Schwarzer Tag für die “Weinroten“: Torwart Steffen Johann fliegt wegen Schiedsrichterbeleidigung vom Platz.

Steinburg/Bargteheide. Hans-Friedrich Brunner hatte sich eine Liege mitgebracht zum Schlafen, das war noch eine der komfortableren Lösungen im improvisierten Trainingslager des SV Eichede. In den vier Kabinen auf der Sportanlage von Grün-Weiß Siebenbäumen musste mancher die Nacht auf einer dünnen Isomatte überstehen, nicht jeder Rücken hielt das klaglos durch. Der Trainer war am Ende trotzdem zufrieden: "Wir sind auf dem richtigen Weg", sagte er, meinte damit aber nicht die Qualität der Unterbringung, sondern die des Eicheder Spiels. 8:0 (3:0) gegen den TSV Bargteheide, das Kräftemessen mit dem bisherigen Staffelrivalen zwei Wochen vor dem Start der neuen Fußballsaison war eine ziemlich einseitige Angelegenheit.

Im Jahr des Aufstiegs in die Schleswig-Holstein-Liga sparen die Steinburger. Statt sich wie in der Vergangenheit für drei Tage zurückzuziehen an einen fernen Ort, bereiten sie sich in diesem Sommer ausschließlich in der Heimat auf die Punktrunde vor. Die Wirtschaftskrise spielt auch im Sport eine Rolle, und wo man sich treffe, sei ohnehin nicht so wichtig, sagte Brunner: "Entscheidend ist doch, dass wir uns kennenlernen, uns gegenseitig beschnuppern."

Auf dem Platz muss mancher erst seinen Rhythmus finden, das Testspiel gegen Bargteheide war für einige eine gute Gelegenheit. René Wasken und Jacob Rienhoff müssten nach Zwangspausen "wieder das Gefühl für 90 Minuten" bekommen, sagte Brunner, vor allem aber war die Partie für die zuletzt gegen die Regionalligateams des VfB Lübeck und des Hamburger SV weitgehend auf verlorenem Posten stehenden Offensivleute ein Genuss. Jan-Ole Rienhoff traf zweimal, Sebastian Barsuhn, Dennis Ratzlaff, Torge Maltzahn und Tom Schildberg je einmal, Fabian Kolodzick und Wasken per Elfmeter.

Bargteheides Torjäger und Co-Trainer Jan Klötzner ging indes leer aus, das allein ärgert ihn für gewöhnlich schon genug, diesmal aber gab es in letzter Minute noch einen ganz anderen Aufreger: Nach dem von Wasken verwandelten Strafstoß sah Torwart Steffen Johann wegen Meckerns die Gelbe Karte, Sekunden später nur dann sogar "Rot". Er soll das Schiedsrichtergespann als "blind" tituliert haben, Johann bestritt den Vorwurf, Klötzner aber interessierte das wenig. "Ich habe es nicht gehört, aber in solchen Fällen sitzt der Schiedsrichter am längeren Hebel. Man muss eben in manchen Situationen auch mal den Mund halten können", sagte er.

Nun ist Improvisationstalent gefragt bei den "Weinroten", denn Ersatztorwart André Philipp ist noch für mehrere Wochen verletzt, Neuzugang Lorenz Dietel bislang nicht zum Training erschienen und von Chefcoach Marco Schier längst abgeschrieben. Gut möglich, dass Johanns Sperre erst nach dem ersten Verbandsliga-Punktspiel am 9. August gegen den SV Heringsdorf ablaufen wird, doch darüber muss nun das Sportgericht des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbands entscheiden.

Eichede unterlag tags darauf dem FC Schönberg 95, Meister von Mecklenburg-Vorpommern, ebenfalls in Siebenbäumen mit 2:3 (1:2), die Tore erzielten Lennard Ann und Maltzahn. Kolodzick vergab mit einem verschossenen Handelfmeter ein besseres Resultat. Zum Abschluss des Trainingslagers wirkte die Mannschaft müde, "das Positive war aber, dass wir uns in der zweiten Halbzeit gesteigert haben. Deshalb kann man zufrieden sein", sagte Brunner.