Die Ahrensburgerin steigert sich auf 6,38 Meter. Natalie Piehl für deutsche Jugendmeisterschaften qualifiziert.

Ahrensburg. An solchen Tagen redet Nadja Käther noch ein wenig schneller als sonst, als wolle sie das Tempo, die Euphorie des Wettkampfs mitnehmen in den Alltag als Lehramtsstudentin. Geschwindigkeit ist die Grundlage für den Erfolg der Ahrensburgerin, nur wer sprinten kann, hat das Zeug zur guten Weitspringerin. Und doch würde Käther in manchen Momenten am liebsten bremsen. Man muss sich ihre Saison ungefähr so vorstellen wie die Tour de France: Immer, wenn sie mühsam einen Berg erklommen hat, geht es danach rasant bergab.

Jetzt aber steht Käther wieder auf einem Gipfel und schaut schon auf zum nächsten, sie hat ihre Bestleistung bei ihrem Sieg auf den norddeutschen Leichtathletikmeisterschaften in Lübeck auf 6,38 Meter gesteigert und auch im Jahr der verpassten Chancen noch Ziele vor Augen. 6,40 Meter ist die Norm für den Bundeskader, "das muss diese Saison noch kommen, und ich kann noch viel weiter springen", sagt Käther, sie will kämpfen. An den Qualifikationshürden zur Universiade und zur U-23-Europameisterschaft ist sie gescheitert, aber sie sagt, dass sie sich damit abgefunden habe: "Ich will jetzt zeigen, dass es mich noch gibt, dass ich es noch kann."

Es war ein Wettkampf wie gemalt für Käther, nicht einmal wechselnde Winde, der größte Feind des Weitspringers, konnten ihr etwas anhaben an diesem Nachmittag im Stadion Buniamshof. Alle sechs Versuche gültig, und zwischen dem dritten und vierten Durchgang holte sie sich schnell noch Bronze im 100-Meter-Hürdensprint ab: 14,30 Sekunden, eine starke Leistung nach sogar noch besseren 14,14 Sekunden im Vorlauf.

Der Paukenschlag kam zum Schluss, wie eine Stabhochspringerin schraubte Käther ihre Bestleistung um eine Kleinigkeit nach oben, um einen Zentimeter. Ende Juni bei den deutschen Juniorenmeisterschaften in Göttingen hatte sie sich um drei Zentimeter gesteigert. Eine Woche später war dann einer dieser Abstürze gekommen: Drei ungültige Versuche bei der DM in Ulm, eine Riesenenttäuschung. "Diese Saison macht mich fertig mit ihren Höhen und Tiefen", sagt Käther.

"Ziemlich cool" sei der Wettkampf gewesen und "Stimmung und Publikum genial", so in etwa empfand es auch Natalie Piehl. Die Großhansdorferin im Trikot der LG Reinbek-Ohe sprintete im 200-Meter-Finale der Frauen zwar auf den letzten Platz, ihr Ziel aber hatte sie im Vorlauf längst erreicht: 25,45 Sekunden für die A-Jugendliche, das bedeutete die Qualifikation für die deutschen Jugendmeisterschaften in Rhede (7. bis 9. August).

Mit Bronze garniert kehrte Mirko Hamann aus Lübeck zurück, als einer der Glücklichen nach einem Hürdenlauf, der als "Chaos-Rennen" in die Geschichte der norddeutschen Meisterschaften eingehen wird: Mehrere Stürze, Hürden flogen über die Bahn, drei Athleten erreichten das Ziel nicht. Hamann aber war nach 15,58 Sekunden als Dritter da, eine Hundertstelsekunde nur nach dem zweitplatzierten Merlin Randel (LAV Hamburg-Nord).

Käther will an diesem Freitag schon raus aus der Achterbahn, in der sie durch die Saison schlingert, bloß nicht wieder so ein Absturz wie der von Ulm. Für das Sprungmeeting in Dillingen, einem Qualifikations-Wettkampf für die Weltmeisterschaften in Berlin, hat sie sich wieder einen weiten Satz vorgenommen, und doch bleibt sie realistisch. An die WM-Norm von 6,72 Meter, sagt Käther, verschwende sie keinen Gedanken.