:6 gegen Favorit Rahlstedt der Held, muss um einen Stammplatz aber noch kämpfen.

Barsbüttel. Daniel Tschichholz sprang über die Barriere am Spielfeldrand hinter dem Tor und lief davon, den kleinen Hügel Richtung Imbissstand hinauf, er sah aus wie ein Mann auf der Flucht. Der 23-Jährige wusste ja, was jetzt passieren würde: Die ganze Mannschaft hatte sich an der Mittellinie schon in Bewegung gesetzt, in einem erstaunlichen Tempo nach 120 kräftezehrenden Spielminuten, sie würden ihn gleich umstoßen und ihn unter sich begraben. So wie es sich eben gehört nach einem gewonnenen Elfmeterschießen.

Sie haben ihren Torwart dann doch noch gestellt und sich alle auf ihn geworfen, Tschichholz leistete keine Gegenwehr und genoss den Moment des Triumphs, dieses 7:6 (2:2, 1:1, 1:0) des Außenseiters Barsbütteler SV in der zweiten Runde des Oddset-Pokalwettbewerbs gegen den Rahlstedter SC. "Ich wollte ja nicht weglaufen, nur schnell zu meinem Vater, mich bedanken, weil er mich immer unterstützt", erklärte der Schlussmann später, und zu einer kurzen Umarmung hatte es tatsächlich gereicht, bevor die Jubelprozedur begann.

Tschichholz war das Zünglein an der Waage in einem Spiel, das von Beginn an auf des Messers Schneide stand: Hier der Barsbütteler SV, nach einer ziemlich verkorksten Bezirksligasaison hungrig auf Erfolge, dort Landesliga-Titelkandidat Rahlstedt (mit dem ehemaligen Hoisdorfer Oliver Zapel als Trainer), wütend und vielleicht ein wenig verunsichert nach der Auftaktniederlage in der Punktrunde (0:1 gegen die TuS Dassendorf). Timo Röhricht schoss den BSV zweimal in Führung (28., 98. Minute), am Ausgleich war Tschichholz jeweils beteiligt: Erst bremste er Michael Scholtan regelwidrig, der Gefoulte selbst traf per Strafstoß (70.), "und auch das 2:2 kann ich mir mit ankreiden, weil der Ball am Fünfmeterraum entlang segelt", sagte der Schlussmann selbstkritisch. Juro Julardzija traf per Kopf (109.), zwei Minuten nur nachdem Rahlstedts Oliver Glavocevic die Gelb-Rote Karte gesehen hatte.

Im Elfmeterschießen parierte Tschichholz zweimal, besonders Sebastian Stiegert war ihm dafür dankbar, der Barsbütteler, der sich zunächst einen Fehlschuss erlaubt hatte. "Das ist einfach perfekt, mit zwei Siegen zu starten", sagte Tschichholz, der womöglich nur deshalb spielte, weil Konkurrent Georg Braunagel - ebenfalls 23 Jahre alt, aber mit höherklassiger Erfahrung - im Urlaub weilt. Trainer Thomas Wachsmann hat bislang keine Nummer eins benannt.

"Eine Mannschaft wie Rahlstedt ist schon ein Kaliber", sagte Wachsmann, "wir waren taktisch gut, hatten die besseren Torchancen und haben einfach mehr Leidenschaft gezeigt." Ein Signal, hofft der Coach, für den Punktspielstart am Sonntag beim GSK Bergedorf, "das ist wichtiger als der Pokal, wir wollen den Schwung dieses Sieges mit in die Partie nehmen". Aber auch Wachsmann weiß: "Jede Woche eine solch außergewöhnliche Leistung zu zeigen, das wird kaum möglich sein."